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Springer, Anton; Osborn, Max [Hrsg.]
Handbuch der Kunstgeschichte (Band 5): Das 19. Jahrhundert — Leipzig, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.30792#0425
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2. Die moderne Malerei in Deutschland.

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Freskotönen und energischen farbigen Umrißlinien einen Monumentalstil von strenger Flächigkeit
geschaffen hat (Abb. 390). Der Charakter des Wandbildes ist bei Hodler sozusagen wörtlich ge-
nommen, jede realistische Wirkung von vornherein ausgeschlossen, alles auf die Ruhe und Rundheit
eines bildlichen Schmucks gestellt, der einen Raum abschließen, nicht ins Unendliche ausdehnen soll.
So erlöste Hodler seine geschichtlichen Szenen, wie den Rückzug nach der Schlacht bei Marig-
nano, oder seine Gestalten aus schweizerischen Sagen, wie der Tell- und Winkelried-Erzählung,
von der Theaterpose der Pilotyschule und gelangte durch eine freie Anlehnung an den herberen
Dekorationsstil primitiver Zeiten zu einer ganz neuen Sprache von imposanter Wucht und Größe.
Daneben stehen seine symbolistischen Kompositionen, in denen präraffaelitische Anregungen mit


390. Bildnis, von F. Hodler.

moderner Helligkeit und archaistischen Motiven einen Bund zu bilden suchen. Mitunter stört
dabei ein etwas preziöses Element, das den erstrebten Stil allzu nachdrücklich betont; doch
ist Hodler auch hier schon oft genug zu höchst persönlichen Lösungen von bedeutendem Eindruck
vorgedrungen, vielleicht nirgends überzeugender als in dem wundervollen Gemälde „Die Nacht",
das am Anfang dieser Gruppe feiner Werke steht. Eine Erneuerung der Monumentalmalerei
ist auch das Programm Sascha Schneiders (geb. 1870), der für seine Wand- und Decken-
bilder gern Kompositionen von beziehungsreichem Inhalt, früher in einer nur äußerlich moder-
nisierten akademischen Art, in jüngster Zeit in feinerem und wirkungsvollerem Vortrag verwertet.
Selbst den alten Meistern näherte man sich gelegentlich wieder, aber nicht mehr in
 
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