Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
-------- 26 --------

Diplois gekleidet, das Haupt mit der Schleuderbinde, Sphendone, umgürtet, pflückt von einem Lor-
beerbaum die Frucht ab, indem sie in ihrer Linken eine Obstschüssel trägt.

An der Kehrseite des Gefässes bei dem Henkel ist eine Palmetten- und Lotosverzierung, wie
auch eine Einfassung am oberen und unteren Rande angebracht.

Taf. XXX.

1. Abbildung eines rohen dreihenkeligen Schaugefässes aus Athen, in Form der Oelkrüge mit
langem schmalem Hals, breiter Mündung und breitem Fuss, nebst einer oberen Ansicht der trichter-
förmigen Mündung, welche schon durch ihre enge Oeffnung, wie überhaupt die innen fehlende Höh-
lung des Gefässes selbst, beweist, dass es nicht zur Aufnahme von Flüssigkeiten bestimmt war, son-
dern bloss zur feierlichen Ausstellung auf Schenktischen, vorzüglich an Bacchusfesten, diente.

2. Gemälde einer solchen athenischen Vase aus des Consuls Fauvel Sammlung. Aphrodite,
von Myrten bekränzt, mit nacktem, weissem, bemaltem Oberleib und über den Schoos geworfenem Ge-
wand, auf einem Klismos oder Lehnstuhl sitzend, beschäftigt sich mit der Bereitung eines Korbes aus
goldenen Zweigen, wobei ihr der eine von zwei sie umschwebenden geflügelten goldenen Liebesgöttern,
Pothos, die Sehnsucht, am Flechtwerk hilft, während der andere, Himeros, Genuss, eine goldene Per-
lenschnur um ihren Hals windet. Die neben ihr stehende Bank, über welcher eine heilige Binde
hängt, dient zum Hinstellen der Arbeit, welche sie in der Absicht, den Adonis darin zu verbergen,
verfertigt. Denn nachdem ihn der Baum, in den seine Mutter Myrrha verwandelt worden, geboren,
nahm sie, seine Schönheit bewundernd, den verlassenen Knaben, legte ihn in ein Behältniss oder eine
Kiste, damit ihn Niemand sehen möge, und vertraute ihn der Persephone an, welche bei seinem An-
blick aber sich gleichfalls in ihn verliebte und ihn nicht mehr wiedergeben wollte, bis er durch den
Rathspruch des Zeus abwechselnd beiden zu Theil ward. Bei den Adonien, dem Trauer- und Freu-
denfeste, welches besonders zu Athen ihm, als einem sterbenden und wieder auflebenden, von einem
Wendezirkel zum andern auf- und niedersteigenden Sonnengotte, gefeiert wurde, pflegte man irdene
Gefässe, oder silberne Körbe mit Erde und aufkeimenden Sämereien, sogenannte Adonisgärten, zu be-
reiten und nächst Baumfrüchten, Kuchen u. s. w. neben einem Bilde hinzustellen. Auf diese Feier
des Gottes beziehen sich die zu beiden Seiten der Mittelgruppe dargestellten Frauen, von denen die
erste, in eine Diplois gekleidet, zwei mystische Kästchen mit lang herabhangenden heiligen Binden in
den Händen trägt, die zweite, in Chiton und übergeworfenen weiten Mantel gehüllt, nur ein solches
Kästchen hält und mit den Fingern ihr Busengewand emporhebt.

Alle vergoldeten Theile an dem Gemälde sind erhaben gearbeitet und auf die Lichtwirkung
berechnet; der weisse Anstrich des Körpers der Aphrodite und ihr unvollendetes Gewand war ver-
muthlich mit Farben ausgeführt.

3. Abbildung eines ähnlichen bemalten Gefässes von schlanker, verschönerter Gestalt und
Form aus Athen.

Taf. XXXI.

1. Rundgemälde im Innern einer zweihenkeligen Trinkschaale mit hohem Fusse oder Kylix,
wie die daneben abgebildeten, aus der Fauvel'schen Sammlung zu Athen Entkleidung der Braut. In
einem Hochzeitsgemach, Thalamos, kniet der nackte mystische Eros, mit einer blätterverzierten
Stirnbinde festlich geschmückt, vor einer Braut, welche mit Binden um den Kopf, mit dem Chiton
 
Annotationen