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A. DER NORDISCHE RUNDSCHILD
DER BRONZEZEIT.

Jene bekannte Gegenüberstellung (Tf. 2 ab) eines schildtragenden Kriegers auf
einer nordischen Felszeichnung mit einem in England gefundenen Originalschilde,
die wir unserm Altmeister Oskar Montelius verdanken, zeigt augenfällig, daß es nicht
möglich sein kann, die nordischen Schilde für sich zu behandeln, um das Problem
ihrer Herkunft und die Zeit ihres Gebrauches zu lösen. Die Parallele fordert viel-
mehr unabweislich die Einbeziehung der großbritannischen Schilde in die Er-
örterung.
Das Ziel der Untersuchung ist die Frage nach dem Charakter der nordischen,
d. h. der innerhalb des nordischen Kreises gefundenen Rundschilde. Sie kann sich
jedoch, wie bereits eingangs betont, auf diesen Kulturkreis nicht beschränken, sondern
muß zwangsläufig in den westeuropäischen übergreifen. Da es für diese Kultur-
gemeinschaft an einem Namen fehlt, mag für die Schilde, die hier zur Behandlung
stehen, die rein geographische Bezeichnung nordwesteuropäisch gewählt werden.
Es steht dann einer späteren kulturellen Zuteilung keine vorgefaßte Namengebung
im Wege. Vor der Hand dürfte jedoch die Wahl eines rein neutralen Ausdruckes
vorzuziehen sein.
I. DIE RUNDSCHILDE NORD WESTEUROPAS.
1. TYPOLOGISCHE BETRACHTUNG.
Um sich über die Formen der in Nordwesteuropa gefundenen Rundschilde der
Bronzezeit einen Überblick zu verschaffen, unterzieht man sie am besten einer
typologischen Betrachtung.
Ein charakteristischer Vertreter der einfachsten Form ist in Pommern bei dem
Dorfe Nipperwiese aus der Megelitz gebaggert worden. Da dieser jüngste Fund
noch keine besondere Veröffentlichung erfahren konnte, und er ein typisches Bei-
spiel für die Einfachheit der Schildform bildet, möge er als Typus Nipperwiese bei
der Namengebung Pate stehen. (Tf. ia)
Der Typus Nipperwiese (Tf. 1) besteht aus einer gegossenen oder getriebenen
Scheibe1), deren Rand nach der Außenseite um einen Draht aus Bronze oder Blei ge-
börtelt ist, der aber auch einfach umgeschlagen sein kann. Der Schildbuckel ist rund
und erhebt sich nur schwach erhöht aus der ebenen Schildplatte, oder der ganze
Schild ist muldenförmig gewölbt, so daß sich der eigentliche Buckel nur noch unmerk-
lich aus der allgemeinen Rundung heraushebt. Zur Verstärkung der Widerstands-
fähigkeit und zum Schmuck des Schildes dienen 2 entweder gleich beim Guß mit-
geschaffene oder nachträglich herausgetriebene konzentrische Wülste oder Rippen,
x) Es besteht keine Übereinstimmung darüber, ob die Schilde des Typus Nipperwiese
gegossen oder getrieben sind, oder welches Verfahren sonst angewandt worden ist. Daher wäre
eine fachtechnische Untersuchung sehr erwünscht, die die Kriterien zur Beurteilung dieser
Fragen heraus arbeitete.

I Sprockhoff, Handelsgeschichte der Bronzezeit.
 
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