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Studien und Skizzen zur Gemäldekunde — 4.1918/​1919

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Risse und Sprünge in Gemälden, [1]
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Frimmel, Theodor von: Eine Neuerwerbung der Sammlung Homme in Wien
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https://doi.org/10.11588/diglit.52777#0074

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nicht zukommen. Die mangelnde Übereinstimmung der Flächen, einerseits im
Malgrund, anderseits in der eigentlichen Malerei, muß nun zu Spannungen
führen, die in den schon trockenen und spröden Farbenschichten Sprünge
veranlassen können und gewöhnlich auch veranlassen. Nach alter Beobachtung
brauchen solid gemalte Ölgemälde etwa 50 bis 60 Jahre, ehe sie Sprünge
bekommen. (Einige Beispiele weiter unten.) Alte Gemälde auf Holz, die
große Temperaturschwankungen und den starken Wechsel von feucht und
trocken notwendigerweise schon mitgemacht haben, zeigen bei einiger Aus-
dehnung der Fläche zumeist eine wohl ausgebildete gitterförmige Sprung-
bildung. Lange Züge, die der Faserung des Holzes folgen, werden gekreuzt
von Quersprüngen. An den Quersprüngen wiederholt sich sehr häufig noch-
mals eine Teilung, und eine solche kann dann immer wieder von neuem
bis zur drohenden Zerbröselung der Bilder eintreten. Im laufenden Band
dieser Studien (S. 38f.) brachte ich dazu ein Beispiel aus den Neuerwerbungen
der ehemaligen Österreichischen Staatsgalerie. Es handelte sich um eine alt-
deutsche Tafel, die ehedem wenig gepflegt wurde. Allerlei Beispiele der
gewöhnlichen Sprünge an Holzbildern zuhauf in vielen Galerien an alt-
deutschen und altniederländischen Tafeln mit weißem Grund. Das Martyrium
der hl. Dorothea von Hans Baldung, genannt Grien, im Rudolfinum zu Prag
sei besonders hervorgehoben. Man möge auch die Baldungs in Nürnberg
und die Ringer in Kassel beachten. Besonders regelmäßig ist die gitter-
förmige Sprungbildung in den Farbenschichten, die Bleiweiß und demnach
weniger Bindemittel enthalten als in den übrigen Farben, die zum Anreiben
größerer Mengen von Leinöl bedürfen. Um ein altniederländisches Beispiel
namhaft zu machen, weise ich auf den Rogier van der Weyden im Mauritshuis
des Haag hin. (Es ist die bekannte Grablegung.) Die Scorelsche Madonna
im Museum Kunstliefde zu Utrecht soll nicht unerwähnt bleiben. Auf dem
Jesuskind dieser Madonna findet sich eine besonders regelmäßige Sprung-
bildung.
(Wird fortgesetzt.)

EINE NEUERWERBUNG DER SAMMLUNG HOMME IN WIEN.
Der Hommesche Kunstbesitz besteht aus Gemälden und kunstgewerb-
lichen Sachen verschiedener Art. Diese sind zumeist ererbtes Gut, wogegen
die Gemälde größtenteils Erwerbungen aus den jüngsten Jahrzehnten sind.
Der ganzen Sammlung wird gelegentlich eine Studie zu widmen sein. Vor-
läufig berichte ich nur über die Erwerbung eines bemerkenswerten Maler-
bildnisses aus dem 18. Jahrhundert. Ich meine das Autoporträt des römi-
schen Malers Archangelo Resani, das durch Frau Helene Homme im
Frühling des Jahres 1918 bei der ersten Schelleschen Versteigerung er-
worben worden ist. Ich kenne das Bild seit vielen Jahren, und zwar seit
der Zeit, als es durch den Maler B. Lippay, jetzt Conte di Lippay, aus
Italien nach Wien gebracht worden war. Jahrzehntelang befand es sich
später bei Friedrich Nagel. Wer es weiter bis zur Versteigerung Schelle be-
sessen hat, bei welcher mannigfacher Besitz vereinigt war, ist mir unbekannt.
Zunächst ist es mir um die einfache Feststellung zu tun, daß das
Resani-Bildnis in einer Wiener Sammlung, ich hoffe für lange Zeit, Unter-
 
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