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Sondheim, Moriz
Gesammelte Schriften: Buchkunde, Bibliographie, Literatur, Kunst u.a. — Frankfurt a.M., 1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.34388#0366
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335

[31.] Die Gimbacher Kapelle. 61: 45.
Erster Zustand: Vor der Schrift als Kopfvignette.
Zweiter Zustand: Mit der Inschrift: Ginbacher Capelle als
Kopfvignette.
Dritter Zustand: Mitten im Text auf Seife 16.
Vierter Zustand: Rückseite leer.

Schiftart von dissem eilenden iamertal.
Frankfurt, Baff Murner, 1512.
Der älteste Frankfurter Buchdrucker, von dem Drucke be-
kannt sind, ist Batt (Beatus) Murner von Sfraßburg/) Von
seiner Persönlichkeit wissen wir fast nichts. Urkunden des
Straßburger Stadtarchivs beweisen, daß er ein jüngerer Bruder
des Thomas Murner war und lassen den Schluß ziehen, daß er
nicht vor 1488 und nicht nach 1492 geboren wurde.') In den
Jahren 1511 und 1512 finden wir die beiden Brüder Murner in
Frankfurt, Thomas als Lesemeisfer bei den Barfüßern, Baff
als Buchdrucker. Wir besitzen aus diesen Jahren neun Drucke
von ihm, von denen acht in den Schlußschriffen bezeugen, daß
Baff (Beatus) Murner von Sfraßburg sie in Frankfurt gedruckt
hat. Einer dieser Drucke ist die Schiffart von dissem
eilenden iamertal, die acht andern sind Schriften des
Thomas Murner: der Ludussfudenfium in zwei Drucken,
die Arma pafientie, der Ritus phase iudeorum, das
Benedicife iudeorum in drei Drucken und die Schel-
men Zunfft in der ersten Fassung. Batt war damals höch-
stens dreiundzwanzig Jahre alt. Wahrscheinlich wurde die kleine
Druckerei auf Veranlassung und für die Bedürfnisse des Tho-
mas eingerichtet, vielleicht im Barfüßerkloster selbst; denn in
den Akten und Registern des Frankfurter Archivs ist über
Baff Murner nichts zu finden und die Vermutung liegt nahe,
daß auch er ein Insasse des Klosters war.
Thomas ist 1513 wieder in Sfraßburg, wohin er die Holz-
M. Sondheim, Die ältesten Frankfurter Drucke. Frankfurt 1885.
2) In drei Urkunden des Jahres 1506 (gedruckt bei Sondheim, S. 5) wird
Johannes Murner als Curator des unmündigen Beatus genannt. Nach dama-
ligem Rechte bekam ein Minderjähriger einen Tutor bis zum vierzehnten, dann
einen Curator bis zum 18. Jahr. Tenglers Neu Layenspiegel, Straßburg 1527,
Bl. IX, sagt darüber: „Es werden den minderiärigen vormün-
dergesetzt, zuo latein genantTutores, oder beschir-
me r, biszsiezuojrentagenkommen. Nämlich, die kna-
benzuovierzehen, vnd die mäydlin zuo zwölff jaren,
darnach sollen sie rechnung thuon, vnd fürterzuoneüwen
Curatoren, das ist, versorger gesetzt werden, bisz die
kind achtzehen jar altwerde n." Da Johannes Murner Curator,
nicht Tutor Batts im Jahre 1506 war, war Batt Murner damals nidit jünger als
vierzehn und nicht älter als achtzehn Jahr.
 
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