A. Der nordische Rundschild der Bronzezeit
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Buckel auf der berühmten Situla aus der Certosa1). Auf ihr ist unter anderem ein
Ovalschild abgebildet, der sonst nicht besonders verziert ist, aber den auffallenden
Buckel besitzt. In dem halbmondförmigen Ausschnitt befindet sich ein Punkt, der
offenbar den einen Niet der Schildfessel wiedergibt, denn er findet sich bei dem
Original von Pilsen genau an dieser Stelle. Wenn Ducati in der Beschreibung dieses
Schildes sagt)2, die Wiedergabe auf der Situla stelle einen echt italischen Schild dar,
so denkt er dabei offenbar an die Ovalform mit einem länglichen Buckel, worauf seine
Bemerkung durchaus zutrifft, nicht aber an die Sonderform des Buckels, die sonst
aus Italien meines Wissens nicht bekannt ist.
Die ältesten mit figürlichem Schmuck versehenen Situlen werden in das 7. Jahr-
hundert v. Chr. Geb. datiert3). Danach wäre der Typus Herzsprung in Italien
erheblich später als in Nordeuropa in Gebrauch gewesen, die Richtigkeit der absoluten
Zeitstellung der nordeuropäischen Perioden vorausgesetzt.
Die zweite Darstellung des Typus Herzsprung findet sich auf einer Fels-
zeichnung Estremaduras4). Es ist dort eine Bestattung dargestellt, die den ver-
storbenen Krieger mit seinem Totengerät wiedergibt. Darunter befindet sich ein
Schild vom Typus Herzsprung. Die Möglichkeit einer Datierung gibt die Wieder-
gabe eines Antennenschwertes oder Hufeisendolches. Der Entdecker dieser Fels-
zeichnung Breuil verlegt ihre Anlage in das Ende der Bronzezeit. Doch ist dies
für die Pyrenäenhalbinsel ein relativer Begriff und zeitlich später als die gleiche
Stufe Nordeuropas.
Die südeuropäischen Funde sprechen demnach für ein verhältnismäßig junges
Alter des Typus Herzsprung. Es erscheint kaum annehmbar, daß eine so eigen-
artige Form sich Jahrhunderte lang unverändert gehalten hat (Montelius IV 1200 —
1050 im Norden, bis über 700 v. Chr. Geb. im Süden). Da jedoch im Süden Europas
die Festsetzung einer absoluten Chronologie leichter möglich ist, als im Norden, wird
man die Angleichung eher auf Kosten des Nordens vornehmen müssen und die
zahlenmäßige Datierung für Nordeuropa niedriger anzusetzen haben. Jedenfalls
muß man mit der Möglichkeit rechnen, daß der Typus Herzsprung nicht der IV.
Periode, wie Montelius annimmt, sondern dem Ende der V. oder gar erst dem Anfang
der VI. angehört. Wie weit eine Gleichsetzung in Frage kommt, wird von einer
Reihe Einzeluntersuchungen abhängig sein. Das Problem der Herkunft des Typus
Herzsprung wird zunächst durch die vereinzelten Darstellungen im Süden noch nicht
wesentlich berührt.
Hemmend bei der Ansetzung einer fest umrissenen Zeitepoche für die Schilde
tritt noch der Umstand hinzu, daß hier ein Typ behandelt werden muß, der sich nicht
auf eine einheitliche Kultur beschränkt. Die Funde, die eine Datierung erlauben,
gehören teilweise dem westeuropäischen und andere dem nordeuropäischen Kultur-
kreise an, wozu noch beim Pilsener-Schilde ein mitteleuropäischer tritt. Dadurch
müssen Kulturen miteinander parallelisiert werden, deren Ablauf man im einzelnen
wohl einigermaßen durchschaut, deren Beziehungen zu einander jedoch nicht soweit
geklärt sind, daß man ihre Perioden übereinstimmend miteinander gleichsetzen könnte.
Die geschlossenen Funde, in denen Schilde enthalten sind, besagen also nur
daß die nordwesteuropäischen Formen in die jüngere Bronzezeit zu setzen sind. Seit
der IV. Periode frühestens sind sie in Gebrauch gewesen. Versuchsweise könnte
man noch etwas höher hinauf gehen, wenn man daran denkt, daß Reginald A. Smith
die Danzenspitze, die mit dem Schilde von Dangwood Fen (Chatteris, Cambridge)
!) Memorie Academie Bologna CI. di. sc. morali. Ser. II. Bd. V—VII, 1923, Tf. 1—5.
2) ebenda. ,,questo scudo sembra riprodurre un tipo schiettamente italico.“
3) Dechelette, Manuel II, 2 S. 764.
4) Breuil. Le char et le traineau dans l'art rupestre d’Bstremadura, Terra Portuguesa.
