102
in den Besitz des Vereins „Beethovenhaus“ in Bonn. Zur Vorstellung des
jugendlichen Meisters trägt jedenfalls den wichtigsten Anteil bei der be-
rühmte Schattenriß, welcher in der Beethovenschau die Reihe der Bildnisse
eröffnet. Die gestochenen Blätter nach Stainhausers Zeichnung um 180CT
sind vollzählig da. Die Miniatur des Dänen Horneman geleitet um etwa
zwei Jahre weiter herauf. Sie ist im Urbild ausgestellt, geliehen von einem Nach-
kommen des Freundes Stefan von Breuning, den Beethoven so sehr schätzte.
Wieder im Original ist zu sehen das erste Mählersche Bildnis des Künstlers,
das sich jetzt im Besitz des Urgroßneffen des Meisters, Herrn Bankdirektors
Raoul Heimler in Wien, befindet. Zum erstenmal sah ich dieses Bild noch
bei Frau Karoline van Beethoven, der Witwe des Neffen Karl. Von dieser
vererbte es sich auf Frau Gabriele Heimler geborene van Beethoven, d. i.
auf die Tochter des Neffen. Herr Direktor Raoul Heimler ist nun der Sohn
Frau Gabrielens, somit Urgroßneffe des Meisters.
Nach dem ersten Mählerschen scheint sehr bald gefolgt zu sein das
sogenannte Brunsviksche; und 1806 folgte laut Datierung das Brustbild von
J. Neugaß, das den Lichnowskys gehört.
Das sogenannte Brunsviksche Beethovenporträt bildet mit dem Lich-
nowskyschen und der Zeichnung von Schnorr eine Gruppe von Bildern,
auf denen Beethoven fast stutzermäßig aussieht und das Haar schon trägt,
wie es damals beim Eindringen des Hochklassizismus sehr modern war,
nämlich aus der Stirn gestrichen, wogegen die früheren Porträte, die auch
wieder eine Gruppe bilden, das Haar in die Stirn gekämmt sehen lassen.
Idealisiert sind sie aber alle diese Abbilder in der ersten und in der zweiten
Gruppe. Viele bezeichnende Einzelheiten, von denen die Zeitgenossen be-
richten, sind nicht einmal angedeutet. Vom Brunsvikschen Bild aus dem Jahr
etwa 1804 (jedenfalls später fallend als das erste Mählersche) kennt man
den Maler nicht. Das Lichnowskysche ist, wie erwähnt, von J. Neugaß ge-
malt, über den ich einige wenige Andeutungen beibringen kann. Vermutlich
ist’s derselbe Künstler, der in den Nachträgen zum großen Füßlischen
Künstlerlexikon als „Neygaß“ verzeichnet steht und von dem es heißt: „Ein
Maler zu Ofen um 1808. Wahrscheinlich mehreres von ihm siehe in den
Vaterländischen Blättern für den österreichischen Kaiserstaat, Jahrgang 1808,
Nr. XXIV.“ In einem Brief*) von der Hand des Neugaß selbst nennt er
sich „Isidor Neugaß, Maler am Salzgries 194 im 2. Stock“. Dieser Brief ist
datiert mit Wien, 6. Jänner 1806. Die Jahreszahl 1806 findet sich auch auf
dem Bildnis Beethovens und dem Haydns. Beide waren 1892 auf der großen
Ausstellung für Musik und Theaterwesen in Wien zu sehen (beim Haydn-
bildnis war im Fachkatalog die Jahreszahl irrtümlich als 1801 statt 1806
angegeben). Im erwähnten Brief des Malers Neugaß sind beide Bildnisse er-
wähnt, sowohl das Haydns als auch das Beethovens. Offenbar ist es der-
selbe J. Neugaß, der noch 1822 in der Wiener Akademie einige Bildnisse
ausgestellt hat (Verzeichnis Nr. 109, 113 und 294). Darunter war das der
Gräfin „von Dorsay geb. Gr. Lodron“. Das Brunsviksche und Lichnowsky-
sche Beethovenbildnis ähneln sich so auffallend, daß man irgend einen nahen
inneren Zusammenhang annehmen möchte, wenigstens nach den Kopien zu
*) Ich habe das Schreiben durch die Freundlichkeit des Herrn Dr. Max Unger
kennen gelernt.
