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Studien und Skizzen zur Gemäldekunde — 4.1918/​1919

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Frimmel, Theodor von: Zu den Abbildungen nach G. van Coninxloo
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https://doi.org/10.11588/diglit.52777#0024

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ZU DEN ABBILDUNGEN NACH G. VAN CON1NXLOO.
Die zwei Landschaften des Gillis van Coninxloo in der fürstlich
Liechtensteinschen Galerie zu Wien gehören zu den wichtigsten Denkmälern
der niederländischen Landschaftsmalerei. Sie werden denn auch in allen ernst-
lich wissenschaftlichen Arbeiten über die Landschaftsmalerei der Niederlande
um 1600 erwähnt oder besonders hervorgehoben. Es sind dies zwei Werke
von besonderer Farbenkraft und feiner Stimmung, überdies von der solidesten
Mache, die eine gute Erhaltung ermöglicht hat. Auch in diesem Fall habe
ich, wie oben bei Goedaert, dem regierenden Fürsten von und zu Liechten-
stein Dank zu sagen für die Erlaubnis, die Bilder in Abbildung veröffent-
lichen zu dürfen.
Die Bedeutung des Gillis (Egidius) van Coninxloo, die schon durch
van Mander dem Künstler zugesprochen wurde, ist heute in allen Fach-
kreisen genügend bekannt, um mich einer weitläufigen Erörterung zu ent-
heben. Coninxloo ist der hauptsächliche unter den Vermittlern, welche die
flandrische Landschaft nach Holland gebracht und dort die hohe Entwick-
lung des Faches vorbereitet haben, noch vor R. Savery und Alexander
Keirincx. Es genügt heute wohl, auf die Jahreszahlen hinzuweisen. G. v. Co-
ninxloo ist 1544 (höchstwahrscheinlich zu Antwerpen) geboren. Dort und
auf Reisen war er bis 1585 tätig. Dann folgt ein Jahrzehnt im deutschen
Frankental. Von 1595 bis 1607 wirkte er in Amsterdam. R. Savery (aus
Courtrai) ist erst 1596 geboren. Savery ging nach Utrecht und starb dort
1639. Keirincx ist der letzte in der Reihe und kam erst 1600 zur Welt, und
zwar zu Antwerpen. Seine meistbekannten Werke sind in Utrecht und Am-
sterdam entstanden.*)
Von den zwei abgebildeten Landschaften aus der fürstlich Liechtenstein-
schen Galerie fällt die eine, die kleinere, nach der Datierung, die sich neben
der Signatur findet, ins Jahr 1598. Die Abbildung auf Tafel II läßt, wenn auch grau
in grau, die Stimmung ahnen, die der Künstler diesem sommerlichen Eichen-
wald zu verleihen wußte. (Abmessungen: 0'63 Breite, 0 44 Höhe des Eichen-
brettes. In Falkes Katalog von 1873 als Nr. 1058, im Verzeichnis von 1885
als Nr. 751.)
Die zweite, größere Landschaft, wieder eine Waldgegend mit üppigen
Eichen, ist um etwa 6 Jahre jünger. Sie zeigt links unten das Hand-
zeichen des Künstlers, aus einem C oder G, 1, L und V gebildet, an
welche oben rechts ein C angesetzt ist. Darunter die Jahreszahl 1604.
(Abmessungen: 0'83 Breite und 0'50 Höhe des Eichenbrettes. In Falkes
Katalog von 1873 als Nr. 519, im Verzeichnis von 1885 als Nr. 753. Dazu
auch Hoeß: Fürst Johann d. II. v. u. z. Liechtenstein [1908], S. 31.) Siehe
Tafel III.
Die Entwicklung des Künstlers scheint in den Jahren der beginnenden
Reife, aus der die beiden vorzüglichen Werke stammen, ziemlich regelmäßig
vor sich gegangen zu sein. Denn die datierte und monogrammierte Landschaft

*) Die meiste Literatur ist zusammengefaßt in Thieme-Beckers Künstlerlexikon
und in A. v. Wurzbachs Künstlerlexikon der Niederländer. Als ältere Literatur u a. ein
Aufsatz im „Bulletin d’art et d’archeologie“, Brüssel 1889, S. 68 ff., zu nennen.
 
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