Lissabon 1917 n. os/ 15, 16.
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Buckel auf der berühmten Situla aus der Certosa1). Auf ihr ist unter anderem ein
Ovalschild abgebildet, der sonst nicht besonders verziert ist, aber den auffallenden
Buckel besitzt. In dem halbmondförmigen Ausschnitt befindet sich ein Punkt, der
offenbar den einen Niet der Schildfessel wiedergibt, denn er findet sich bei dem
Original von Pilsen genau an dieser Stelle. Wenn Ducati in der Beschreibung dieses
Schildes sagt)2, die Wiedergabe auf der Situla stelle einen echt italischen Schild dar,
so denkt er dabei offenbar an die Ovalform mit einem länglichen Buckel, worauf seine
Bemerkung durchaus zutrifft, nicht aber an die Sonderform des Buckels, die sonst
aus Italien meines Wissens nicht bekannt ist.
Die ältesten mit figürlichem Schmuck versehenen Situlen werden in das 7. Jahr-
hundert v. Chr. Geb. datiert3). Danach wäre der Typus Herzsprung in Italien
erheblich später als in Nordeuropa in Gebrauch gewesen, die Richtigkeit der absoluten
Zeitstellung der nordeuropäischen Perioden vorausgesetzt.
Die zweite Darstellung des Typus Herzsprung findet sich auf einer Fels-
zeichnung Estremaduras4). Es ist dort eine Bestattung dargestellt, die den ver-
storbenen Krieger mit seinem Totengerät wiedergibt. Darunter befindet sich ein
Schild vom Typus Herzsprung. Die Möglichkeit einer Datierung gibt die Wieder-
gabe eines Antennenschwertes oder Hufeisendolches. Der Entdecker dieser Fels-
zeichnung Breuil verlegt ihre Anlage in das Ende der Bronzezeit. Doch ist dies
für die Pyrenäenhalbinsel ein relativer Begriff und zeitlich später als die gleiche
Stufe Nordeuropas.
Die südeuropäischen Funde sprechen demnach für ein verhältnismäßig junges
Alter des Typus Herzsprung. Es erscheint kaum annehmbar, daß eine so eigen-
artige Form sich Jahrhunderte lang unverändert gehalten hat (Montelius IV 1200 —
1050 im Norden, bis über 700 v. Chr. Geb. im Süden). Da jedoch im Süden Europas
die Festsetzung einer absoluten Chronologie leichter möglich ist, als im Norden, wird
man die Angleichung eher auf Kosten des Nordens vornehmen müssen und die
zahlenmäßige Datierung für Nordeuropa niedriger anzusetzen haben. Jedenfalls
muß man mit der Möglichkeit rechnen, daß der Typus Herzsprung nicht der IV.
Periode, wie Montelius annimmt, sondern dem Ende der V. oder gar erst dem Anfang
der VI. angehört. Wie weit eine Gleichsetzung in Frage kommt, wird von einer
Reihe Einzeluntersuchungen abhängig sein. Das Problem der Herkunft des Typus
Herzsprung wird zunächst durch die vereinzelten Darstellungen im Süden noch nicht
wesentlich berührt.
Hemmend bei der Ansetzung einer fest umrissenen Zeitepoche für die Schilde
tritt noch der Umstand hinzu, daß hier ein Typ behandelt werden muß, der sich nicht
auf eine einheitliche Kultur beschränkt. Die Funde, die eine Datierung erlauben,
gehören teilweise dem westeuropäischen und andere dem nordeuropäischen Kultur-
kreise an, wozu noch beim Pilsener-Schilde ein mitteleuropäischer tritt. Dadurch
müssen Kulturen miteinander parallelisiert werden, deren Ablauf man im einzelnen
wohl einigermaßen durchschaut, deren Beziehungen zu einander jedoch nicht soweit
geklärt sind, daß man ihre Perioden übereinstimmend miteinander gleichsetzen könnte.
Die geschlossenen Funde, in denen Schilde enthalten sind, besagen also nur
daß die nordwesteuropäischen Formen in die jüngere Bronzezeit zu setzen sind. Seit
der IV. Periode frühestens sind sie in Gebrauch gewesen. Versuchsweise könnte
man noch etwas höher hinauf gehen, wenn man daran denkt, daß Reginald A. Smith
die Danzenspitze, die mit dem Schilde von Dangwood Fen (Chatteris, Cambridge)
!) Memorie Academie Bologna CI. di. sc. morali. Ser. II. Bd. V—VII, 1923, Tf. 1—5.
2) ebenda. ,,questo scudo sembra riprodurre un tipo schiettamente italico.“
3) Dechelette, Manuel II, 2 S. 764.
4) Breuil. Le char et le traineau dans l'art rupestre d’Bstremadura, Terra Portuguesa.
Lissabon 1917 n. os/ 15, 16.
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