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Studien und Skizzen zur Gemäldekunde — 4.1918/​1919

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Frimmel, Theodor von: Die Gemäldesammlung in der Wiener Akademie der bildenden Künste ist wieder eröffnet - die Albertina wieder zugänglich
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Mitteilungen über den Maler J. Charles Roettiers
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https://doi.org/10.11588/diglit.52777#0136

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hängen. Nach den Gesetzen der Pendelbewegung ist der Geschmack der
Bilderhänger heute von dem Pflastern der Wände mit Bildern abgekommen,
das im 18. Jahrhundert üppig geblüht und bis gegen Ende des 19. Jahr-
hunderts nachgewirkt hat. In unseren Tagen schlägt nun das Pendel nach
der entgegengesetzten Richtung aus, und man zeigt furchtbar viel Wand-
fläche und wenig Bilder darauf. Wo es angeht, kommt auf eine Zimmerwand
wirklich nur ein Bild. Da man aber heute schon nahezu auf der ganzen
Welt unter Raummangel leidet, wird man sich bequemen müssen, die ver-
schwenderischen Gelüste beim Bilderhängen zu unterdrücken. Manche werden
auch dahinter kommen, daß es eigentlich eine Geschmacklosigkeit ist, Wand-
fläche statt der Bilder auszustellen. Ich bin davon überzeugt, daß man in
der Wiener Akademie bei der Vollendung des Werkes im ganzen eine ge-
schmackvolle Lösung der schwierigen Aufgabe finden wird.
Die Albertina war monatelang nahezu luftdicht geschlossen. Zur
Zeit, als Fliegerangriffe drohten, waren die kostbarsten Zeichnungen und
Stiche in sichere Verwahrung fortgebracht worden. Nun sind zwar diese
Kostbarkeiten noch nicht wieder zu sehen, aber die Benutzung der übrigen
Sammlung ist von der Regierung in jüngster Zeit wieder freigegeben worden.
Die Albertina wird ja gegenwärtig von der Landesregierung verwaltet. Die
großen Pläne in bezug auf eine luxuriöse Neuaufstellung der ganzen alber-
tinischen Kunstsammlung mußten in diesen teueren Zeiten aufgegeben
werden. Immerhin besteht einige Hoffnung, der eng zusammengepreßten
Sammlung eine Erweiterung zu verschaffen. Denn im Palais des Erzherzogs
Friedrich stehen jetzt viele Räume leer und unbenutzt, die sich für die
Zwecke einer erweiterten Aufstellung verwenden ließen. Den Kunstgelehrten
aller Kulturstaaten ist die Wichtigkeit der Albertina längst bekannt auch bei
der Enge der bisherigen Aufstellung. Würden die Kunstschätze der Albertina
leichter zugänglich gemacht, so könnte dann auch das Bewußtsein von den
vielen Anregungen, die dort für Schaffende und Laien zu holen sind, in
weitere Kreise der Bevölkerung eindringen. Auf alle Fälle sei die Wieder-
eröffnung der Albertina ebenso herzlich willkommen geheißen wie jene der
akademischen Galerie. Fr.

MITTEILUNGEN ÜBER DEN MALER J. CHARLES ROETT1ERS.
J. Charles Roettiers war ein geschickter Maler, der um 1725 in
Wien nachweisbar ist. In Wien ist er auch gestorben, dort liegt er auch
begraben. Naglers Lexikon sagt ohne Quellenangabe, der Maler Joseph
Karl Roettiers sei um 1770 in Wien gestorben. 1691 sei er zu Paris
geboren. Wie sonst so oft schreibt Nagler in diesem Fall nur den alten
J. R. Füßli aus (Allgemeines Künstlerlexikon, 1810, Hauptband). Aber auch
Füßli verschweigt seine Quelle, und man wird die erwähnten Angaben noch
zu überprüfen haben. Füßli nennt den Joseph Karl Roettiers „Maler und
Baumeister“. In A. v. Wurzbachs „Niederländischem Künstlerlexikon“ einige
Zeilen mit unrichtiger Quellenangabe. Unser Maler Joseph Karl Roettiers
scheint in den Niederlanden, wohl zu Antwerpen, ausgebildet worden zu
sein. Sucht man nach diesem Roettiers in den Handbüchern für Geschichte
der Malerei, so ist die Mühe vergeblich. Denn er wurde gänzlich übersehen,
 
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