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Studien und Skizzen zur Gemäldekunde — 2.1915-1916

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III. und IV. Lieferung
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Bentz, F.: Über Zelluloidlack
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https://doi.org/10.11588/diglit.27902#0056
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ich kam zuerst auf den Gedanken, daß das Nachdunkeln von Zellamyl
auf die Einwirkung des Lichtes auf ZeHuiose zurückzuführen sei, durch die
Beobachtung, daß zellulosehaltige Gegenstände wie Holzkarton, Hoizpapier
u. dg!, durch den Einftuß von Licht stark nachdunkeiten. A!s Beispiel
möchte ich eine Zeitung anführen, die iange dem Sonnenschein ausgesetzt
war, und die Holzchälets in der Schweiz, deren ursprüngüch goldbraune
Farbe sich in ein sattes Schwarzbraun verwandet durch die Einwirkung des
Lichtes und des Sauerstoffes auf die im Holz enthaltene Zellulose. Dieser
Vorgang ist im Hochgebirge, wo die aktive Wirkung des Lichtes am
stärksten ist, am deutlichsten wahrnehmbar.
Es ist nicht leicht, zu erklären, warum Zellamyl dunkelbraun wird,
während Kollodium, welches die gleiche Substanz, nur mit anderen Flüssig-
keiten gelöst, ist, klar bleibt. Wenigstens habe ich nie braunes Kollodium
gesehen.
Kurz gefaßt, ist die Herstellung beiläufig folgende:
Baumwolle, die fast reine Zellulose ist, wird mit Salpetersäure be-
handelt und getrocknet und ist dann Pyroxylin (Schießbaumwolle). Dieses
wird mit Alkohol und Äther aufgelöst und wird dadurch Kollodium. Wird
Kollodium getrocknet, mit Kampfer vermischt und unter Druck gebracht,
entsteht dadurch das Zelluloid. Zelluloid wieder mit Azeton und Amylium
aceticum aufgelöst, wird Zellamyl oder Zaponlack. Wahrscheinlich entsteht
die braune Farbe durch die Zugabe von Holzzellulose, richtig gesagt Lignin
oder Lignozellulose, welche durch Lichtwirkung braun wird. Dünne Lösungen
von Kollodium trocknen glänzend, während Zellamyl oder Zaponlack matt
und halbmatt trocknen.
Auf die Experimente zurückkommend, will ich hier anführen, daß ich
keinen Unterschied in der Wirkung von Zellamyl, dem besten Zaponlack,
oder Fixative Vibert fand:
1. Auf Pastell als Fixativ gebraucht: einige Proben veränderten sich
gar nicht, andere erhielten einen wärmeren Ton und eine wurde sehr braun.
2. Zeichnungen: %) Kohle, Bleistift, cj Kreide. (Eine Hälfte davon
fixiert, die andere blieb unfixiert.)
<x Auf Papier, ß auf Karton, y auf Karton aufgezogenes Papier.
Alle Zeichnungen sind etwas braun verfärbt, mit einer minimalen
Herabstimmung der Hochlichter, wo es sich um gewöhnliche weiße Kreide
handelt, das heißt sie sind etwas transparenter geworden, aber nur um ein
weniges.
Der mit Zellamyl bedeckte Teil ist ein wenig grauer, der ganze
Holzkarton von sich aus braun geworden, jedoch der mit Zellamyl bedeckte
ist brauner als der ungeschützte. Ich habe den Karton im Dezember 1915
ins Wasser gelegt. Die mit ZeHamy! beschützte Oberfläche ist glatt geblieben,
während der unbeschützte Teil derselben rauh geworden ist und sich blasen-
artig erhöht hat.
3. Aquarelle leiden nach Behandlung mit Zellamyl dadurch, daß das
Papier etwas durchsichtig wird und infolgedessen die Hochlichter herab-
gestimmt werden und die zarte Färbung an Frische einbüßt; die Wirkung
ist jedoch nicht schlimmer, als wenn ein gewöhnliches Glas über das Bild
angebracht wird.
 
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