sie schon von Comelis Bos verwendet wurden. Mit solchen Gebilden an der
Ornamentik des Spiegels stimmen Motive überein, die Eisenhoit schon an
den beiden Meßbüchern des Paderborner Fürstbischofs verwendet hatte, die
man in der Lichtdruckveröifentlichung von Julius Lessing (die Silberarbeiten
des A. E. aus Warburg) vergleichen kann. Daran fmdet man auch schon die
gleiche Bildung der Hände, wie sie auf dem Spiegeldeckel der Genius der Zeit
und die nackte Gestalt links von ihm mit ihrer übertriebenen Einbiegung der
Fingerglieder in den Gelenken besonders kennzeichnend sehen lassen. Eine
besondere Eigentümlichkeit des Spiegelrahmens besteht darin, daß alle seine
Figuren, die anscheinend vollrund vortreten, nicht gegossen, sondern ge-
trieben sind, während man sich dazu an anderen Orten schon des Gusses
bediente. Der Meister bekundet darin eine ganz hervorragende Kunstfertigkeit,
die so von keinem anderen gleichzeitigen Silberschmied auch nur erstrebt wird.
Gegossen sind nur die kleinen architektonischen Glieder. Einen direkten An-
halt für die Heimat des Künstlers bietet die Umschrift der großen Glasscheibe
mit dem Wappen des Römisch-deutschen Reiches, diese lautet: >>Hemmel:vnd:
erde : werdth : vorgan : Godes wordth blifth b(ei)hstan.« Die Sprachform
Hemmel statt Himmel, blift statt bleibt deutet auf Westfalen.
RELIEFS
Mit einem solchen Werk hatte der Silberschmied ein für den persönlichen
Gebrauch bestimmtes Gerät geliefert, dessen größere Bedeutung doch in
seiner Eigenschaft eines sinnreichen und kostbaren Schmuckes der Wand be-
stand. Ein Schritt weiter in dieser Entwicklung führt dazu, das silbergetriebene
Relief ohne jeden Gebrauchszweck lediglich als Kunstwerk für die Wand her-
zustellen. Man konnte es dann ebenso einrahmen und aufhängen, wie jedes
Ölbild oder Holzrelief Das Grüne Gewölbe besitzt mehrere solcher Relief
platten, die nicht mehr als bloße Einlagen in Kästen oder Schränken entstanden
sein können, sondern die für sich allein betrachtet sein wollen. Darunter sind in
Silber getriebene Bildnisse von Mitgliedern der kurfürstlichen Familie, die der
als Medailleur bekannte Meister Sebastian Dattler in den Jahren 1621 bis
1630 in Dresden hergestellt hat. Der in Straßburg geborene Künstler hat be-
sonders deutschen und auswärtigen Höfen seine Kunst angeboten und erhielt
auch wohl erst unter Kaiser Ferdinand II. den Titel eines kaiserlichen Hofgold-
schmieds, woraus zu schließen, daß er, abgesehen von Medaillen, zu denen er
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Ornamentik des Spiegels stimmen Motive überein, die Eisenhoit schon an
den beiden Meßbüchern des Paderborner Fürstbischofs verwendet hatte, die
man in der Lichtdruckveröifentlichung von Julius Lessing (die Silberarbeiten
des A. E. aus Warburg) vergleichen kann. Daran fmdet man auch schon die
gleiche Bildung der Hände, wie sie auf dem Spiegeldeckel der Genius der Zeit
und die nackte Gestalt links von ihm mit ihrer übertriebenen Einbiegung der
Fingerglieder in den Gelenken besonders kennzeichnend sehen lassen. Eine
besondere Eigentümlichkeit des Spiegelrahmens besteht darin, daß alle seine
Figuren, die anscheinend vollrund vortreten, nicht gegossen, sondern ge-
trieben sind, während man sich dazu an anderen Orten schon des Gusses
bediente. Der Meister bekundet darin eine ganz hervorragende Kunstfertigkeit,
die so von keinem anderen gleichzeitigen Silberschmied auch nur erstrebt wird.
Gegossen sind nur die kleinen architektonischen Glieder. Einen direkten An-
halt für die Heimat des Künstlers bietet die Umschrift der großen Glasscheibe
mit dem Wappen des Römisch-deutschen Reiches, diese lautet: >>Hemmel:vnd:
erde : werdth : vorgan : Godes wordth blifth b(ei)hstan.« Die Sprachform
Hemmel statt Himmel, blift statt bleibt deutet auf Westfalen.
RELIEFS
Mit einem solchen Werk hatte der Silberschmied ein für den persönlichen
Gebrauch bestimmtes Gerät geliefert, dessen größere Bedeutung doch in
seiner Eigenschaft eines sinnreichen und kostbaren Schmuckes der Wand be-
stand. Ein Schritt weiter in dieser Entwicklung führt dazu, das silbergetriebene
Relief ohne jeden Gebrauchszweck lediglich als Kunstwerk für die Wand her-
zustellen. Man konnte es dann ebenso einrahmen und aufhängen, wie jedes
Ölbild oder Holzrelief Das Grüne Gewölbe besitzt mehrere solcher Relief
platten, die nicht mehr als bloße Einlagen in Kästen oder Schränken entstanden
sein können, sondern die für sich allein betrachtet sein wollen. Darunter sind in
Silber getriebene Bildnisse von Mitgliedern der kurfürstlichen Familie, die der
als Medailleur bekannte Meister Sebastian Dattler in den Jahren 1621 bis
1630 in Dresden hergestellt hat. Der in Straßburg geborene Künstler hat be-
sonders deutschen und auswärtigen Höfen seine Kunst angeboten und erhielt
auch wohl erst unter Kaiser Ferdinand II. den Titel eines kaiserlichen Hofgold-
schmieds, woraus zu schließen, daß er, abgesehen von Medaillen, zu denen er
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