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Stackelberg, Otto Magnus von
Die Gräber der Hellenen — Berlin, 1837

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https://doi.org/10.11588/diglit.3514#0073
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mit Perlen geschmücktes Haar durchstreift, begleitet von zwei flatternden Tauben und Nike, der
geflügelten Siegesgöttin, welche, mit einem goldenen Diadem geziert, von leichtem Gewände umgeben,
voranschwebt und ihr eine goldene Krone hinreicht. Beide Göttinnen tragen die Spuren mehrfarbiger,
aber verlöschter Ausführung, von der nur noch die weisse Untermalung übrig geblieben ist, während
die Jünglingsgestalt monochrom erscheint. Die Einfassung des Gemäldes besteht am oberen Rande
aus Lotoskelchen, am unteren aus einem Eierstab.

Taf. XXIX.

Huldigung der Aphrodite und des mystischen Eros, Gemälde einer darunter abgebildeten, der
vorigen ähnlichen Hochzeitsvase, welche von Herrn Lusieri am Museion zu Athen ausgegraben wor-
den und sowohl wegen des edlen Styls und der feinen zierlichen Ausführung der Zeichnung, als we-
gen der vorhandenen Namens-Inschriften der Figuren, zu den schätzbarsten Denkmälern gehört.

Die erste Gestalt, welche sich hier darbietet und, durch den Namen Kleopatra bezeichnet, von
den übrigen als die einzige Sterbliche sich unterscheidet, erinnert an die einheimische Stammsage von
Athen in welcher die Enkelin des Erechtheus, des daselbst angebeteten Boreas und der Orithyia Toch-
ter, diesen Namen führte, dieselbe, welche nachher dem thracischen König Phineus als Gattin zu Theil
ward. In eine an der Seite offene und auf die Schulter geheftete Diplois gekleidet und das Haar mit
Bändern geziert, tritt sie auf und bringt, eine Schüssel mit Früchten, worunter die Liebesäpfel, in der
einen Hand, und ein Halsband von goldenen Perlen in der andern haltend, als Braut ihre Weihegaben
den erwähnten Hochzeitsgöttern dar, welche, gegen die Mitte des Gemäldes auf einer Erderhöhung
sitzend, zwischen fruchttragenden Lorbeerbäumen und blühenden Blumen erscheinen. Diese Andeu-
tung der Oertliehkeit könnte wohl auf das Heiligthum in ihrem Mutterlande, der sogenannten Aphro-
dite in den Gärten (AQeplhn h xtiirots) zu Athen, sich beziehen, wo ein uralter Dienst der Göttin herrschte
und sie die älteste Parze hiess. Vor Kleopatra steht, in eine eben solche Diplois gekleidet, und das
hinten herabwallende Haar mit dem Diadem geschmückt, die bekannte Höre Eunomia, welche den
linken Arm traulich über die Schulter der Pädia, des personificirten Jugendscherzes, legt, sich an sie
schmiegt und ein goldenes Perlenhalsband, welches diese spielend in den Händen hält, wohlgefällig
mit ihr zugleich beschaut. Die Tracht der auch auf andern Vasenbildern vorkommenden Pädia besteht
in einem durchsichtigen umgürteten Chiton und in dem auf den Scheitel gebundenen Haarbusch Ko-
rvmbos. Beide Jungfrauen bilden neben einem schlanken Lorbeer am Fuss der Erhöhung eine anmu-
thige Gruppe zur Rechten der beiden Hauptgötter, von denen Aphrodite, bekleidet mit dünnem Chiton,
darüber geworfenem Peplos und geschnürten Sandalen, geschmückt mit einer Sphendone, Perlen, Arm-
spangen und Ohrgehängen, auf dem Hügel thront und zu dem, einem Vogel gleich, auf ihrer Schulter
sitzenden kleinen Flügelknaben freundlich hinaufsieht, welcher nackt, mit langem Lockenhaar erschei-
nend, die eine Hand um ihren Hals geschlagen, die andere in die Seite gestemmt hält und voll Innig-
keit ihrem Blicke begegnet. Dass der Künstler seines Namens Ueberschrift nicht angemerkt, ihn ab-
sichtlich verschwiegen hat, beweist hinlänglich die geheimnissvolle Bedeutung desselben; aber auch
das neben ihm aufgestellte Weihgeschenk, ein bacchischer Dreifuss ohne das Becken, Lebes, macht
ihn als den Dämon der Einweihung und Vermählung in den Mysterien, den Iacchos, kenntlich. Die
Grazie Pitho, Ueberredung, mit herabhangenden Locken und durchsichtigem umgürtetem Chiton geziert,
ist an der andern Seite der Hauptgötter beschäftigt, den Dreifuss mit jungen Myrtenreisern von der
Mysterienpflanze auszuschmücken, und die hinter ihr stehende Eudämonia, Glückseligkeit, in eine

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