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ZUEIGNUNG.

Verklärte! die Du heiter und getrost auf der Stufenleiter der Schöpfung in
die verheifsene Hehnath vorangingst, während ich bei weiten Wanderungen
auf classischem Boden zusammengelesene Trümmer der Alten, der Verges-
senheit zu entreifsen, in vorliegendem Werke vereinigte, Du riefst dem ent-
fernten Sohne mit Ertheilung Deines Segens das letzte Lebewohl zu, das ich
nicht mehr zu erwiedern vermochte. Endlose Sehnsucht ist mir geblieben.
Stets ruht Dein liebes Bild, das von mir selbst gemalte, vor meiner Seele.
In dem Genufs der Leiden erwuchs süfse Befriedigung; Trost und Hoffnung
blieben am Rande des bittern Schmerzenskelches kleben. Was die Künste
und Wissenschaften, was die mannigfaltigen alten und neuen Sprachen Schö-
nes und Grofses lehren, in Deinen Kindern zu erwecken, war Dein liebstes
Bestreben. Jedes Jahr, wenn im Norden der erste milde Sonnenblick den
Nebel theilt, die starre Eis- und Schneedecke schmilzt, bringt im Süden die
wiederauflebende Natur an Deinem Geburtstage, am 27sten Februar alten Styls,
die letzte festliche Fülle und Pracht der Wiesenblumen, der Anemonen, her-
vor, die in allen Abstufungen des farbigen Lichtes gekleidet erscheinen, aber
schnell im Winde verwehen, und von denen bunte Schmetterlinge, wie flie-
gende Blumen, in den Himmel aufschweben. Einem Echo gleich klang Dein
letzter Wunsch von allen Gräbern der Hellenen in dem Xougs mir entgegen und
entlockte meinen Augen häufige Thränenspenden, welche auf diese Blätter
fielen und sie Dir weihten.

So empfange hiermit die Frucht meiner Wanderung und Forschung,
deren Anblick im Leben Dir hienieden Freude gewährte; als ein Beweis mei-
nes liebevollen Andenkens lege ich sie in Deine stille Grabkapelle auf Dei-
nem Sarge nieder! Xa^g.
 
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