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Sitzungs-Berichte der Archäologischen Gesellschaft zu Berlin — 8.1890

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https://doi.org/10.11588/diglit.27913#0041
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gewissen „ an sicli “ wohlgefälligen Verhältnissen zu-
schreiben wollen. Vielmehr komme das Normalbild,
welches unsere Anschauung sich schaffe, in unserem
Gehirn auf ähnliche Weise zu stände, wie die Durch-
schnittsaufnahme im photographischen Apparat: durch
Ausscheidung der individuellen Abweichungen und die
Verschmelzung der gemeinsamen Züge zu einem
Durchschnittsbilde. Dieses Durchschnittsbild, welches
unsere Phantasie unbewufst gestaltet, stellt uns das
neue Verfahren eigentlich zum ersten Male in voller
Deutlichkeit vor Augen. Zum ästhetisch wohlgefälligen
Normalbild wird es uns dadurch gesteigert, dafs wir
durch die Erfahrung genötigt werden, in ebenmäfsige
Gesichtszüge auch körperliche Gesundheit und seeli-
sches Gleichgewicht hineinzudenken.

Wie dem aber auch sein möge — wenn also die
Durchschnittsphotographie in der That Normaltypen
darzustellen vermag, so ist klar, dafs wir in ihr ein
mechanisches Analogon für die Thätigkeit der künst-
lerischen Phantasie besitzen. AVie innerhalb dieser
die Schöpfung von Idealtypen zu stände kommt, wird
unserem Verständnis durch jene Versuche auf experi-
mentellem Wege näher gebracht.
 
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