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stens nicht in den Vordergrund. Selbst wenn sie neue Wege be-
schritten, formten sie in einer natürlich-naturhaften, einer eingängi-
gen Weise. Immer aber schauten sie Menschen und Dinge mit ehr-
fürchtigen Augen, so daß sie unter ihrem Pinsel zum Wunder der
Schöpfung wurden.
Von alledem wird ausführlich zu sprechen sein, dazu auch von der
Genese des Donaustils, vom Schaffen und Wandel der einzelnen
Künstler - es sind bekannte und nicht wenige bislang kaum beach-
tete, die dennoch einer Bekanntschaft würdig sind -, und zum Schluß,
wenn die Charaktermerkmale des Donaustils ausgebreitet, die Maler
vor- und dargestellt sind, auch die Stellung der Donaumalerei in der
Zeit und ihre Strahlkraft Umrissen sind, wird noch zu fragen sein,
wie diese einzigartige Malerei im Haushalt der deutschen Kunst zu
interpretieren ist. Darf sie als eine erste Romantik verstanden wer-
den, oder was war sie sonst?
Im einzelnen wurde der Text so geschrieben, daß der Leser je nach
Bedürfnis, Zeit und Lust haltmachen oder Vordringen kann. Sucht
er nur eine allgemeine Einführung, so bieten ihm die ersten beiden
und das letzte Kapitel einen Überblick. Die Ausführungen über die
Künstler ermöglichen eingehendere Kenntnisse, wer aber noch wei-
ter eindringen möchte, wird die das Buch beschließenden kritischen
Bemerkungen und Verzeichnisse studieren.
Mehr denn vierzig Jahre haben eine besondere Zuneigung und Ver-
ehrung uns - meine Frau wie mich - der Donaumalerei verbunden.
Wir sammelten Beobachtungen, versuchten uns vom Allgemeinen
und Besonderen eine genaue Vorstellung zu erwerben, Notizen
wurden zu Notizen gelegt - es blieb eine Feiertagsbeschäftigung.
Mitunter habe ich wohl daran gedacht, das eine oder andere kleine
Problem zu fixieren, es unterblieb, mußte hinter der großen Arbeit
zurückstehen, die drei Jahrzehnte meines Lebensweges begleitet
hat. Aber auch ein anderer Grund legte nahe, auf eine Veröffent-
lichung zu verzichten. Nun aber ist Ernst Büchner tot und hat all
sein reiches Wissen ins Grab mitgenommen. Damit ist es wohl an
der Zeit, zusammenzufassen, was im Laufe der Jahre sich angesam-
melt hat, und künftiger Forschung einen Weg zu bereiten.
Was wir zu bieten vermögen, kann nicht den Anspruch auf eine er-
schöpfende Geschichte der Donaumalerei erheben. Dazu ist es noch
zu früh, sind noch zu viele Fragen unbeantwortet. Malerei, Zeich-
nung, Holzschnitt und Kupferstich sind in gleicher Weise beachtet,
sonst wäre eine Würdigung der Donaumalerei Fragment, wenn
auch im Zentrum unserer persönlichen Bemühungen - wie immer -

die Werke der Malerei gestanden haben, wogegen wir uns den Do-
kumenten der Zeichnung und der Graphik gegenüber mehr referie-
rend verhielten. Dabei haben wir den Begriff der Donaumalerei im
Sinne der älteren Forschung so eindeutig und präzis wie möglich zu
fassen gesucht. Nicht zuletzt zu diesem Ziele haben wir in dem
Kapitel Gestalt und Gehalt des Donaustils charakteristische Merk-
male an den Werken der sonderlich stilschöpferischen Meister, an
der Kunst von Albrecht Altdorfer, Wolf Huber und des Historia-
Meisters, definiert. Die Erfahrung lehrt, daß ein sicherer Stilbegriff
stets nur am Schaffen der führenden, der »klassischen« Meister zu
gewinnen ist. Dies schien uns um so notwendiger, da heute die Ge-
fahr besteht, daß in der Zeit gegebene Stiltendenzen und die beson-
deren Merkmale der Donaumalerei vermengt werden und Nicht-
zugehöriges ihr zugeordnet wird. Selbst im Donauraum sind neben
den Vertretern des Donaustils Maler tätig gewesen, die völlig ande-
ren Zielen gehuldigt haben. Und andererseits entstanden in anderen
deutschen Landschaften Malereien, denen gewisse Eigenschaften
des Donaustils wohl eignen, immer aber fehlt ihnen das Letzte, Ent-
scheidende. Donaustil und Zeitstil begegnen einander und über-
kreuzen sich, womit wir aufgefordert sind, um so sorgfältiger zu
unterscheiden.
Daß der Verlag F. Bruckmann mir die Gelegenheit geboten hat, meine
langjährigen Forschungen in Buchform auszubreiten, danke ich
ihm herzlich. Herr Dipl.-Ing. O. Poß war mir - wie schon bei den
letztenBänden der Deutschen Malerei der Gotik-auch und zumal bei
dieser Arbeit ein stets bereiter Helfer. Auf mehreren Fahrten haben
wir die zum Teil noch kaum beachteten Altäre und Tafeln aufge-
sucht und photographiert. Ich brauche nicht zu erläutern, wie sehr
mir dies die Sichtung und Ordnung der überkommenen Bestände
erleichtert hat. Ich danke ihm herzlich. Dabei haben wir von seiten
der Besitzer und Betreuer der Bilder stets größtes Entgegenkommen
erfahren. Ihnen, den hochwürdigsten Herren Prälaten der öster-
reichischen Stifte und den verehrten Direktoren der Museen, möchte
ich auch an dieser Stelle nochmals für ihre verständnisvolle Bereit-
willigkeit höflichst danken.
Und Dank sage ich ganz allgemein allen Kollegen, die mir bei meinen
Bemühungen behilflich gewesen sind. Dankbar gedachte ich bei der
Ausarbeitung vor allem der österreichischen und deutschenForscher,
die die Fundamente bereitet und mir vorgearbeitet haben. Wenn ich
aber hie und da anderer Meinung bin, man möge es mir nicht ver-
argen, alle Wissenschaft ist Diskussion, kann nie mehr als das sein.

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