Das Motiv der Mantik im antiken Drama
203
Ruhe zu bringen. Als Antamoenides heute, am glückver-
heißenden Fest der Liebesgöttin, den Kauf der Anterastylis
mit ihm abschließen will, tritt die Angst des leno klar zutage:
er will an diesem für ihn als unheilvoll bezeichneten Tag
kein wichtiges Geschäft vornehmen (499 f.).
Die Gewinnsucht läßt den Kuppler bald seinen Vorsatz
wieder vergessen; er schließt mit Collabiscus einen Vertrag
wegen des einen Mädchens, heute am Unglückstage, an dem
er keine ernste Angelegenheit erledigen wollte. Die Weisheit
des haruspex wird jetzt, wie Lycus meint, ein zweites Mal
ganz evident ad absurdum geführt: von dem Fremden hat er
soeben das hübsche Sümmchen von dreihundert nummi Phi-
lippei in äußerst vorteilhaftem Handel erhalten; künftig wird
er den Prophezeiungen der haruspices überhaupt keinen Glauben
mehr schenken (746 ff.).
Doch nur zu bald muß er, durch die Intrigue des Milphio
betrogen, die Wahrheit der Prophezeiung des so arg gelästerten
haruspex erkennen (791 ff):
Eheu, quom ego habui hariolos haruspices,
Qui siquid boni promittunt, perspisso evenit:
Id quod mali promittunt, praesentariumst.
Das Gegenstück zu dem Bescheid, den der leno erhalten hat,
bildet die Prophezeiung des haruspex für die beiden Mädchen:
ihnen wird aus den Eingeweiden der Opfertiere geweissagt,
sie würden in wenigen Tagen gegen den Willen ihres bis-
herigen Besitzers frei werden (1205 ff.). Daran knüpft Agora-
stocles einen kleinen Scherz (1209 f.):
Mea fiducia hercle haruspex, patrue, his promisit, scio,
Libertatem, quia me amare hanc seit.
Das Motiv der Eingeweideschau ist, wie wir sehen, in
dieser Komödie zweimal verwendet, aber nur ganz kurz, be-
sonders knapp beim zweiten Mal, wo eine lästige Wiederholung
zu vermeiden war und dem edeln Charakter der beiden Mädchen
entsprechend das Motiv nicht Anlaß zu komischen Szenen 1
1 Ein Rudiment einer solchen Szene ist die oben erwähnte scherzhafte
Deutung des Agorastocles.
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Ruhe zu bringen. Als Antamoenides heute, am glückver-
heißenden Fest der Liebesgöttin, den Kauf der Anterastylis
mit ihm abschließen will, tritt die Angst des leno klar zutage:
er will an diesem für ihn als unheilvoll bezeichneten Tag
kein wichtiges Geschäft vornehmen (499 f.).
Die Gewinnsucht läßt den Kuppler bald seinen Vorsatz
wieder vergessen; er schließt mit Collabiscus einen Vertrag
wegen des einen Mädchens, heute am Unglückstage, an dem
er keine ernste Angelegenheit erledigen wollte. Die Weisheit
des haruspex wird jetzt, wie Lycus meint, ein zweites Mal
ganz evident ad absurdum geführt: von dem Fremden hat er
soeben das hübsche Sümmchen von dreihundert nummi Phi-
lippei in äußerst vorteilhaftem Handel erhalten; künftig wird
er den Prophezeiungen der haruspices überhaupt keinen Glauben
mehr schenken (746 ff.).
Doch nur zu bald muß er, durch die Intrigue des Milphio
betrogen, die Wahrheit der Prophezeiung des so arg gelästerten
haruspex erkennen (791 ff):
Eheu, quom ego habui hariolos haruspices,
Qui siquid boni promittunt, perspisso evenit:
Id quod mali promittunt, praesentariumst.
Das Gegenstück zu dem Bescheid, den der leno erhalten hat,
bildet die Prophezeiung des haruspex für die beiden Mädchen:
ihnen wird aus den Eingeweiden der Opfertiere geweissagt,
sie würden in wenigen Tagen gegen den Willen ihres bis-
herigen Besitzers frei werden (1205 ff.). Daran knüpft Agora-
stocles einen kleinen Scherz (1209 f.):
Mea fiducia hercle haruspex, patrue, his promisit, scio,
Libertatem, quia me amare hanc seit.
Das Motiv der Eingeweideschau ist, wie wir sehen, in
dieser Komödie zweimal verwendet, aber nur ganz kurz, be-
sonders knapp beim zweiten Mal, wo eine lästige Wiederholung
zu vermeiden war und dem edeln Charakter der beiden Mädchen
entsprechend das Motiv nicht Anlaß zu komischen Szenen 1
1 Ein Rudiment einer solchen Szene ist die oben erwähnte scherzhafte
Deutung des Agorastocles.