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über Pieter Dirksz den Langen recht wahrscheinlich, daß gerade dieser
dasjenige Familienmitglied ist, das nach Italien ausgewandert ist und dort
durch italienische Kunst beeinflußt wurde. Als wahrscheinlich stellt es
sich auch heraus, daß Pieter Dirksz de Lange in dem Pietro Longo
der venezianischen Quellen wieder zu erkennen ist. Daß es neben
dem Pieter Dirksz dem Langen in Venedig auch noch einen echt italienischen
Pietro Longo gegeben hätte, ist möglich, aber durchaus nicht wahrscheinlich.
Dr. Theodor v. Frimmel.
C. POELENBURG UND SEINE NACHFOLGER.
(Fortsetzung zu Bd. I, S. 102 ff., 137 ff., Bd. II, S. 101.)
Jan van Neck.
Wenn auch nicht dem engsten Kreis des Poelenburg, doch immerhin
der Gruppe der Poelenburg-Nachfolger gehört Jan v. Neck an, ein hollän-
discher Maler-Radierer des späten 17. und frühen 18. Jahrhunderts. Neck ist
1635 oder 1636 zu Naarden geboren und 1714 zu Amsterdam gestorben.
Uber seine künstlerische Entwicklung ist nicht viel mehr bekannt, als was
man von seinen Bildern ableiten kann. Er sei (nach Houbraken) ein Schüler
des Jacob Backer gewesen. Dies wird verständlich, wenn man im Ryks-
museum zu Amsterdam die Anatomielektion und ein lebensgroßes Bildnis
ansieht, etwa auch in der Galerie Moltke zu Kopenhagen das Gemälde mit
Simeon und dem Jesuskind und mit Maria und Josef (die Erwachsenen in
lebensgroßen Halbfiguren). Ob das letztgenannte Werk dasselbe ist, das der
Künstler für die alte katholische französische Kirche zu Amsterdam auf dem
Bloemmarkt nach Houbrakens Zeugnis ausgeführt hat, ist nach den heute
vorliegenden Angaben nicht als sicher anzunehmen, doch möchte ich die
Vermutung dennoch aussprechen.*) Houbrakens Zeugnis hat in diesem Fall
Gewicht, da der Verfasser der großen Schouburg persönlich mit Jan v. Neck
bekannt war. Houbraken erzählt vom Maler, daß er ein frommer, eifriger
Kirchengänger und von untadeligem Lebenswandel war. Er sei ein guter
Erzähler gewesen, noch zur Zeit, als er schon bettlägerig war. Seine Gesellig-
keit wird hervorgehoben. Unter anderem hat der Maler Diderik Freres [Ferrari]
zu seinen Freunden gezählt, und damit hängt es zusammen, daß er den
künstlerischen Nachlaß des Freres erbte. Neben den größeren Bildern mit
bekleideten Figuren**) malte Van-Neck auch solche mit nackten Gestalten, zu-
mal solche mit badenden Frauen. Weyerman (II. Bd. von 1719, S. 389) wieder-
holt diese Angabe Houbrakens. Derlei Bilder des Künstlers sind in genügen-
der Anzahl erhalten, um ihn in der Gruppe der Nachahmer des Poelenburg
zu erwähnen. „Een leggende Venus met een Cupido“ kommt schon 1755
vor in der Versteigerung Gillis van Hoven zu Amsterdam (nach Hoet-
Terwesten, III, S. 214, Nr. 45). In der Dresdner Galerie befindet sich seit
*) Daß das Bild nicht mehr in Amsterdam vorhanden ist, erfährt man aus De
Groot, „Arnold Houbraken und seine Groot Schouburg“, S. 150. S. 469 Hinweis auf das
Bild bei Moltke.
**) Die Angelegenheit seiner Bilder für das Rathaus zu Enkhnizen ist nicht allzu
klar. Dazu besonders De Groot a. a. O., S. 32.
