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Studien und Skizzen zur Gemäldekunde — Wien, 1.1913

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VIII. und IX. Lieferung (Dezember 1914, Kriegsheft)
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Frimmel, Theodor von: Bilderschicksale: Vortrag, gehalten zugunsten des Roten Kreuzes am 8. November 1914 in Wiener-Neudorf
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https://doi.org/10.11588/diglit.20638#0214
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Vie!e Kopien sind bei Passavant angeführt. Eine woh! von Domenechinos
Hand befand sich in den Jahrzehnten gegen 1902 in der Sammlung
Brunsvik, eine weitere zu gleicher Zeit bei Emma Kellermann in Basel.
Neuerlich zur »Madonna mit der Nelke« die »Rassegna bibliografica
dell'arte italiana«, 1908, S. 99f.
Ein Beispiel aus der altniederländischen Kunst wäre das Bild mit
David und Abigail von Hugo van der Goes, das nur durch Kopien
bekannt ist, deren eine im Brüßler Museum, deren andere in der Prager
Sammlung J. V. Noväk zu finden ist. Die Literatur dazu in den »Blättern
für Gemäldekunde«, Bd. 1, Lieferung 1. Im Vorübergehen sei bei Ge-
legenheit der Kopien nach verlorenen Urbildern auch an die vielen Ver-
mutungen der klassischen Archäologie erinnert, die auf diesem Umweg
der Kenntnis von den Originalen nahezukommen sucht. — Aus der Kunst
der Renaissance möge noch Lionardos Schlachtkarton in Erinnerung ge-
bracht werden, den man durch einen kleinen Entwurf von des Meisters
Hand und durch eine Kopie von Rubens (oder wenigstens dem Rubens
mit einigem Recht zugeschrieben) einigermaßen kennt.]
Wie leicht geht irgendein Bild verloren, ohne daß man angeben
kann, wann und wo. Muß doch in manchen Fällen, z. B. beim Bilder-
schmuggel, die Spur verwischt werden, nach der man das geschmuggelte
Bild leicht finden könnte.
Aus Italien sind viele berühmte Werke herausgeschmuggelt worden,
indem man sie durch Übermalungen unkenntlich machte oder in Koffern
mit doppeltem Boden fortschaffte. Vielleicht das meiste Aufsehen hat in
dieser Beziehung der Violinspieler der Galerie Sciarra, angeblich von
Raffael, gemacht, der aus Italien hinausgeschmuggelt wurde, durch ver-
schiedene Hände ging, um schließlich in Paris haltzumachen.
[Daran knüpft sich eine große Zahl von Berichten aus dem Jahre
1892. Zehn Bilder aus der Galerie Sciarra wurden in der gleichen Weise
über die italienische Landesgrenze gebracht. Henry Havard erzählt davon
in der Wochenschrift »L'lllustration« folgendes: >Des !a fin de decembre
emballes soigneusement dans des caisses ä double fond, presentant
l'apparence des malles les plus inoffensives, ces peintures prirent le chemin
de la Kontiere. Par deux fois une grande dame romaine, celebre par son
charme et par sa beaute, fit le voyage de Paris, tratnant ä sa suite les
coffres machines, qui passerent quatre fois ä la douane sans eveiller
l'attention de personne.« Zur Angelegenheit besonders zu beachten »Zeit-
schrift für bildende Kunst«, Neue Folge, Bd. 111 bis V1H und das Beiblatt,
ferner »Chronique des arts et de la curiosite«, 1893, Nr. 12 und 13 und
die Beilage zur Münchner »Allgemeinen Zeitung« vom 3. und 8. Februar
1892 und 30. März 1893.]
Dies nur ein Beispiel, an das ohne Schwierigkeit eine ganze Menge
anderer anzureihen wäre. Übrigens würde uns dies zu weit führen, da
hiebei die Ausfuhrverbote in verschiedenen Ländern und die Umgehung
der Verbote eingehend zu erörtern wären. [Davon ein andermal.]
Höchst bedauerlich ist es, daß in die Schicksale der Bilder so oft
Unredlichkeit, Wahnsinn und brutale Roheit hereinwirken.
Die englischen Wahlweiber, auch so eine Blüte der auch bei uns ge-
legentlich nachgeäfften englischen »Kultur«, haben in Londoner Galerien
 
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