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Studien und Skizzen zur Gemäldekunde — 4.1918/​1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.52777#0170

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rung gelangte, wurde vom 20 bis 25. Oktober durch die Kunsthändler Neupert
und Messikommer endgültig versteigert. Schweren Herzens trennten wir uns
von dieser Sammlung, die ein nicht bloß für schweizerischenPrivatbesitz
ungemein seltenes, einheitliches Bild von der deutschen Kunst des 19. und
beginnenden 20. Jahrhunderts bot. Durch den ausgezeichneten Zürcher
Kunstkritiker Dr. Hans Trog wohl beraten, kaufte der bekannte Seidengroß-
industrielle stets nur Gutes, nur für den betreffenden Meister besonders
Interessantes. Auf diese Weise konnte man „bei Henneberg“ u. a. Zusammen-
gebrachten Prachtlandschaften der Münchner Schule, von Lier, Schleich,
Schuch (des münchnerischen Wieners), Stäbli (des in München gereiften
Schweizers) usw., ferner ganz köstliche nächtliche Landschaftsszenen von
Spitzweg, diesem unerschöpflichen Humoristen der Stimmungen, aber ebenso
auch von dem Porträtisten H. v. Habermann, dem nun 70jährigen, eine ganz
kleinformatige „Sterbeszene“ voll prickelnden Erlebens bewundern. Bekannt
sind Hennebergs Lenbach-, Leibi-, Liebermann-, Uhde-Porträte, sein „Ana-
tom“ (von Gabriel Max) hat in allen möglichen und unmöglichen Illustra-
tionstechniken die Weltrunde gemacht; eine Perle im glitzernden Geschmeide
dieser nun in alle Winde zerstreuten Schätze bildete die wundervoll abge-
rundete Hodler-Sammlung, bei deren Zusammenstellung die Beratung Dr. Trogs
besonders klar zutage trat. (Dr. Arth. Neißer.)

NOTIZEN.
Über Hans Döring (der auch als Ritter genannt Döring oder Döringk
vorkommt), der von etwa 1500 bis gegen 1560 gelebt und zumeist in
Wetzlar gewirkt hat, ist ein eigenes prächtig ausgestattetes, überaus inhalts-
reiches Buch von Ernst Ehlers, Professor der Zoologie in Göttingen er-
schienen, und zwar im Kommissionsverlag von Jos. Baer & Komp, zu Frank-
furt a. M. unter dem Titel: „Hans Döring, ein hessischer Maler des 16. Jahr-
hunderts.“ Die Studien und Skizzen kommen auf dieses Buch noch in ein-
gehender Weise zurück.
Faustino Bocchis Gemälde mit dem Riesenkranich und denzZwergen,
das in der VIII. Lieferung auf Taf. XXX11I abgebildet war als Beispiel sonder-
barer Gestaltungen, soll uns nochmals beschäftigen. Im Versteigerungsver-
zeichnis der Sammlungen Weniger und Strache vom April 1906 (Wien,
Dorotheum) ist das Bildchen dem Fr. Boucher zugeschrieben, was ich jeden-
falls für eine Verlegenheitsbenennung halte. Denn Bocchis Hand ist in dem
Gemälde unverkennbar, wenn man sichere Werke des genannten Malers im
Gedächtnis hat. Dagegen ist die Deutung der Darstellung im Katalog als
des Kampfes der Kraniche mit dem Volk der Pygmäen höchst wahrschein-
lich die richtige. Auch eine Notiz des Neuen Wiener Tagblatts (von Friedrich
Stern) hat diese Deutung als passend angenommen.
Vor einigen Jahren ist mir im Wiener Kunsthandel ein bemerkenswerter
Fall eines redenden Monogramms vorgekommen. Es fand sich auf einer
italienischen wertvollen Wasserfarbenmalerei aus dem 16. Jahrhundert, die
 
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