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Sitzungs-Berichte der Archäologischen Gesellschaft zu Berlin — 8.1890

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https://doi.org/10.11588/diglit.27913#0027
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tung jener Kultur als die trojanischen. — Am zahl-
reichsten waren die Funde aus der folgenden sog.
gräcophönizischen Periode, welche sich durch die
Verwendung des Eisens zu den Waffen und der
Drehscheibe zu den Thonvasen charakterisiert. Zu-
nächst liefsen sich einige, wenn auch spärliche Über-
gangserscheinungen feststellen, welche die Brücke zu
der vorigen Periode bilden. Von ganz besonderem
Interesse aber sind einige durch ihre prachtvolle
Steinarchitektur von den gewöhnlichen Erdgräbern
sich unterscheidende Grabanlagen. Der Vortragende
datierte dieselben in die spätere Zeit dieser Periode,
in die erste Hälfte des 6. Jahrh. v. Chr. An zweien
dieser Gräber befinden sich vor dem Eingänge zu
beiden Seiten Pilaster mit prachtvollen grofsen Voluten-
kapitälen eigentümlicher cyprischer Bildung. Auch
die übrigen Architekturteile dieser Gräber sind über-
aus wichtig, da sie einen Holzbau von sehr altertüm-
lichem Typus nachahmen; sie werden dadurch bedeu-
tend für unsere Erkenntnis des altgriechischen Holz-
baues. aus welchem der steinerne Tempelbau hervor-
ging. Auf Cypern haben sich, wie der Vortragende
des näheren ausführte, von jeher primitive Bauformen
unverwüstlich lebendig erhalten. Noch verdient in
jenen Gräbern besondere Hervorhebung das Innere
der einen Kammer, welche zwei Blendthüren mit in
Stein nachgebildeten Holzschlössern enthält und im
oberen Teile zwei wahrscheinlich Fenster bedeutende
umrahmte Nischen mit reicher überaus zierlich aus-
gehauener altcyprischer Ornamentik. Das eine Haupt-
grab war leider schon in alter Zeit gründlich ausge-
plündert, in dem anderen aber hatten die Räuber-
noch eine gute Nachlese übrig gelassen. Der Helm,
der sich hier fand, stellt einen bisher kaum vertretenen
Typus dar und ist durch ein ungewöhnlich kompli-
ziertes in Scharnieren bewegliches Visier merkwürdig.
 
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