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ROMSOSAIOA- ■

Erster llaupfflieil.

Grabmale und Todtenbehältnisse

Vignette über dem ersten Haupttheil.

Vor- und Rückseite eines halbrunden Richterstuhls oder einer Proedra (ttqos&qo) von weissem pentelischen
Marmor, welche in Athen am Platze des ehemaligen Prytaneums stand, und sich wahrscheinlich jetzt noch
dort befindet. An der Stuhllehne sind nächst zwei Olivenkränzen, Zeichen panathenäischer Wettsiege *),
zwei patriotische Grossthaten aus der Geschichte von Athen in flachem Bildwerk dargestellt, die in neben-
stehenden Umrissen der Anschaulichkeit wegen vergrössert erscheinen: links als monarchisches Beispiel
der Stammheld König Erechtheus, Pandions Sohn, welcher zufolge des delphischen Orakelspruchs seine
eigene Tochter, die Chthonia, für das Wohl des Vaterlandes und die Erlangung des Sieges im eleusinischen
Kriege opfert; rechts, als republikanisches Beispiel, die als Heroen verehrten Bürger Harmodius und Aristo-
giton, welche, ihr Leben für die Staatsfreiheit wagend, zum Angriff des Tyrannen Hipparch, des Pisistra-
tiden, eilen. Dort steht Erechtheus in nackter Heroengestalt da, den runden argolischem Schild zurück-
wendend, und erhebt das Schwert, Parazonion, über seine mit dem Chiton bekleidete Tochter, die, ermattet
auf den Boden niedergesunken, ihr Haupt an sein Knie lehnt und, sich selbst am Haarknauf fassend, sich dem
Todesstreich darbietet. Hier zückt Harmodius, der ältere und grössere von den beiden gleichfalls nackt-
gebildeten Helden der spätem Zeit, mit der Rechten den Dolch, Encheiridion, und streckt die ausgebreitete
Chlamis mit der Linken vor, zum Schutze des jüngeren Aristogiton, während dieser sein langes Schwert
zu einem tödtlichen Hiebe schwingt. Jener Eifer des Gefährten, ihn bei dem Wagstück zu decken und
zu vertheidigen, deutet auf ihre musterhafte Freundschaft hin, welche neben der des Theseus und Peri-
thöus, Achilles und Patroklos, Orestes und Pylades, sprüchwörtlich im Alterthum erwähnt wurde.

Am unteren Theil ist der Sessel vorn mit Löwenfüssen verziert, von denen diese Art den Beinamen
Leontopoden trug; links auf dem oberen Rande der Rücklehne steht die, unter der Abbildung wiederholte
etwas beschädigte Inschrift eingegraben, welche mit Ergänzung von sechs fehlenden Buchstaben, Boq&OQ
JlodwQOV vlog, Boethos, Sohn des Diodoros, gelesen werden muss. Sie verkündet den Eigen- und
Vater-Namen des verdienten Proedros oder Raths-Vorsitzers, dessen Amt und Würde der Sessel Proedra
selbst symbolisch bezeugt und dessen Andenken er bewahrt. Zwar kommt der Name Boethos auf einem
schönen antiken geschnittenen Steine, der aus Griechenland in Choiseul Gouffier's Sammlung überging
[s. dessen Voyage II, 16. und Millin's Gall. mytholog. Tom. II. No. 604.], zur Bezeichnung des Werk-
meisters vor, und erinnert an denselben; jedoch in diesem Bezüge würde, wie dort auch hier, der Name
mit der Genitiv-Endigung oder im Nominativ mit dem gewöhnlichen Zusatz: iltolet dastehen, und übrigens

1) Wie die an einem andern Denkmale zu Athen in solchen Kränzen vorkommenden Aufschriften der Kampfstellcr: H-BOTAH der
Rath MEAOMTTAAI die Medomtiden, und____HPEE2 Rest eines verstümmelten Namens, bezeugen.

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