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gefälscht, daß die richtigen unveränderten Dirck van Berghen schon recht
spärlich gesät sind. In den Lexika werden nur etwa 20 bis 25 Bilder an-
geführt, und wenn E. W. Moes behauptete, daß sie ziemlich häufig sind, so
steht er damit im Widerspruch mit anderen Angaben und mit den Tat-
sachen, auch wenn man einige Bilder mitrechnet, die in den Lexika über-
sehen sind, z. B. das Gemälde in Emden und das ehedem bei Habich in
Kassel bewahrte Stück.
Der Preisunterschied zwischen einem Berghem (Berchem) und Dirk
v. Berghen (auch Bergen geschrieben) war durch nahezu zwei Jahrhunderte
sehr bedeutend. Ein Niklas Berghem wurde unverdientermaßen jederzeit
20- bis 30mal so hoch bezahlt als ein D. v. Berghen. (Darüber gibt be-
sonders die Reihe von Preisen für beide Namen Aufschluß, wie sie bei
Mireur im Dictionnaire des ventes fürs ganze 18. und 19. Jahrhundert zu-
sammengestellt ist. Andeutungen auch schon bei Burtin im Traite theorique
et pratique; Bd. I von 1808, S. 361.) Es versprach also jederzeit ein gutes
Geschäft, wenn ein D. v. Berghen auf Berghem umgefälscht wurde, falls es
gelang, arglose Käufer zu täuschen. Auch an dem vorliegenden Bilde sind
vor Zeiten Versuche gemacht worden, die Signatur so umzugestalten, daß
man das Bild als einen Niklas Berghem hätte ansehen sollen. Was aber an
der Signatur alt ist, gehört nicht dem Berghem, sondern dem Dirck van
Berghen an, dessen zarte, verständnisvolle Modellierung des Rindes mit der
rehbraunen Scheckenbildung auf dem vorliegenden Bild in recht bezeich-
nender Weise vorkommt.
Vom Lebensweg des Dirck van Berghen ist wenig bekannt. Nach Hou-
braken wäre der Künstler 1645 geboren. Bilder von ihm sind seit 1676
nachweisbar. Eine Zeitlang wirkte er in England. Doch starb er in seiner
Vaterstadt Haarlem. 1690 war er noch am Leben, da Zeichnungen mit
diesem Datum erhalten sind. Eine solche kam auch vor auf der Versteigerung
Storck aus Bremen in Berlin 1894. Der Herausgeber.
DIE GEMÄLDESAMMLUNG DES WIENER SCHOTTENSTIFTES.
Von Dr. Theodor v. Frimmel.
(Fortsetzung zu Bd. III, S. 108.)
Im folgenden bringe ich die zweite Hälfte meiner Arbeit von 1896
über die Bilder im Schottenstift, und zwar, wie den Anfang, wörtlich getreu
und nur mit deutlich gekennzeichneten Zusätzen in eckigen Klammern [ ].
Ungefähr gleichzeitig mit der ersten Hälfte des Neuabdruckes ist das
„Jahrbuch des Kunsthistorischen Institutes der k. k. Zentralkommission für
Denkmalpflege“ erschienen mit einer Arbeit von Betty Kurt: „Über den Ein-
fluß der Wolgemut-Werkstatt in Österreich und im angrenzenden Süddeutsch-
land“ (Bd. für 1916, Heft I—IV). Dieser Artikel handelt auch von den alt-
deutschen Tafeln im Wiener Schottenstift, aus deren Reihe zwei Bilder im
dritten Band meiner Studien und Skizzen abgebildet waren. Ich trage diese
neue Literatur über die altdeutschen Tafelgemälde sogleich nach, und er-
wähne auch noch, daß im neuesten Verzeichnis der Bilder, die von der
k. k. Österreichischen Staatsgalerie in letzter Zeit erworben worden und
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gefälscht, daß die richtigen unveränderten Dirck van Berghen schon recht
spärlich gesät sind. In den Lexika werden nur etwa 20 bis 25 Bilder an-
geführt, und wenn E. W. Moes behauptete, daß sie ziemlich häufig sind, so
steht er damit im Widerspruch mit anderen Angaben und mit den Tat-
sachen, auch wenn man einige Bilder mitrechnet, die in den Lexika über-
sehen sind, z. B. das Gemälde in Emden und das ehedem bei Habich in
Kassel bewahrte Stück.
Der Preisunterschied zwischen einem Berghem (Berchem) und Dirk
v. Berghen (auch Bergen geschrieben) war durch nahezu zwei Jahrhunderte
sehr bedeutend. Ein Niklas Berghem wurde unverdientermaßen jederzeit
20- bis 30mal so hoch bezahlt als ein D. v. Berghen. (Darüber gibt be-
sonders die Reihe von Preisen für beide Namen Aufschluß, wie sie bei
Mireur im Dictionnaire des ventes fürs ganze 18. und 19. Jahrhundert zu-
sammengestellt ist. Andeutungen auch schon bei Burtin im Traite theorique
et pratique; Bd. I von 1808, S. 361.) Es versprach also jederzeit ein gutes
Geschäft, wenn ein D. v. Berghen auf Berghem umgefälscht wurde, falls es
gelang, arglose Käufer zu täuschen. Auch an dem vorliegenden Bilde sind
vor Zeiten Versuche gemacht worden, die Signatur so umzugestalten, daß
man das Bild als einen Niklas Berghem hätte ansehen sollen. Was aber an
der Signatur alt ist, gehört nicht dem Berghem, sondern dem Dirck van
Berghen an, dessen zarte, verständnisvolle Modellierung des Rindes mit der
rehbraunen Scheckenbildung auf dem vorliegenden Bild in recht bezeich-
nender Weise vorkommt.
Vom Lebensweg des Dirck van Berghen ist wenig bekannt. Nach Hou-
braken wäre der Künstler 1645 geboren. Bilder von ihm sind seit 1676
nachweisbar. Eine Zeitlang wirkte er in England. Doch starb er in seiner
Vaterstadt Haarlem. 1690 war er noch am Leben, da Zeichnungen mit
diesem Datum erhalten sind. Eine solche kam auch vor auf der Versteigerung
Storck aus Bremen in Berlin 1894. Der Herausgeber.
DIE GEMÄLDESAMMLUNG DES WIENER SCHOTTENSTIFTES.
Von Dr. Theodor v. Frimmel.
(Fortsetzung zu Bd. III, S. 108.)
Im folgenden bringe ich die zweite Hälfte meiner Arbeit von 1896
über die Bilder im Schottenstift, und zwar, wie den Anfang, wörtlich getreu
und nur mit deutlich gekennzeichneten Zusätzen in eckigen Klammern [ ].
Ungefähr gleichzeitig mit der ersten Hälfte des Neuabdruckes ist das
„Jahrbuch des Kunsthistorischen Institutes der k. k. Zentralkommission für
Denkmalpflege“ erschienen mit einer Arbeit von Betty Kurt: „Über den Ein-
fluß der Wolgemut-Werkstatt in Österreich und im angrenzenden Süddeutsch-
land“ (Bd. für 1916, Heft I—IV). Dieser Artikel handelt auch von den alt-
deutschen Tafeln im Wiener Schottenstift, aus deren Reihe zwei Bilder im
dritten Band meiner Studien und Skizzen abgebildet waren. Ich trage diese
neue Literatur über die altdeutschen Tafelgemälde sogleich nach, und er-
wähne auch noch, daß im neuesten Verzeichnis der Bilder, die von der
k. k. Österreichischen Staatsgalerie in letzter Zeit erworben worden und
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