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Studien und Skizzen zur Gemäldekunde — 4.1918/​1919

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Frimmel, Theodor von: Zwei Briefe von Friedrich Gauermann
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https://doi.org/10.11588/diglit.52777#0140

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130

Innen:
„Lieber Herr von Bühlmeier!
Ich habe Höger ersucht, er möchte gleich nach Empfang des Honorars
des Bildes für Sikingen Ihnen die Rame zu bezahlen, und so wie ich das
Bild für Putschki bezahlt bekomme ich Ihnen auch gleich die andere Rame
bezahlen werde, die Bilder sind bereits in Wien. Sind Sie nur nicht böse
daß Sie so lange warten müssen. Von Fürst Colloredo habe ich noch nichts
erhalten und sobald es erfolgen sollte werde ich Ihnen gleich die zwey
großen Ramen bezahlen.
Die Rame die Sie mir schickten über das Winterbild, ist sehr schön,
ganz wie ich es gerne habe, das ist mir der liebste Geschmack denn die
Bilder sehen viel besser in diesen Ramen nach älterem Stiele aus.
Die Winterlandschaft ist vollendet, ich werde es an Höger schicken,
wo es die Herrn Liebhaber besichtigen können.
Ich bitte mir auch den Preis der Rame zu schreiben, so wie auch
des Portraites.
Leben Sie recht wohl
Ihr ergebener
Friedrich Gauermann.
Miesenbach am 16 April 1849.“
Nachschrift: „Ich habe auch im Verlauf des Jahres ein Bild zimlich
weit vollendet, das einst Arthaber bestellt hatte, nähmlich es wird Ihnen be-
kannt sein, ein Fischreier und Geflügel an einem Seeufer mit Pferden,
so eine Wasserjagt Szene. Da möchte ich wohl gern eine Rame darüber
haben, allein ich weisz nicht erinnert sich Herr Arthaber noch daran oder
nicht, ich getraue mich sonst zu ihm nichts mehr zu erwähnen, wer weisz
ist es ihm noch gelegen.“
Der Empfänger des Briefes ist der Wiener Hofvergolder und Kunst-
freund Konrad Bühlmayer, den Gauermann nach Altwiener Sitte Herrn von
nennt, obwohl kein Adel zu beachten war. Bühlmayer lebte mitten unter
den besten Altwiener Malern und kaufte vieles unmittelbar von den Künstlern
selbst. Danhauser, Fr. Gauermann, Jos. Neugebauer und der ältere Raffalt
sind beispielsweise in diesem Zusammenhang zu nennen. K. Bühlmayer war
1808 oder 1809 geboren. Er hat. Gauermann lange überlebt, denn er starb
erst 1892. Das Bühlmayersche Vergoldergeschäft besteht noch heute, und
zwar ebendort, wo es zu Gauermanns Zeiten bestanden hat, im Michaeler
Durchhaus.*)
Im Brief werden allerlei Personen aus den damaligen Wiener Kunst-
kreisen genannt, so Joseph Höger, der Maler und Schwager Gauermanns.
Sickingen ist so gut wie sicher ein Nachkomme des berühmten Sammlers
Wilhelm Grafen v. Sickingen. „Putschki“ ist wieder ein Sammler des alten
Wien, der freilich jetzt vergessen ist, aber zu seiner Zeit als kaufender Kunstfreund
gewiß nicht zu verachten war. Sein Name wurde übrigens verballhornt, auch
durch Gauermann im vorliegenden Brief. Bei Ant. v. Perger in den: „Kunst-
schätzen von Wien“ heißt er gar „Botschky“. Aus dieser Quelle erfahren
*) Eingehendere Mitteilungen über die Sammlung Bühlmayer finden sich in
meinem Lexikon der Wiener Gemäldesammlungen, Bd. I, S. 241—244.
 
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