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Studien und Skizzen zur Gemäldekunde — 5.1920/​1921

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Malen, Gemälde und Gemäldekunde: Metalle und Steine als Malgründe
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https://doi.org/10.11588/diglit.52778#0088
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z. B. von Bart Spranger und Joach. Uytewael aus dem Jahre 1592 datierte
Kupferbilder enthalten sind (in Wien und in Braunschweig), so muß man
beachten, daß beide Künstler damals schon ihren Aufenthalt in Italien hinter
sich hatten. Wäre das signierte Kupferbild angeblich von Francesco Bassano
(der 1592 gestorben ist) in der Wiener Galerie in seinem italienischen Ur-
sprung nicht sehr fraglich, so könnte damit eines der frühesten einstweilen
auffindbaren Kupferbilder genannt werden. Wie es scheint, hat schon Anni-
bale Carracci (geb. 1560, gest. 1609) den Kupfergrund gekannt (vgl. Bel-
loriss Vite, im Leben des Annibale Carracci). Vor 1598 muß ein Kupferbild von
Gilli Mostaert fallen (dieser starb 1598), das im Inventar Granvella ver-
zeichnet steht. — Über die Kupferbilder des Paul Bril vgl. das Jahrbuch
der Kaiser!. Österr. Kunstsammlungen von 1893. Ein dem Paul Bril zuge-
schriebenes Holzbild der Antwerpener Galerie (Landschaft mit dem ver-
lorenen Sohn) wurde durch mich als ein Werk des Lukas v. Valkenborch
erkannt. Über Kupfer als Malgrund bei C. Poelenburg vergL Mitteilungen
der k. k. Zentralkommission 1893. Kupferbilder von C. Dusart und J. v. d.
Meer (v. Haarlem) erwähnt bei A. Bredius in „Künstlerinventare“ Bd. I,
S. 31 ff.
Gelegentlich sind mir bearbeitete Kupferstichplatten als Malgrund vor-
gekommen, auch guillochiertes Kupfer, z. B. bei einem altflandrischen Bilde
um 1620. Einen guillochierten Grund hatte der Lazarus v. d. Borcht aus
der Galerie Brunsvik, der später sich im Besitz des jungen Malerradierers
Roux in Wien befand. Im 18. Jahrhundert wurden gelegentlich bauchig vor-
getriebene Kupferbleche als Malgrund verwendet („Cuivre bombe“).
Messing kommt vor als Unterlage für Miniaturen.
Das weniger kostbare Zinn blech oder verzinntes Kupfer tritt später
und seltener auf und hat sich offenbar nicht ebenso gut bewährt als reines
Kupferblech. Im 17. und 18. Jahrhundert scheint man in Österreich nicht
selten auf Zinn gemalt zu haben (Altarblatt des Tob. Pock im Wiener Ste-
phansdom, zwei große Altarblätter, eines wieder von Pock, das andere von
Georg Bachmann in Sankt Ulrich zu Wien (ehemals in der Wiener Schotten-
kirche), ein Jos. Heinz von 1608 im Kärntner Stift Sankt Paul, Stilleben
von J. Angermeyer). In der Czartoryskischen Sammlung zu Wien befand
sich ein Kupferbildchen aus der Zeit um 1650, das auf der Schönseite ver-
zinnt war.
Eisen wird zwar schon bei Cennino Cennini als Malgrund genannt.
Eigentliche Gemälde sind aber sicher zu Cenninis Zeit nicht auf Eisen ge-
malt worden. 1803 erwähnt J. Q. Jahn Bilder auf Eisen. Wegen der leichten
Oxydierbarkeit verspricht es keine lange Dauer, weshalb es für künstlerische
Zwecke nur geringe Bedeutung hat. Bei Kalvarienbergbildern, die im Freien
stehen und deshalb nicht auf kostspieligem, zum Diebstahl anreizendem
Material gemalt werden, ist in neuerer Zeit gelegentlich Eisenblech als Mal-
grund verwendet worden. Gerade dort aber hat sich die geringe Haltbar-
keit des Materials besonders auffallend gezeigt. Von einem Andachtsbild
auf Eisen, das in die Johannis-Eiche bei Falkenfels in Bayern eingewachsen
war und 1902 noch im Baumkörper vorgefunden wurde, heißt es, daß es
noch dem 16. Jahrhundert angehöre (Beilage zur Münchner Allgemeinen
Zeitung 1902, Nr. 75, S. 15). Aus viel späterer Zeit sind Bilder des sieben-
bürgischen Malers Martin Stock bekannt (im Besitz von E. Sigerus in Her-
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