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Sponsel, Jean Louis; Haenel, Erich [Hrsg.]; Grünes Gewölbe <Dresden> [Hrsg.]
Das Grüne Gewölbe zu Dresden: eine Auswahl von Meisterwerken der Goldschmiedekunst ; in vier Bänden (Band 4): Gefässe und Bildwerke: aus Elfenbein, Horn und anderen Werkstoffen ; Stein, Holz, Bronze, Eisen ; mit 64 Lichtdrucktafeln, davon 3 farbig — Leipzig, 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.37406#0034
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1598 auf fünf Jahre verlängert, von denen drei in Nürnberg selbst gearbeitet
werden soll.
Zu Geislingen in Württemberg hat sich dann im 18. Jahrhundert die Kunst des
Elfenbeinschnitzern und -Drehens aus derZunftverfassung, die schonim 13 .Jahr-
hundert, als die älteste Deutschlands erwähnt wird, besonders selbständig ent-
wickelt. Die unendliche Feinheit der Durcharbeitung bei Altärchen, Kruzifixen,
Nähkästchen und dergl. soll sogar die Nürnberger Künstler angeregt und zur
Bewunderung hingerissen haben. So entstanden etwa „hundert kleine Gesichter
auf einem Stückchen Elfenbein von der Größe einer Muskatnuß oder hundert
Kelche in einer Nuß, oder drei Kegelspiele in einem Pfefferkorn“. Ein solches
Pfefferkorn, das sich auch in dem St. Georgspokal Jakob Zellers (Tafel 6a)
unter der Deckelfigur in einem Schraubbüchschen befand, einWerk des Abraham
Elias Resch, gest. 1609, kam in den Besitz des Papstes Pauls III. Wilhelm Knoll,
gest. 1764, verfertigte in Elfenbein die ganze Leidensgeschichte Christi samt Öl-
berg, „ein Kunstwerk, das in Deutschland, der Schweiz, Italien, Holland und
England zur Schau getragen, endlich sehr teuer nach England verkauft wurde“.
In dieser Zeit schlossen die Geislinger Drechsler mit dem Händler Joh. Daniel
Stiebei in Straßburg den sogen. „Bein-Akkord“ ab, der die Geislinger auf neun
Jahre zur jährlichen Abnahme von „30000 Stück Beinern“ verpflichtete. Ähn-
lich wie in Geislingen wurde in Erbach die Beindreherei zu dem führenden
Handwerk. Graf Franz, der Gründer der Kunstsammlungen in Schloß Erbach
(gest. 1823), hat das Handwerk selbst erlernt. In der Fachschule für Elfenbein-
schnitzerei hat diese Kunst, die durch mehr als ein Jahrtausend die Vorstellungs-
kraft der Künstler ebenso befruchtet wie die Freude an der Kostbarkeit des bild-
haften Naturstoffs angeregt hat, ihre letzte Pflegstätte gefunden.

ARBEITEN AUS BERNSTEIN
,,Es findet sich im Bernsteine ein wahrer Abdruck der mit den schönsten und bewunde-
rungswürdigsten Figuren spielenden Weisheit Gottes, welche von den Wirkungen des inn-
wohnenden Geistes ihr Zeugniß ablegen, welcher sein Malwerk der Natur, in diesen durch-
sichtigen Stein, so künstlich anbringet... diese, nicht auf die Fläche so sehr als in der
Selbstständigkeit des Steines durchzogene Malerey, ohne Pinsel und Farben zu bewundern1 (.
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