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Studien und Skizzen zur Gemäldekunde — Wien, 1.1913

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III. Lieferung (September 1913)
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Die Sammlung Peltzer in Köln: (Bildnisse, Sittenbilder, religiöse Darstellungen, Allegorien, Landschaften, Architekturbilder, Stilleben, Tierbilder)
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https://doi.org/10.11588/diglit.20638#0073
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einigermaßen überein. Nur ist von dem Herrn iinks auf dem Münchener
Bitde etwas mehr zu sehen a!s im Peitzerschen Exemplar und der
vierte Köpf in der Milte weicht etwas ab. Vorne an der Brüstung hängen
ein Krug mit Pfeife darin und eine Tafe!. ihre Steilung zu den Figuren
ist in beiden Biidern wesentiich verschieden. Nach Beschreibungen kenne
ich ein kieines drittes Exemplar, das sich im Besitze von Dr. A. Bredius
im Haag befindet*) und das mir als eine Art Skizze von Steens eigener
Hand geschildert wird. Tschudi erklärt es in seinem Katalog der Münchener
Pinakothek für eine Kopie, ebenso wie er unvorsichtigerweise das Peltzer-
sche Exemplar als Kopie hinstellt. Nun scheint aber für die Skizze bei
Bredius manches zu sprechen und die Echtheit des Bildes beiPeltzer
in Köln ist so sonnenklar, seine Pinselführung ist so frei und sicher,
daß ich einen Gedächtnisfehler bei Tschudi (auch bei Groot — im »Be-
schreibenden, kritischen Verzeichnis ...« bei Nr. 234 und 235 — der auch
von einer alten Kopie in Köln spricht) annehmen möchte. Eine Nachbildung
des Peltzer-Bildes war früher nicht zu haben. Sie ist erst in jüngster Zeit
hergestellt worden, wonach jetzt eine Vergleichung nach Erinnerungen
nicht mehr nötig ist. (Auf Tafe! XX die Abbildung.) Ich zweifle nicht daran,
daß ein erneuertes Studium der Sache dem Peitzerschen Steen die
Palme reichen wird. Um die Überprüfung zu erleichtern, gebe ich einige
Anhaltspunkte, die mir nicht ohne Belang scheinen. Was an dem Bilde alt
und unversehrt ist, zeigt allenthalben den Pinselstrich des Steen. Aber es gibt
alte Übermalungen auf dem Bilde, die in ihrer ziemlich stupiden Aus-
führung den Eindruck stören, und für den nicht kritisch eingehenden Blick
die Wertschätzung herabmindern. So ist der vierte Kopf, der mitten
im Mittelgründe, wenn überhaupt alt, dann gänzlich übe'rmalf.
Soweit ich sehen kann, ist er auf dem Peltzer-Bilde als spätere Zutat zu
betrachten. Die vorne hängende Tafel ist von unten her alt übermalt.
Am Krug sind die Rosetten durch Übermalungen entstellt. Man wird die
Übermalungen nur schwer entfernen können, da sie alt und hart geworden
sind. Nun ist es beachtenswert, daß J. Smith im Catalogue raisonne (IV.,
S. 64, Nr. 189) ein derlei Bild beschreibt bei George Gillows, 1832, das
im Mittelgründe keinen vierten Kopf sehen ließ und nur drei Figuren
aufwies. Die Abmessungen sind fast genau dieselben wie in dem großen
Exemplar bei Peltzer. Später, gegen 1856, als Westrheene seinen Steen
schrieb, konnte er es nur nach der Beschreibung bei Smith aufzählen als
Nr. 382. Dieses Exemplar kam nach de Groots Mitteilung (a. a. O.) 1832
von G. Gillows an Stanley und dürfte das Bild sein, das 1857 aus dem
Besitz Edw. Loyds in Manchester ausgestellt war. Sowohl bei Charles Blanc
(»Les tresors de l'art ä Manchester«) als auch bei W. Bürger (Tresors
d'art en Angleterre«) wird es hervorgehoben. Dieses Exemplar wird wohl
das sein, das an Peltzer gelangt ist. Peltzer besaß es jahrelang, doch ist
es nicht sicher bekannt, wann er es erworben hat. Man darf wohl an-
nehmen, daß seit den Zeiten, als J. Smith seine Beschreibung gemacht hat,
der vierte Kopf nach einem der sonst vorhandenen kleineren Exemplare
in das große Bild hineingemalt worden ist. Was auf der Tafel vorne im
großen Exemplar gestanden hat, wird durch die Übermalung verdeckt.
*) Hiezu »Repertorium für Kunstwissenschaft« 1908, S. 84. Auch Hegen mir
genaue briefiiche Mitteilungen über das Biid vor.
 
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