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spricht es aber unter anderem, auch derlei unbenannte Bilder zu veröffent-
lichen, noch bevor sich die Gelegenheit bietet, für einen Benennungsversuch
den ganzen Gemäldevorrat der Welt vergleichend durchzuarbeiten. Ich
möchte vorläufig das Bild um 1540 ansetzen, jedenfalls später als die Lebens-
zeit des Hieronymus Bosch, der oben als anregender Künstler genannt
wurde. Bosch starb 1516. Der Triumph des Todes im Palazzo Sclafani fällt
noch weit früher, und zwar in die zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts. Das
Hospital, für welches das große Wandgemälde hergestellt wurde, ist 1442
gegründet worden, wie Dülberg („Frühholländer“, S. 7) nach G. di Marzo („La
pittura in Palermo nel Rinascimento“, S. 157 ff.) mitteilt. Nach Di Marzo
wurde der Triumph des Todes von einem nordischen Meister, wenn auch unter
Beihilfe eines Sizilianers, etwa des Riccardo Quartaro, gemalt. Riccardo
Quartaro ist 1485 zuerst urkundlich erwähnt. Viel später, 1562, malte dort
„Simon de Wrobeek Hollandus“ eine Ausgießung des Heiligen Geistes.
Vielleicht ist es die richtige Spur, wenn man für das Studium des Bildes
bei Knaur diesem Holländer in Palermo nachgeht.
Eine kleine niederländische Kermis oder sonst eine Volksbelustigung
sei an das Dreikreuzebild angereiht. Ich meine, nach Vergleichungsschlüssen
diese Kermis (Tafel XIV, Breite 86, Höhe 53 cm) mit Sicherheit dem Peeter
Balten zuschreiben zu dürfen. Das figurenreiche Gemälde steht in der
Frische der Erfindung ungefähr auf der Höhe der beiden Peeter Brueghel,
zeigt aber dabei eine auffallende Verwandtschaft mit sicheren Werken des
Peeter Balten. In erster Linie weise ich hier auf das kleine signierte Bild
mit dem Volksfest in der Galerie zu Cremona hin. Ein vermutlicher Balten
im Besitz der kaiserlichen Galerie ist jetzt nicht ausgestellt.*) Baltens Kom-
position mit dem figurenreichen Martinsfest, zweimal erhalten, einmal in der
Amsterdamer, in einem zweiten Exemplar in der Antwerpener Galerie,
bietet sichere Anhaltspunkte für eine Vergleichung. Über Peeter Balten und
das verhältnismäßig wenige, das von seinen Werken erhalten ist, geben die
Künstlerlexika von Julius Meyer und dessen Neuauflage von Thieme und
Becker sowie das Lexikon niederländischer Künstler von Wurzbach Auf-
schluß. Ich gebe an dieser Stelle nur die allernötigsten Ziffern. 1540 ist
Balten in den Antwerpener Gildebüchern erwähnt, 1569 war er Dekan der
Malergilde. Er starb um 1598.
Als letztes unter den ausgewählten Bildern wird ein prächtiger kleiner
Dirck van Berghen veröffentlicht. (Siehe Tafel XV, Leinwandbild, breit 46,
hoch 38 cm.) Die Werke des Dirck van Berghen, der in so guten Arbeiten,
wie in der vorliegenden, der Stufe des Adriaen van de Velde ganz nahe
kommt und einen Berghem sowie viele andere Hirtenbildermaler überbietet,
sind im Laufe der Jahrhunderte zu Seltenheiten geworden. Niedrige Hab-
gier und Gewinnsucht, vereint mit gänzlichem Mangel an geschichtlichem
Sinn, hat so oft die Werke des Dirck van Berghen auf andere Meister um-
*) Ich habe das Bild eingehend besprochen in dem Heft der Galeriestudien:
Von den Niederländern in der kaiserlichen Gemäldesammlung. Später teilte ich in den
„Blättern für Gemäldekunde“ ein Werk des Balten mit: Das Steinschneiden, das dann
auch in der „Wiener medizinischen Wochenschrift“ von 1905 (in Nr. 49) durch Dr. A.
