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Studien und Skizzen zur Gemäldekunde — 4.1918/​1919

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Frimmel, Theodor von: Zwei Briefe von Friedrich Gauermann
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https://doi.org/10.11588/diglit.52777#0141
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wir, daß er 14 Bilder von Danhauser besessen haben soll. Gelegentlich
wird er auch „Putzschke“ geschrieben. Eigentlich hieß der Mann (Karl
August) Putschke. Die Vornamen stehen so im Mitgliederverzeichnis von
1850 des neuen österreichischen Kunstvereins. Putschke war (nach R. v.
Eitelbergers Angabe in den Gesammelten Schriften I, S. 80) Stahlfabrikant.
Wie aus Gauermanns Einnahmenbuch zu ersehen ist, hat Putschke wieder-
holt Gauermannsche Bilder erworben. Das Bild für Putschke, auf das im
Brief angespielt wird, steht in Gauermanns Einnahmenbuch folgendermaßen
verzeichnet: „1849 — Eine Winterlandschaft wo Jäger einen Hirsch auf einem
Schlitten aus dem Walde bringen — Putschke — 500 fl. K(onventions)
M(ünze).“ Vgl. „Zeitschrift für bildende Kunst“, Bd. XVIII. — Fürst Collo-
redo ist kaum ein anderer als der junge Staatsmann Fürst Joseph Collo-
redo-Mannsfeld (geb. 1813), auf den auch in Gauermanns Einnahmenbuch
hingewiesen ist, und zwar heißt es dort: „1848 Ein Geier mit einer jungen
Gemse. Die alte Gemse entflieht. Hochgebirge — 4 Schuh, 6 Zoll hoch“,
dabei als Käufer „Fürst Colloredo in Prag“ und als Preis: „1600“. Für den-
selben Käufer um denselben Preis ist auch noch eingetragen: „Hunde stellen
einen Hirschen im Wasser. Abend — 4 Schuh 6 Zoll hoch.“
Arthaber, der in der Nachschrift genannt wird, ist einer der meist-
bekannten Wiener Gemäldesammler. Um welches Werk von Gauermann es
sich im Brief handelt, läßt sich wieder nach dem Einnahmenbuch wenn nicht
feststellen, so doch begründeterweise vermuten. In der Reihe der Jahre um
1849, als Gauermanns Brief geschrieben wurde, kommt nur ein einziger
Ankauf durch Arthaber vor, und zwar 1850: „Ein Tierstück 6 Zoll breit,
Arthaber“ um 100 fl. K(onventions) M(ünze). Ich weiß das Bildchen gegen-
wärtig nicht aufzufinden. In der Versteigerung der Arthaberschen Sammlung
kam es nicht vor*).
Miesenbach ist der entzückend malerisch gelegene kleine Ort im
Schneeberggebiet bei Gutenstein. Dort hatten Gauermanns ein Haus.
Das zweite Briefchen Gauermanns gehört zu einem kleinen guten
Bild, das sich vor etwa einem Jahr bei Aug. Schelle in Wien befunden hat.
Dieses Schreiben, wie das erste in Miesenbach und 1849 abgefaßt, hatte
ein kleines Breitbild mit einem Rind im Freien zu begleiten. Den weiteren
Zusammenhang entnimmt man ohne Schwierigkeit aus dem Briefchen selbst,
das folgenden Wortlaut hat:
Außen:
„Sr. Wohlgeboren
Herrn Herrn von Fischer
Verwalter
zu Gutenstein“
Innen:
„Euer Wohlgeboren!
Durch Herrn Hugo von Rosthorn der Gestern uns besuchte erfuhr
ich da er mit Ihnen in Gutenstein sprach, dass Peter Hofer nun einrücken muss.
Ich bin so frey bey dieser Gelegenheit mein Versprechen zu erfüllen
und Euer Wohlgeboren eine Arbeit meiner Hand im Bereich der Kunst, als

) Über diese siehe mein Lexikon der Wiener Gemäldesammlungen.
 
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