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Studien und Skizzen zur Gemäldekunde — 4.1918/​1919

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Frimmel, Theodor von: Aus dem Wiener Künstlerhause: (Neuerwerbungen der Staatsgalerie)
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Frimmel, Theodor von: Cornelis Poelenburg und seine Nachfolger, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.52777#0050

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Porträt des Bildhauers Adam Ramelmayer aus dem Jahr 1835. Das Bild
ist als sorgfältig durchgebildete, ganz auf dem Gebiet der Altwiener Kunst
fußende Jugendarbeit Rahls von großem Belang für die Geschichte der
Wiener Malerei. Aus späteren Perioden Rahlscher Entwicklung sind gleich-
falls gute Beispiele unter den ausgestellten Neuerwerbungen zu finden. Be-
sonders zu beachten die Romakos und der frühe Lenbach! Makarts ge-
zeichneter Entwurf für den Vorhang im ehemaligen Wiener Stadttheater
wird viele fesseln. Ebenso einiges von Schwind. Ich gehe nicht der Reihe
nach von einem Kunstwerk zum anderen, sondern deute zum Schluß nur
an, daß auch einige Franzosen unter den Neukäufen vorgefunden werden,
ein Daumier, ein Ribot, ein Cezanne. Daß der Einfaltspinsel Cezanne nicht
fehlen durfte, versteht sich von selbst. Mußte doch für ein Beispiel gesorgt
werden, aus dem man ablesen konnte, daß blau gerändertes Geschmiere
keine Malerei ist. Freilich wird durch den Ankauf und die Ausstellung dieses
Werkes von Cezanne auch wieder die ohnedies schon zu sehr verbreitete
Nachahmung des blau geränderten Blödsinns gefördert. Sonst ist kaum bei
irgend einem Stück der Ausstellung ein derlei Bedenken zu äußern, und
im ganzen kann es niemandem zweifelhaft sein, daß die Vorführung der
neuen Ankäufe unserer Staatsgalerie für Künstler und Kunstfreunde überaus
anregend ist.
Könnten nicht ähnliche Ausstellungen mit alten Bildern und anderen
alten Kunstwerken als regelmäßige Erscheinungen im Wiener Künstlerhaus
eingebürgert werden? Etwa nach jeder Frühlingssausstellung unserer leben-
den Künstler, diesen muß immer der Vortritt gewahrt bleiben, könnte eine
Auswahl guter alter Kunstsachen aus Privatbesitz zugänglich gemacht werden.
Es gibt viele versteckte vorzügliche Werke in Wien und dessen nächster
Umgebung, und ich weiß es, daß viele der Besitzer bereit wären, derlei
Leihausstellungen zu fördern.

Wien, im Sommer 1918.

Der Herausgeber.

CORNELIS POELENBURG UND SEINE NACHFOLGER.
(Fortsetzung zu Bd. IV, S. 21.)
Poelenburg und Rubens.
Vor kurzem hat sich ein hervorragendes Werk von C. Poelenburg in
Wien bei Herrn Ingenieur Moritz Overhoff wiedergefunden. Ich habe es bei
Herrn Restaurator S. Maurer kennengelernt. Es ist ein Werk, das in der
Literatur schon erwähnt ist, dessen Aufbewahrungsort aber nicht bekannt
war. Ich meine das Gemälde mit den Gestalten des Rubens, des Poelenburg
selbst und seiner Frau. Alfred v. Wurzbachs Lexikon niederländischer
Künstler teilt von dieser Darstellung mit, daß sie sich 1874 im Wiener
Kunsthandel befunden hat. Ein bestimmter Eigentümer wird nicht genannt.
Damals in der Zeit bald nach dem Wiener Börsensturz des Jahres 1873
geschahen reichliche Gemäldeverschiebungen von Hand zu Hand, über die
jetzt nichts Genaueres mehr aufzufinden ist. Man wird bei den meisten
 
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