137
kaufte er 1770 Bilder bei der Vente La Live de Jully. (Vgl. Ch. Blanc,
Tresor, 1, 165ff.) Schon früher steht er als Käufer handschriftlich einge-
tragen im Verzeichnis der Vente Peilhon von 1763 in Paris bei einem Ca-
millo Proccacini, einem angeblichen Rubens und einem Terborch. Bei der
Vente Pasquier in Rouen 1755 kaufte Metra einen angeblichen Rubens: Per-
seus und Andromeda, und zwar, wie man aus dem Zusammenhang schließen
kann, für den König von Preußen. (Dazu „Wiener Zeitung", 19. Januar 1913,
„Allerlei Bildergeschichten".) Vielleicht ist das derselbe Metra, der gegen
1808 königl. Buchhändler in Berlin gewesen. (Soulier, Les ventes des tableaux,
S. 199.) Graf Anton Lamberg, der berühmte Wiener Sammler, hat mehrere
Gemälde von Metra erworben. (Geschichte der Wiener Gemäldesammlungen
IV. Kapitel, S. 36, und „Blätter f. Gemäldekunde", Bd. IV, S. 176.)
Van Baien ist mit einem Urteil des Paris vertreten, das geradewegs
auf kunstgeschichtliche Wichtigkeit Anspruch erheben darf. Stammt es doch
aus der Zeit, als gerade der junge van Dyck bei van Baien lernte, und als
er dort gewiß tiefe Eindrücke von den eleganten Figuren des Meisters emp-
fing. Das Gemälde ist 1608 gemalt und von einer mehr rosigen Farben-
stimmung, als man sie sonst bei van Baien antrifft. (Vergl. Tafel XXXH1.)
Van Dyck wird als Urheber des Bildes mit König Karl 1. von England
und Königin Maria in Hermannstadt verteidigt, worüber einiges im vorigen
Heft dieser Studien und Skizzen zu finden ist. Sicher ist die Komposition
mit den einander gegenüber gestellten Halbfiguren von Van Dyck selbst,
wogegen die Ausführung wohl nur von guter Schülerhand sein dürfte. Eine
alte geringwertige Kopie befand sich im Buckingham-Palace zu London,
eine bessere alte Ausführung aus Lord Graftons Besitz war in der Antwerpener
Van-Dyck-Ausstellung zu sehen und ist im Van-Dyck-Band der „Klassiker
der Kunst" abgebildet. Das beste Exemplar, das einzige, dasich für eine
ganz eigenhändige Arbeit des Van Dyck halte, befand sich vor einiger Zeit
in Kremsier in der erzbischöflichen Galerie. Dieses stammt so gut wie
sicher aus dem Besitz Karls 1. von England, hat also vor allen übrigen
Exemplaren neben dem höheren Kunstwert auch die bessere Abstammung
für sich. An künstlerischer Güte steht ihm übrigens das Bild in Hermann-
stadt recht nahe, so daß man in manchen Strichen wohl des Meisters eigene
nachbessernde Hand wird annehmen dürfen, auch wenn eine Beglaubigung
des Van Dyckschen Ursprungs nicht vorliegt.
Von Meister Rubens ist ebenfalls kein eigentlich beglaubigtes Werk
in der Galerie vorhanden, doch stammen die Bilder mit Ignatius von Loyola
und Franz Xaver sicher ganz aus der Nähe des Meisters. Man hat nur alle
Ursache, mit einer bestimmten Zuschreibung vorsichtig zu sein, da man
zwar weiß, die Originale seien verschollen, aber auch davon Kenntnis hat,
daß diese Bilder oft kopiert worden sind. (Vergl. meine Galeriestudien von
1895 und die „Methode curieuse" von 1772, S. 60.)
Eine Skizze von Jacob Jordaens, jetzt allgemein anerkannt (598,
früher 74). Bis zu meinem ersten Besuch nur als „Art" des Jordaens geführt.
War in die Antwerpener Jordaens-Ausstellung aufgenommen.
