103
Heda in Majuskeln. Grauliche Züge). Im allgemeinen, auch im gleichmäßig
graubraunen Hintergrund, ist das Bild heller als die Arbeiten des Vaters.
Das Bild im Rijksmuseum zu Amsterdam kommt in den Katalogen vor,
die seit dem Sommer 1891, damals wurde es erworben, erschienen sind.
Es stellt wieder einen Frühstücktisch dar, und zwar mit Zinnkrug, verzierter
Silberkanne, zwei Zinntellern, weißer Serviette, Zitrone und anderem. Auf
dem Messergriff steht: „IONGE HeDA 1642 “ Auch dieses Bild ist heller
gehalten als die Arbeiten des älteren Heda.*)
Aus dem Leben des Gerrit Willemsz Heda ist nicht viel bekannt. Das
wenige findet sich bei Van der Willigen in seinem Buch über die Haarlemer
Künstler. Als Schüler seines Vaters, des älteren Heda, kommt Gerrit 1642
vor. Gerrit starb vor 1702. Fr.
EIN GEMÄLDE VON J. WEIDNER IN DER SAMMLUNG R. WITTIG.
Mit Josef Weidner, dem Schwager und zugleich Rivalen Waldmüllers,
haben sich einige meiner früheren Arbeiten beschäftigt, unter anderen auch
das „Kriegsheft“ im I. Band der Studien und Skizzen, ohne daß Abbildungen
geboten worden wären. Nun ergibt sich die Gelegenheit, ein Hauptwerk
Weidners nachzubilden. Es ist das: Wiener Milchmädchen, ein Ölgemälde,
das sich lange bei den Erben des Malers erhalten hatte und gegenwärtig
einen Bestandteil der Sammlung Rudolf Wittig bildet. (Vgl. Tafel XXXV.)
Dieses Bild ist durch eine höchst gelungene Lichtwirkung ausgezeichnet, die
der Natur abgelauscht ist. Die Dargestellte, ein blondes Mädchen von regel-
mäßigen Zügen, sitzt vor einer Gruppe von Eichen, von heller Sonne be-
schienen, und das so, daß die Schatten des Eichenlaubes auf der Figur und
auf dem Beiwerk sichtbar sind. Ein kühner Versuch, der geglückt ist. Und
wie sehr er das ist, gewahrt man beim Vergleichen mit derlei Versuchen
in manchen neueren Bildern, in denen nicht selten die menschliche Haut
scheckig und sinnlos bunt aussieht, statt der augenscheinlich beabsichtigten
Abwechslung von Licht und Schlagschatten. Ein Meister in derlei Wirkungs-
malerei war später Siemiradzki. Die Naturbeobachtung und Farbengebung
ist in Weidners Bild durchaus gesund. Das läßt sich schwer oder eigentlich
gar nicht in Worten beweisen, sondern nur durchs Betrachten des Ge-
mäldes selbst verstehen. Trotzdem nenne ich einige Farben, z. B. das mäßige
Zinnoberrot des Kopftuches. Das Halstuch ist gelb mit roter Musterung.
Weißes, rosa gemustertes Kleid. Blaugraue Schürze, weißes Fürtuch. Gelber
Strohhut an hellvioletten Bändern (links unten). An der Brust einige Stief-
mütterchen. Trotz der mannigfachen Palette alles von Buntheit weit entfernt
und so zusammengestimmt, wie es nur in der Zeit guter Farben vor der
Einführung von Anilinpräparaten und Verfälschungen in die Stoffärberei und
*) Erwähnt auch in meinen kleinen Oaleriestudien I, S. 290 („Wie die alten Ge-
mälde wandern“), und im Lexikon der Wiener Gemäldesammlungen (Artikel: Busch-
mann und Anton Jäger, Bd. II, S. 260), überdies bei Alfred Wurzbach im Lexikon der
niederländischen Künstler.
Im alten Katalog der Sammlung des Kardinals Fesch von 1844 stehen zwei Bilder
erwähnt, die ähnliche Darstellungen boten wie die eben beschriebenen Stilleben. Das
eine der Bilder bei Fesch trug angeblich die Jahreszahl 1639.
