214 v. Das autike Kunsthandwerk.
iu deu Anfüugen kunstgewerblicher Thätigkeit viel stärker auftritt, als im Kreise der monu-
mentalen Kunst, eroberte sich gleichwohl auch die Kleinkunst im Laufe der Jahrhunderte das
Recht, als eine Schöpfung der eigentümlichen hellenischen Phantasie begrnßt zu werden. Einzelne
Grundzüge haften stets an ihr: die vollkonimene Zweckniäßigkeit der Gestalt und Form, das
Durchscheinen des Zweckes im Zierrat und die freiwillige Unterwersung unter strenge tektonische
Gesetze. Das antike Gerät kopiert nicht Baufornien, wie es das Kunsthandwerk in der gotischen
Periode thut, wo z. B. der kleine Schrein die Formen des riesigen Domes wiederholt. Aber
dieselben Trennungs- und Verbindungsglieder, die in der Architektur eine so wichtige Rolle
spielen, werden auch in den Werken des
Kunsthandwerks verwendet; die Profile,
das Ornament, die dort die Aufgaben
der Glieder so sprechend andeuten, kommen
auch hier znr Geltung. Daß die Kunst
und das Knnsthandwerk der Griechen in
einer einheitlichen Phantasie wurzeln, bei
aller Freiheit des Vorgehens in jedem
einzelnen Zweige, verleiht den kunst-
gewerblichen Arbeiten ihre eigentümliche
Schönheit und stempclt sie auch für die
folgenden Weltalter zum Muster.
Das Kunsthandwerk greift bald in
das Gebiet der Plastik, bald in das der
Malerei über. Die Flachdekoration schließt
sich der Malerei an; in Metall, Stein
und Thon wird das plastisch geformte
Geräte ausgefiihrt. Das Gold ist wahr-
scheinlich der älteste dem Reiche der
Metalle entlehnte und künstlcrisch be-
arbeitete Stoff; es empfiehlt sich durch
seine außerordentliche Dehnbarkeit und
seine Fähigkeit, bis zum feinsten Drahte
ansgezogen zu werden. Das Goldblech
dient zur Bekleidung und zum Beschlage;
die ältesten Blechornamente sind der ge-
triebene Buckel und die geritzte Linie;
auS dem sich zum Geflecht und zur
Kette eignenden Drahte entwickelt sich
das Filigranwerk. Die Goldarbeit ist, wie die altertümlichste, so auch die konservativste. Jn
keinem anderen Zweige des Kunsthandwerks bindet die Natur des Stoffes die Form so fest
wie hier. Kein Wnnder, daß die antike Goldschmiedeknnst der altorientalischen so nahe steht,
ost die ganz gleichen technischen Vorgänge wiederholt. Sie ist fast ansschließlich reine Gold-
schmiedearbeit. Die Juwelierkunst, seit dem Ende des klassischen Altertums zu immer größerer
Bedeutung emporsteigend, wurde wenig geübt und auch wenig geachtet. Zum Teil hängt dies
damit zusammen, daß man nur den Rundschliff der Edelsteine (sn oaboolion) kannte, nicht aber
den eigentlichen Steinschnitt (Facettierung), der erst im 15. Jahrhnndert aufkam. Der Saphir
und Rubin kommen gar nicht, der Diamant nur als Seltenheit vor. Der grüne Smaragd,
iu deu Anfüugen kunstgewerblicher Thätigkeit viel stärker auftritt, als im Kreise der monu-
mentalen Kunst, eroberte sich gleichwohl auch die Kleinkunst im Laufe der Jahrhunderte das
Recht, als eine Schöpfung der eigentümlichen hellenischen Phantasie begrnßt zu werden. Einzelne
Grundzüge haften stets an ihr: die vollkonimene Zweckniäßigkeit der Gestalt und Form, das
Durchscheinen des Zweckes im Zierrat und die freiwillige Unterwersung unter strenge tektonische
Gesetze. Das antike Gerät kopiert nicht Baufornien, wie es das Kunsthandwerk in der gotischen
Periode thut, wo z. B. der kleine Schrein die Formen des riesigen Domes wiederholt. Aber
dieselben Trennungs- und Verbindungsglieder, die in der Architektur eine so wichtige Rolle
spielen, werden auch in den Werken des
Kunsthandwerks verwendet; die Profile,
das Ornament, die dort die Aufgaben
der Glieder so sprechend andeuten, kommen
auch hier znr Geltung. Daß die Kunst
und das Knnsthandwerk der Griechen in
einer einheitlichen Phantasie wurzeln, bei
aller Freiheit des Vorgehens in jedem
einzelnen Zweige, verleiht den kunst-
gewerblichen Arbeiten ihre eigentümliche
Schönheit und stempclt sie auch für die
folgenden Weltalter zum Muster.
Das Kunsthandwerk greift bald in
das Gebiet der Plastik, bald in das der
Malerei über. Die Flachdekoration schließt
sich der Malerei an; in Metall, Stein
und Thon wird das plastisch geformte
Geräte ausgefiihrt. Das Gold ist wahr-
scheinlich der älteste dem Reiche der
Metalle entlehnte und künstlcrisch be-
arbeitete Stoff; es empfiehlt sich durch
seine außerordentliche Dehnbarkeit und
seine Fähigkeit, bis zum feinsten Drahte
ansgezogen zu werden. Das Goldblech
dient zur Bekleidung und zum Beschlage;
die ältesten Blechornamente sind der ge-
triebene Buckel und die geritzte Linie;
auS dem sich zum Geflecht und zur
Kette eignenden Drahte entwickelt sich
das Filigranwerk. Die Goldarbeit ist, wie die altertümlichste, so auch die konservativste. Jn
keinem anderen Zweige des Kunsthandwerks bindet die Natur des Stoffes die Form so fest
wie hier. Kein Wnnder, daß die antike Goldschmiedeknnst der altorientalischen so nahe steht,
ost die ganz gleichen technischen Vorgänge wiederholt. Sie ist fast ansschließlich reine Gold-
schmiedearbeit. Die Juwelierkunst, seit dem Ende des klassischen Altertums zu immer größerer
Bedeutung emporsteigend, wurde wenig geübt und auch wenig geachtet. Zum Teil hängt dies
damit zusammen, daß man nur den Rundschliff der Edelsteine (sn oaboolion) kannte, nicht aber
den eigentlichen Steinschnitt (Facettierung), der erst im 15. Jahrhnndert aufkam. Der Saphir
und Rubin kommen gar nicht, der Diamant nur als Seltenheit vor. Der grüne Smaragd,