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Staehlin, Rudolf
Das Motiv der Mantik im antiken Drama — Giessen: Toepelmann, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.74897#0093
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Das Motiv der Mantik im antiken Drama

83

Drittes Kapitel
Euripides
§ 15. Medeia1
Das Divinationsmotiv wird zunächst nicht in der Haupt-
handlung, sondern in der Nebenszene, in der Aigeusepisode,
eingeführt.
Aigeus hat wegen Kinderlosigkeit das delphische Orakel
befragt2 und die Antwort erhalten, wie er (679 und 681)
erzählt:
d/axov /££ rov n^otyovra ^ lüaai noda,
nolv av ytar^cpav av3ig korlav uo^co.
Um sich den dunkeln Spruch erklären zu lassen, will er
nach Trozen zu seinem Gastfreund Pittheus gehen: das Orakel
motiviert den Aufenthalt des Aigens in Korinth und damit
seine Rolle im Drama, freilich oberflächlich genug, trotz der
Vorbereitung der Zuschauer durch Verse wie 386 3.

1 Da wir die Behandlung des 3&o\n^o^oyi^ovies von unserem Thema
ausschließen, kommt der Prolog des Apollon in der „Alkestis" nicht in Be-
tracht und da sich das Divinationsmotiv sonst nirgends in diesem Drama
findet, überhaupt die ganze „Alkestis" nicht.

2 Eine Berliner Kylix, abgebildet bei Gerhard, Auserlesene Griechische
Vasenbilder IV Tafel 328; Furtwängler, Berliner Vasenkatalog 2538 zeigt
Aigeus, wie er die auf dem Dreifuß sitzende Themis befragt; beide Namen
sind durch Beischrift gesichert.

3 Das heben mit Recht hervor u. a. Hartung Euripides restitutus
6*
 
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