2*
Heda in Majuskeln. Grauliche Züge). Im allgemeinen, auch im gleichmäßig
graubraunen Hintergrund, ist das Bild heller als die Arbeiten des Vaters.
Das Bild im Rijksmuseum zu Amsterdam kommt in den Katalogen vor,
die seit dem Sommer 1891, damals wurde es erworben, erschienen sind.
Es stellt wieder einen Frühstücktisch dar, und zwar mit Zinnkrug, verzierter
Silberkanne, zwei Zinntellern, weißer Serviette, Zitrone und anderem. Auf
dem Messergriff steht: „IONGE HeDA 1642 “ Auch dieses Bild ist heller
gehalten als die Arbeiten des älteren Heda.*)
Aus dem Leben des Gerrit Willemsz Heda ist nicht viel bekannt. Das
wenige findet sich bei Van der Willigen in seinem Buch über die Haarlemer
Künstler. Als Schüler seines Vaters, des älteren Heda, kommt Gerrit 1642
vor. Gerrit starb vor 1702. Fr.
EIN GEMÄLDE VON J. WEIDNER IN DER SAMMLUNG R. WITTIG.
Mit Josef Weidner, dem Schwager und zugleich Rivalen Waldmüllers,
haben sich einige meiner früheren Arbeiten beschäftigt, unter anderen auch
das „Kriegsheft“ im I. Band der Studien und Skizzen, ohne daß Abbildungen
geboten worden wären. Nun ergibt sich die Gelegenheit, ein Hauptwerk
Weidners nachzubilden. Es ist das: Wiener Milchmädchen, ein Ölgemälde,
das sich lange bei den Erben des Malers erhalten hatte und gegenwärtig
einen Bestandteil der Sammlung Rudolf Wittig bildet. (Vgl. Tafel XXXV.)
Dieses Bild ist durch eine höchst gelungene Lichtwirkung ausgezeichnet, die
der Natur abgelauscht ist. Die Dargestellte, ein blondes Mädchen von regel-
mäßigen Zügen, sitzt vor einer Gruppe von Eichen, von heller Sonne be-
schienen, und das so, daß die Schatten des Eichenlaubes auf der Figur und
auf dem Beiwerk sichtbar sind. Ein kühner Versuch, der geglückt ist. Und
wie sehr er das ist, gewahrt man beim Vergleichen mit derlei Versuchen
in manchen neueren Bildern, in denen nicht selten die menschliche Haut
scheckig und sinnlos bunt aussieht, statt der augenscheinlich beabsichtigten
Abwechslung von Licht und Schlagschatten. Ein Meister in derlei Wirkungs-
malerei war später Siemiradzki. Die Naturbeobachtung und Farbengebung
ist in Weidners Bild durchaus gesund. Das läßt sich schwer oder eigentlich
gar nicht in Worten beweisen, sondern nur durchs Betrachten des Ge-
mäldes selbst verstehen. Trotzdem nenne ich einige Farben, z. B. das mäßige
Zinnoberrot des Kopftuches. Das Halstuch ist gelb mit roter Musterung.
Weißes, rosa gemustertes Kleid. Blaugraue Schürze, weißes Fürtuch. Gelber
Strohhut an hellvioletten Bändern (links unten). An der Brust einige Stief-
mütterchen. Trotz der mannigfachen Palette alles von Buntheit weit entfernt
und so zusammengestimmt, wie es nur in der Zeit guter Farben vor der
Einführung von Anilinpräparaten und Verfälschungen in die Stoffärberei und
*) Erwähnt auch in meinen kleinen Oaleriestudien I, S. 290 („Wie die alten Ge-
mälde wandern“), und im Lexikon der Wiener Gemäldesammlungen (Artikel: Busch-
mann und Anton Jäger, Bd. II, S. 260), überdies bei Alfred Wurzbach im Lexikon der
niederländischen Künstler.
Im alten Katalog der Sammlung des Kardinals Fesch von 1844 stehen zwei Bilder
erwähnt, die ähnliche Darstellungen boten wie die eben beschriebenen Stilleben. Das
eine der Bilder bei Fesch trug angeblich die Jahreszahl 1639.
2*