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Studien und Skizzen zur Gemäldekunde — 4.1918/​1919

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Mayr, Anton: Ein signiertes Bild von Wouter Verschuur
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Die Altwiener Gemäldesammlungen: (I. Das 17. und 18. Jahrhundert)
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https://doi.org/10.11588/diglit.52777#0159

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kam (Katalog Nr. 441). Es stellte einen schönen, kräftigen Fuchshengst in
einem großen Stalle dar. Trotz seines im allgemeinen helleren Tones er-
innerte mich das Bild sofort lebhaft an das hier besprochene.
Anton Mayr.

DIE ALTWIENER GEMÄLDESAMMLUNGEN.
(I. Das 17. und 18. Jahrhundert.)
Das alte Wien, wie es vor etwa hundert Jahren gewesen, war eine
Galeriestadt höchsten Ranges. In der Gesamtheit seines Gemäldebesitzes
konnte es mit Paris wetteifern; es übertraf in dieser Beziehung London,
Florenz und Rom. Berlin war damals noch lange nicht auf der Höhe, die
es heute einnimmt.*) Um uns einen Begriff von dem jeweiligen Galeriebesitz
des alten Wiens zu verschaffen, müssen wir durch den Fluß der Zeiten Quer-
schnitte legen und von den Profilen das Bedeutsame ablesen. Oder viel-
mehr, da doch der Fluß längst an uns und unseren Voreltern vorbei-
gerauscht ist, müssen wir aus geschichtlichen Angaben Verzeichnisse zu-
sammenstellen von Galerien, die gleichzeitig in Wien vorhanden waren und
die uns dann statt der Querschnitte dienen. Denn erst von der Vergleichung
der Querschnitte gelangen wir zur Erkenntnis des Flusses. Das geht nun
freilich nicht so schnell, wie man heute etwa nach Theunes oder Schaffer-
nacks Methode wirkliche Flußprofile aufnimmt, doch läßt sich immerhin
einiges Nützliche ermitteln.
Für die frühen Zeiten kleiner Anfänge steht kein genügender Stoff
zur Verfügung, um Verzeichnisse aufstellen zu können. Die vereinzelten
Sammlungen, die in Wien vor dem 18. Jahrhundert zu finden waren, sind
im dritten Kapitel meiner Geschichte der Wiener Gemäldesammlungen be-
sprochen. Dieses Kapitel gelangte schon 1899 in die Öffentlichkeit. Was bei
der Abfassung der damaligen Mitteilungen noch unbekannt blieb, da es noch
nicht erforscht und veröffentlicht war, sind jene Wiener Besitzer von Ge-
mälden, wohl zumeist Händler, manche wohl auch Sammler, die den Fürsten
von Liechtenstein Bilder verkauft haben. Man findet diese Bilderleute genannt
in den Urkunden, die durch Fleischer veröffentlicht sind, in dem Buch „Fürst
Karl Eusebius von Liechtenstein“ (1910) und durch Franz Wilhelm in einem
Aufsatz fürs „Jahrbuch des Kunsthistorischen Instituts der Zentralkommission
für Denkmalpflege“ (Bd. V und VIII, Beiblatt Sp. 87 ff. und 37 ff.). Aus Fleischers
Buch erfährt man, daß schon 1644 und 1652 beim Fürsten Gundacker von
und zu Liechtenstein in Wien eine Reihe von Bildern nachweisbar ist (Flei-
scher, Anhang V). 1665 werden als Bilderverkäufer genannt der Illuminist
und Maler Franz Schöffelhuber (S. 37 f.), Joh. Permann, Wachsbossierer,
beide „zu Wien“, ferner, wie es scheint, ebendort Jak. Achat. Peuchel,
ebenfalls Wachsbossierer, dann noch der Wiener Maler Hans Jacob Eyssen
— von — Schütt, der Hofkupferstecher Franz van den Steen, der Maler
Carl Ruthardt und der Wiener Illuminist Franz Scheffler.

*) Über diese Verhältnisse vgl. die wissenschaftliche „Beilage zur Allgemeinen
Zeitung“ (München, 13. März 1895) und die Einleitung zum ersten Band meiner „Ge-
schichte der Wiener Gemäldesammlungen“.

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