in den Besitz des Vereins „Beethovenhaus“ in Bonn. Zur Vorstellung des
jugendlichen Meisters trägt jedenfalls den wichtigsten Anteil bei der be-
rühmte Schattenriß, welcher in der Beethovenschau die Reihe der Bildnisse
eröffnet. Die gestochenen Blätter nach Stainhausers Zeichnung um 180CT
sind vollzählig da. Die Miniatur des Dänen Horneman geleitet um etwa
zwei Jahre weiter herauf. Sie ist im Urbild ausgestellt, geliehen von einem Nach-
kommen des Freundes Stefan von Breuning, den Beethoven so sehr schätzte.
Wieder im Original ist zu sehen das erste Mählersche Bildnis des Künstlers,
das sich jetzt im Besitz des Urgroßneffen des Meisters, Herrn Bankdirektors
Raoul Heimler in Wien, befindet. Zum erstenmal sah ich dieses Bild noch
bei Frau Karoline van Beethoven, der Witwe des Neffen Karl. Von dieser
vererbte es sich auf Frau Gabriele Heimler geborene van Beethoven, d. i.
auf die Tochter des Neffen. Herr Direktor Raoul Heimler ist nun der Sohn
Frau Gabrielens, somit Urgroßneffe des Meisters.
Nach dem ersten Mählerschen scheint sehr bald gefolgt zu sein das
sogenannte Brunsviksche; und 1806 folgte laut Datierung das Brustbild von
J. Neugaß, das den Lichnowskys gehört.
Das sogenannte Brunsviksche Beethovenporträt bildet mit dem Lich-
nowskyschen und der Zeichnung von Schnorr eine Gruppe von Bildern,
auf denen Beethoven fast stutzermäßig aussieht und das Haar schon trägt,
wie es damals beim Eindringen des Hochklassizismus sehr modern war,
nämlich aus der Stirn gestrichen, wogegen die früheren Porträte, die auch
wieder eine Gruppe bilden, das Haar in die Stirn gekämmt sehen lassen.
Idealisiert sind sie aber alle diese Abbilder in der ersten und in der zweiten
Gruppe. Viele bezeichnende Einzelheiten, von denen die Zeitgenossen be-
richten, sind nicht einmal angedeutet. Vom Brunsvikschen Bild aus dem Jahr
etwa 1804 (jedenfalls später fallend als das erste Mählersche) kennt man
den Maler nicht. Das Lichnowskysche ist, wie erwähnt, von J. Neugaß ge-
malt, über den ich einige wenige Andeutungen beibringen kann. Vermutlich
ist’s derselbe Künstler, der in den Nachträgen zum großen Füßlischen
Künstlerlexikon als „Neygaß“ verzeichnet steht und von dem es heißt: „Ein
Maler zu Ofen um 1808. Wahrscheinlich mehreres von ihm siehe in den
Vaterländischen Blättern für den österreichischen Kaiserstaat, Jahrgang 1808,
Nr. XXIV.“ In einem Brief*) von der Hand des Neugaß selbst nennt er
sich „Isidor Neugaß, Maler am Salzgries 194 im 2. Stock“. Dieser Brief ist
datiert mit Wien, 6. Jänner 1806. Die Jahreszahl 1806 findet sich auch auf
dem Bildnis Beethovens und dem Haydns. Beide waren 1892 auf der großen
Ausstellung für Musik und Theaterwesen in Wien zu sehen (beim Haydn-
bildnis war im Fachkatalog die Jahreszahl irrtümlich als 1801 statt 1806
angegeben). Im erwähnten Brief des Malers Neugaß sind beide Bildnisse er-
wähnt, sowohl das Haydns als auch das Beethovens. Offenbar ist es der-
selbe J. Neugaß, der noch 1822 in der Wiener Akademie einige Bildnisse
ausgestellt hat (Verzeichnis Nr. 109, 113 und 294). Darunter war das der
Gräfin „von Dorsay geb. Gr. Lodron“. Das Brunsviksche und Lichnowsky-
sche Beethovenbildnis ähneln sich so auffallend, daß man irgend einen nahen
inneren Zusammenhang annehmen möchte, wenigstens nach den Kopien zu
*) Ich habe das Schreiben durch die Freundlichkeit des Herrn Dr. Max Unger
kennen gelernt.