Kronfeld besprochen wurde
spricht es aber unter anderem, auch derlei unbenannte Bilder zu veröffent-
lichen, noch bevor sich die Gelegenheit bietet, für einen Benennungsversuch
den ganzen Gemäldevorrat der Welt vergleichend durchzuarbeiten. Ich
möchte vorläufig das Bild um 1540 ansetzen, jedenfalls später als die Lebens-
zeit des Hieronymus Bosch, der oben als anregender Künstler genannt
wurde. Bosch starb 1516. Der Triumph des Todes im Palazzo Sclafani fällt
noch weit früher, und zwar in die zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts. Das
Hospital, für welches das große Wandgemälde hergestellt wurde, ist 1442
gegründet worden, wie Dülberg („Frühholländer“, S. 7) nach G. di Marzo („La
pittura in Palermo nel Rinascimento“, S. 157 ff.) mitteilt. Nach Di Marzo
wurde der Triumph des Todes von einem nordischen Meister, wenn auch unter
Beihilfe eines Sizilianers, etwa des Riccardo Quartaro, gemalt. Riccardo
Quartaro ist 1485 zuerst urkundlich erwähnt. Viel später, 1562, malte dort
„Simon de Wrobeek Hollandus“ eine Ausgießung des Heiligen Geistes.
Vielleicht ist es die richtige Spur, wenn man für das Studium des Bildes
bei Knaur diesem Holländer in Palermo nachgeht.
Eine kleine niederländische Kermis oder sonst eine Volksbelustigung
sei an das Dreikreuzebild angereiht. Ich meine, nach Vergleichungsschlüssen
diese Kermis (Tafel XIV, Breite 86, Höhe 53 cm) mit Sicherheit dem Peeter
Balten zuschreiben zu dürfen. Das figurenreiche Gemälde steht in der
Frische der Erfindung ungefähr auf der Höhe der beiden Peeter Brueghel,
zeigt aber dabei eine auffallende Verwandtschaft mit sicheren Werken des
Peeter Balten. In erster Linie weise ich hier auf das kleine signierte Bild
mit dem Volksfest in der Galerie zu Cremona hin. Ein vermutlicher Balten
im Besitz der kaiserlichen Galerie ist jetzt nicht ausgestellt.*) Baltens Kom-
position mit dem figurenreichen Martinsfest, zweimal erhalten, einmal in der
Amsterdamer, in einem zweiten Exemplar in der Antwerpener Galerie,
bietet sichere Anhaltspunkte für eine Vergleichung. Über Peeter Balten und
das verhältnismäßig wenige, das von seinen Werken erhalten ist, geben die
Künstlerlexika von Julius Meyer und dessen Neuauflage von Thieme und
Becker sowie das Lexikon niederländischer Künstler von Wurzbach Auf-
schluß. Ich gebe an dieser Stelle nur die allernötigsten Ziffern. 1540 ist
Balten in den Antwerpener Gildebüchern erwähnt, 1569 war er Dekan der
Malergilde. Er starb um 1598.
Als letztes unter den ausgewählten Bildern wird ein prächtiger kleiner
Dirck van Berghen veröffentlicht. (Siehe Tafel XV, Leinwandbild, breit 46,
hoch 38 cm.) Die Werke des Dirck van Berghen, der in so guten Arbeiten,
wie in der vorliegenden, der Stufe des Adriaen van de Velde ganz nahe
kommt und einen Berghem sowie viele andere Hirtenbildermaler überbietet,
sind im Laufe der Jahrhunderte zu Seltenheiten geworden. Niedrige Hab-
gier und Gewinnsucht, vereint mit gänzlichem Mangel an geschichtlichem
Sinn, hat so oft die Werke des Dirck van Berghen auf andere Meister um-
*) Ich habe das Bild eingehend besprochen in dem Heft der Galeriestudien:
Von den Niederländern in der kaiserlichen Gemäldesammlung. Später teilte ich in den
„Blättern für Gemäldekunde“ ein Werk des Balten mit: Das Steinschneiden, das dann
auch in der „Wiener medizinischen Wochenschrift“ von 1905 (in Nr. 49) durch Dr. A.
Kronfeld besprochen wurde