Reichlich ist der jüngere D. Teniers in den Katalogen bedacht. Das
Bildchen mit dem Johannesknaben (von 1163) ragt durch besonnene, sorg-
fältige, dabei aber doch freie Mache hervor. Viele Kopien nach Teniers hier
wie anderswo.
kaufte er 1770 Bilder bei der Vente La Live de Jully. (Vgl. Ch. Blanc,
Tresor, 1, 165ff.) Schon früher steht er als Käufer handschriftlich einge-
tragen im Verzeichnis der Vente Peilhon von 1763 in Paris bei einem Ca-
millo Proccacini, einem angeblichen Rubens und einem Terborch. Bei der
Vente Pasquier in Rouen 1755 kaufte Metra einen angeblichen Rubens: Per-
seus und Andromeda, und zwar, wie man aus dem Zusammenhang schließen
kann, für den König von Preußen. (Dazu „Wiener Zeitung", 19. Januar 1913,
„Allerlei Bildergeschichten".) Vielleicht ist das derselbe Metra, der gegen
1808 königl. Buchhändler in Berlin gewesen. (Soulier, Les ventes des tableaux,
S. 199.) Graf Anton Lamberg, der berühmte Wiener Sammler, hat mehrere
Gemälde von Metra erworben. (Geschichte der Wiener Gemäldesammlungen
IV. Kapitel, S. 36, und „Blätter f. Gemäldekunde", Bd. IV, S. 176.)
Van Baien ist mit einem Urteil des Paris vertreten, das geradewegs
auf kunstgeschichtliche Wichtigkeit Anspruch erheben darf. Stammt es doch
aus der Zeit, als gerade der junge van Dyck bei van Baien lernte, und als
er dort gewiß tiefe Eindrücke von den eleganten Figuren des Meisters emp-
fing. Das Gemälde ist 1608 gemalt und von einer mehr rosigen Farben-
stimmung, als man sie sonst bei van Baien antrifft. (Vergl. Tafel XXXH1.)
Van Dyck wird als Urheber des Bildes mit König Karl 1. von England
und Königin Maria in Hermannstadt verteidigt, worüber einiges im vorigen
Heft dieser Studien und Skizzen zu finden ist. Sicher ist die Komposition
mit den einander gegenüber gestellten Halbfiguren von Van Dyck selbst,
wogegen die Ausführung wohl nur von guter Schülerhand sein dürfte. Eine
alte geringwertige Kopie befand sich im Buckingham-Palace zu London,
eine bessere alte Ausführung aus Lord Graftons Besitz war in der Antwerpener
Van-Dyck-Ausstellung zu sehen und ist im Van-Dyck-Band der „Klassiker
der Kunst" abgebildet. Das beste Exemplar, das einzige, dasich für eine
ganz eigenhändige Arbeit des Van Dyck halte, befand sich vor einiger Zeit
in Kremsier in der erzbischöflichen Galerie. Dieses stammt so gut wie
sicher aus dem Besitz Karls 1. von England, hat also vor allen übrigen
Exemplaren neben dem höheren Kunstwert auch die bessere Abstammung
für sich. An künstlerischer Güte steht ihm übrigens das Bild in Hermann-
stadt recht nahe, so daß man in manchen Strichen wohl des Meisters eigene
nachbessernde Hand wird annehmen dürfen, auch wenn eine Beglaubigung
des Van Dyckschen Ursprungs nicht vorliegt.
Von Meister Rubens ist ebenfalls kein eigentlich beglaubigtes Werk
in der Galerie vorhanden, doch stammen die Bilder mit Ignatius von Loyola
und Franz Xaver sicher ganz aus der Nähe des Meisters. Man hat nur alle
Ursache, mit einer bestimmten Zuschreibung vorsichtig zu sein, da man
zwar weiß, die Originale seien verschollen, aber auch davon Kenntnis hat,
daß diese Bilder oft kopiert worden sind. (Vergl. meine Galeriestudien von
1895 und die „Methode curieuse" von 1772, S. 60.)
Eine Skizze von Jacob Jordaens, jetzt allgemein anerkannt (598,
früher 74). Bis zu meinem ersten Besuch nur als „Art" des Jordaens geführt.
War in die Antwerpener Jordaens-Ausstellung aufgenommen.
Reichlich ist der jüngere D. Teniers in den Katalogen bedacht. Das
Bildchen mit dem Johannesknaben (von 1163) ragt durch besonnene, sorg-
fältige, dabei aber doch freie Mache hervor. Viele Kopien nach Teniers hier
wie anderswo.