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Studien und Skizzen zur Gemäldekunde — 4.1918/​1919

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Mayr, Anton: Ein signierter Amerling vom Jahre 1834
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Mayr, Anton: Ein signiertes Bild von Wouter Verschuur
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https://doi.org/10.11588/diglit.52777#0158

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Das Bild stammt somit aus der Zeit, in der er es liebte, schöne weibliche
Modelle in irgendeinem Kostüm zu malen und mit einer Bezeichnung zu
taufen, wie z. B. „Die Lautenschlägerin“ (1838) oder „Die Taubenfütterung“
(1840). Man wollte das Bild als eine Gretchendarstellung bezeichnen und
vermißte für eine solche den Ausdruck des leidenschaftlichen Schmerzes.
Der Vorwurf entfällt aber, wenn man es als das Bild erkennt, das Amerling
im Jahre 1835 im Österreichischen Kunstverein (bei St. Anna) als „Eine
Betende“ ausstellte. Er wollte eben nur ein ideales Andachtsbild malen, und
man kann wohl sagen, daß es ihm gelang, in das Gesicht mit dem tränen-
feuchten Auge und in die ganze Haltung des Mädchens den Ausdruck der
innigsten Frömmigkeit zu legen. Das Bild hat einen landschaftlichen Cha-
rakter. Man sieht neben dem Mädchen und dem Bildstöckl in eine weite
flache Landschaft hinaus, die sich ganz fern am Horizont verliert und aus
der tief unten im Mittelgründe eine beschattete Baumreihe sichtbar ist. (H. 94,
Br. 74 cm.) Anton Mayr.

EIN SIGNIERTES BILD VON WOUTER VERSCHUUR.
(Zur Abbildung auf Tafel XLI.)
Im Privatbesitz in Rottenmann bei Lebzelter Anton Hofer fand ich ein
signiertes Bildchen (H. 19, Br. 25 cm) von W. Verschnür. Es ist mit Ölfarben
auf Holz gemalt und stellt ein weißes und ein schwarzes Pferd in einem
Stalle dar. Aus dem Dunkel des Stalles leuchtet der Schimmel kräftig hervor.
Man sieht ihn von hinten in seitlicher Verkürzung aus der Krippe fressen,
den rechten Hinterfuß, wie zur Rast, etwas eingebogen. Das Weiß seiner
Haare geht stellenweise (Schweif und Bauch) ins Gelbliche. Der Rappe, von
der Seite gesehen, hat den Kopf auf den Rücken seines Stallkameraden gelegt,
das rechte Auge ist dem Beschauer zugewendet. Auf dem Kopfe hat er
mittendurch, nicht ganz ununterbrochen, einen weißen Streifen von der Stirn
bis zu den Nüstern, ebenso ist das Hufgelenk seines rechten Hinterfußes
weiß. Der Schimmel ist durch die längere Behaarung und den massiveren
Gliederbau als ein Lastenpferd, der glatthaarige glänzende Rappe durch
einen aufgelegten Sattel als Reitpferd gekennzeichnet. Sehr belebt wird das
Bildchen durch das Rot des Tuches, das am Pfosten rechts an einem Haken
hängt, und durch die schmale rote Satteleinfassung. Seinen Namen zeichnete
der Maler in der Ecke links unten mit dem Pinsel und außerdem ist die
Autorschaft durch einen auf der Rückseite des Bildes aufgeklebten Zettel
folgenden Inhalts beglaubigt:
De Ondergeteekende verklart dat dit Schilderij, vorstehend eenen
stal met wit en zwart Paard is van zijne hand. W. Verschuur.
Wie man in den bekannten Nachschlagebüchern liest, ist der Maler zu
Amsterdam 1812 geboren, zu Vörden am 4. Juli 1874 gestorben und war
Schüler von P. G. van Os. Ohne hier nachschreiben zu wollen, welche
Museen Bilder von seiner Hand besitzen, sei nur darauf hingewiesen, daß
bei der Versteigerung der Bildersammlung Ludwig Lobmeyr ein hübsches
signiertes Aquarell (H. 25%, Br. 30 cm) von W. Verschuur zum Verkaufe
 
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