über Pieter Dirksz den Langen recht wahrscheinlich, daß gerade dieser
dasjenige Familienmitglied ist, das nach Italien ausgewandert ist und dort
durch italienische Kunst beeinflußt wurde. Als wahrscheinlich stellt es
sich auch heraus, daß Pieter Dirksz de Lange in dem Pietro Longo
der venezianischen Quellen wieder zu erkennen ist. Daß es neben
dem Pieter Dirksz dem Langen in Venedig auch noch einen echt italienischen
Pietro Longo gegeben hätte, ist möglich, aber durchaus nicht wahrscheinlich.
Dr. Theodor v. Frimmel.
C. POELENBURG UND SEINE NACHFOLGER.
(Fortsetzung zu Bd. I, S. 102 ff., 137 ff., Bd. II, S. 101.)
Jan van Neck.
Wenn auch nicht dem engsten Kreis des Poelenburg, doch immerhin
der Gruppe der Poelenburg-Nachfolger gehört Jan v. Neck an, ein hollän-
discher Maler-Radierer des späten 17. und frühen 18. Jahrhunderts. Neck ist
1635 oder 1636 zu Naarden geboren und 1714 zu Amsterdam gestorben.
Uber seine künstlerische Entwicklung ist nicht viel mehr bekannt, als was
man von seinen Bildern ableiten kann. Er sei (nach Houbraken) ein Schüler
des Jacob Backer gewesen. Dies wird verständlich, wenn man im Ryks-
museum zu Amsterdam die Anatomielektion und ein lebensgroßes Bildnis
ansieht, etwa auch in der Galerie Moltke zu Kopenhagen das Gemälde mit
Simeon und dem Jesuskind und mit Maria und Josef (die Erwachsenen in
lebensgroßen Halbfiguren). Ob das letztgenannte Werk dasselbe ist, das der
Künstler für die alte katholische französische Kirche zu Amsterdam auf dem
Bloemmarkt nach Houbrakens Zeugnis ausgeführt hat, ist nach den heute
vorliegenden Angaben nicht als sicher anzunehmen, doch möchte ich die
Vermutung dennoch aussprechen.*) Houbrakens Zeugnis hat in diesem Fall
Gewicht, da der Verfasser der großen Schouburg persönlich mit Jan v. Neck
bekannt war. Houbraken erzählt vom Maler, daß er ein frommer, eifriger
Kirchengänger und von untadeligem Lebenswandel war. Er sei ein guter
Erzähler gewesen, noch zur Zeit, als er schon bettlägerig war. Seine Gesellig-
keit wird hervorgehoben. Unter anderem hat der Maler Diderik Freres [Ferrari]
zu seinen Freunden gezählt, und damit hängt es zusammen, daß er den
künstlerischen Nachlaß des Freres erbte. Neben den größeren Bildern mit
bekleideten Figuren**) malte Van-Neck auch solche mit nackten Gestalten, zu-
mal solche mit badenden Frauen. Weyerman (II. Bd. von 1719, S. 389) wieder-
holt diese Angabe Houbrakens. Derlei Bilder des Künstlers sind in genügen-
der Anzahl erhalten, um ihn in der Gruppe der Nachahmer des Poelenburg
zu erwähnen. „Een leggende Venus met een Cupido“ kommt schon 1755
vor in der Versteigerung Gillis van Hoven zu Amsterdam (nach Hoet-
Terwesten, III, S. 214, Nr. 45). In der Dresdner Galerie befindet sich seit
*) Daß das Bild nicht mehr in Amsterdam vorhanden ist, erfährt man aus De
Groot, „Arnold Houbraken und seine Groot Schouburg“, S. 150. S. 469 Hinweis auf das
Bild bei Moltke.
**) Die Angelegenheit seiner Bilder für das Rathaus zu Enkhnizen ist nicht allzu
klar. Dazu besonders De Groot a. a. O., S. 32.