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Studien und Skizzen zur Gemäldekunde — 3.1917/​1918

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Nr. 4
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.52767#0160
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war. (Berliner Lokal-Anzeiger 14. Februar 1918. Karl Rosner, „Von ge-
stohlenen und geborgenen Kunstschätzen“.)
Wien. Die 22. Ausstellung des Aquarellisten-Klubs im Künstler-
hause war, wie schon im vorigen Heft kurz angedeutet, durch eine Reihe
vorzüglicher Arbeiten von Karl Sterrer ausgezeichnet. Der Mittelsaal wurde
diesem Künstler allein zugewiesen, dessen gesunde Entwicklung auf Grund-
lage einer tüchtigen Schulung in seiner Kunst die Wiener Kunstfreunde
schon seit mehreren Jahren fesselt. Sterrers Aktzeichnungen gehören zu dem
Besten, das die moderne Kunst hervorgebracht hat. Seine Kompositionen
zeigen jederzeit frischesten Erfindungsreichtum, und seine Bildnisse sind
eigenartig aufgefaßt, ohne dabei geziert oder gesucht auszusehen. Möge ein
günstiges Geschick dem Talent eine ungestörte Weiterentwicklung vergönnen.
In den Seitenräumen war noch manches andere der Beachtung wert.
Ich greife nach der Erinnerung einiges heraus, wie den lebensgroßen Kopf
des Sultans Mohammed V. von Wilh. Vikt. Krauß, einige gute Sachen von
Karl Pippich, Prinz, Veith, Rothaug, Karpellus. Eine ganze Menge von
R. Konopaschen Arbeiten lassen einen Fortschritt des Künstlers während der
jüngsten Jahre erkennen.
Einem Verstorbenen zu Ehren wurde auch eine Anzahl von Werken
Karl Kargers zusammengestellt, die nicht viel Neues für die Kunst zu
sagen hatten. Karger hat ja doch nicht zu den Fortschrittlern gehört.
Nach kurzer Unterbrechung stand das Künstlerhaus neuerlich dem
Besuch offen. Es bietet eine reichhaltige Ausstellung des Kriegspresse-
quartiers, die „Kriegsbilder“ verschiedenster Art umfaßt: Darstellungen
von Kämpfen, Schlachtfeldern, Örtlichkeiten anderer Art, die im Weltkrieg
genannt wurden, und nicht zuletzt Bildnisse von Persönlichkeiten, die in
enger und engster Verbindung mit der jüngsten Weltgeschichte stehen. Als
Hauptstück fällt das vornehm aufgefaßte Porträt unseres Kaisers von Wil-
helm Vict. Krausz in die Augen. An Bildnissen hoher militärischer Würden-
träger kein Mangel. Böhm-Ermolli ist meisterhaft durch Karl Sterrer verewigt
(lebensgroß bis zu den Knien; im Mittelgrund die Suite), General-Oberst
Rohr findet sich durch Andri in ganzer Figur dargestellt, Armeekomman-
dant General-Oberst H. Kövess v. Kövesshäza und Oberst Baron Wald-
stätten sind als lebensgroße Halbfiguren durch Josef Jost porträtiert.
E. Pick-Morino hat den Gen. d. Infant. Alfred Krauß in kühner Spatel-
technik abgebildet, und der Friedensbringer Minister Graf Ottokar Czernin
wurde von Hans Stalzer in Brest-Litowsk am 9. Februar des laufenden Jahres
gezeichnet (lebensgroßer Kopf). Damit sind nur wenige Beispiele gegeben.
Die Ausstellung ist ziemlich umfangreich mit ihren ungefähr 370 Bildern
und einigen plastischen Werken. Von Sterrer sind außer dem Böhm-
Ermolli-Porträt aus dem Jahr 1917 noch zahlreiche neue Arbeiten zu sehen.
Kompositionen verschiedener Art, auch zwei kleine Landschaften von hohem
künstlerischen Wert. Der Künstler beherrscht alles Sichtbare und versteht
es, alles in stilvoller Weise wiederzugeben. Seine friesartige Komposition
mit militärischen Unterständen in einem Gehölz und der Sonne, die Strahlen-
bündel durch Wolkenlücken auf die Erde sendet, bringt mich auf eine Er-
örterung über derlei Beleuchtungswirkungen zurück, die im vorigen Heft
der Studien und Skizzen gestanden hat. Sterrer hat die Erscheinung richtig
 
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