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Studien und Skizzen zur Gemäldekunde — 4.1918/​1919

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Frimmel, Theodor von: Die Gemäldesammlung des Wiener Schottenstiftes, [2]
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Frimmel, Theodor von: Ein mählersches Bild mit einem vermutlichen Bildnis Beethovens
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https://doi.org/10.11588/diglit.52777#0062

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wieder zurückkommen möchte. Ein anderes italienisches Bild mit einem
Salvator mundi habe ich vorläufig als Carlo Dolci verzeichnet.
Vermutlich französisch sind Nr. 94 mit Christus und der Sünderin
aus der Richtung Le Bruns und zwei Schlachten in Bourguignons Art
(Nr. 6 und 7).
Vieles, das unter Umständen als interessant und bedeutungsvoll gelten
kann, muß hier übergangen werden. So kann auch auf drei Bleireliefs, die
im alten Inventar als Werke von „Donner“ verzeichnet stehen (Nr. 27,
Kain flieht von der Stätte des Mordes, Nr. 26, der büßende heilige Hierony-
mus, und Nr. 40, eine Madonna mit dem Christkinde), nicht näher einge-
gangen werden, wie sehr auch die Versuchung naheliegt, bei diesen hoch-
bedeutenden Arbeiten länger zu verweilen. [Diese Arbeiten sind kritisch behandelt
in der Donner-Monographie von Anton Mayr aus dem Jahr 1907, S. 31 f.]
Es soll aber hier weder ein Katalog noch eine kunstgeschichtliche Abhand-
lung gegeben werden. Wir wollen hoffen, daß sich beides finden wird, zu-
sammen mit einer ausführlichen Geschichte der Galerie, eines Kunstbesitzes,
der unter den Sammlungen geistlicher Häuser in Österreich sich sogar
neben der berühmten in St. Florian sehen lassen darf.
Einstweilen kann ich aus der Geschichte der Galerie des Schotten-
stiftes in Wien herausgreifen, was ich den liebenswürdigen Mitteilungen des
hochwürdigen Herrn Prälaten Dr. Ernst Hauswirth verdanke. Als Gründer
der Galerie gilt Abt Karl, der dem Stifte von 1705 bis 1750 vorstand. Ein
Inventar, das nach der Schriftart wohl noch aus dem 18. Jahrhundert
stammen dürfte und das der Herr Prälat mir freundlichst zum Studium über-
ließ, verzeichnet 135 Bilder „in der Hauptgalerie“ und 64 „in der Neben-
galerie oder Hauskapelle“. Bis zum Jahre 1848 war die Sammlung galerie-
mäßig aufgestellt. Im genannten Jahre, als die Zeiten unruhig wurden, ließ
der damalige Prälat die Haupttreppe vermauern und die Bilder aus der
großen Galerie entfernen. Jetzt ist der schöne Besitz, soweit er noch im
Schottenstifte aufbewahrt wird, in den Gemächern der Prälatur und in zwei
Gastzimmern verteilt.«
(Wird fortgesetzt.)

EIN MÄHLERSCHES BILD MIT EINEM VERMUTLICHEN BILDNIS
BEETHOVENS.
Durch die Freundlichkeit des Ehepaars Dux in Wien erhielt ich Kunde
von einem kleinen Ölgemälde, das J. Mählers Signatur trägt und auf dem
nach Duxscher Vermutung Beethoven als Figur in einer Landschaft vor-
kommt. (Siehe Tafel XVI. Die kleine Leinwand mißt 43'5 cm in der Höhe
und 34'5 cm in der Breite. Gegen rechts unten die Signatur: „Mähler p.“)
Diese Vermutung stützt sich auf den Zusammenhang Mählers mit Beethovens
Leben und auf die unleugbare auffallende Ähnlichkeit der Figur im Bilde
mit der des großen Tondichters. Überdies ist die Figur in eine Landschaft
hineingesetzt, in welcher man Beethoven schon längst als Spaziergänger vermutet
hat, gerade in den Jahren, aus denen nach der allgemeinen Ähnlichkeit die
Figur auf dem Bilde herstammen könnte. Diese Angelegenheiten sollen nun
kritisch durchgeprüft werden.
 
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