Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

J. A. Stargardt <Berlin> [Hrsg.]
Katalog / J. A. Stargardt (Nr. 313): Berlin seit 200 Jahren: Kunst und Künstler ..., illustrierte Bücher ..., Menschen und Leben ..., Ansichten und Pläne ... ; [16., 17. und 18. Oktober 1930] — Berlin, 1930

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.8356#0048
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
I

IV. Teil.

Deutsche illustrierte Bücher des 18. und 19/Jahr-
hunderts als Werke Berliner Künstler.

Langsam, aber unaufhaltsam verbreitert sich mit der Entwicklung einer wirk-
lichen, die Einheit von Inhalt, Satz, Illustration und Einband würdigenden Biblio-
philie in Deutschland, auch die Zahl derjenigen Sammler, die sich als ihr Gebiet das
Deutsche Illustrierte Buch des 18. und besonders auch des 19. Jahrhunderts wählen.
Dieser Vorgang ist nicht zufällig. Jede neue Beschäftigung mit dieser Materie
erweckt nur immer wieder das Erstaunen darüber, welche Schätze, und in welcher
Vielseitigkeit, wir in Deutschland besitzen. Fehlt uns auch ein Künstler von dem
überragenden Genie eines Daumier und im 18. Jahrhundert die Eleganz eines
Moreau, so verfügen wir dafür über eine Fülle bedeutender und über eine ausser-
ordentliche Vielzahl origineller Illustratoren. Schon das 18. Jahrhundert mit
Meil, Chodowiecki, Schmidt, Rode, Crusius u. A. ist hieran nicht arm. Einzigartig
für die Buchillustration der ganzen Welt aber zeigt es sich im 19. Jahrhundert.
Weder die Franzosen noch die Engländer haben uns an Menge guter Illustratoren,
an Vielfältigkeit der Originalität und an Ausdruck des gesamten Lebens des
Volkes und der Zeitepochen, mögen diese auch dem einzelnen Sammler persönlich
unsympathisch sein. Gleichwertiges an die Seite zu stellen. Wer illustrierte Bücher
als solche sammelt und das deutsche illustrierte Buch zumal des 19. Jahrhunderts
ausschaltet oder nur sporadisch mitnimmt, besitzt in seiner Sammlung einen
Torso, dem künstlerisch und zeitdokumentarisch Entscheidendes fehlt.

Kaum jemals aber wurde bisher die Tatsache gewürdigt, dass das so gern als
künstlerisch steril bezeichnete Berlin in der Illustrierung des deutschen Buches
eine, gemessen an der früheren deutschen Dezentralisierung, überragende Rolle
gespielt hat. Deutsche illustrierte Bücher zu sammeln ist in der Tat in hohem
Masse zugleich ein Sammeln von Berliner Kunst. MitMeil, Chodowiecki, Schmidt
Berger, Bolt, Rode und Mattes dominierte Berlin im 18. Jahrhundert an künst-
lerischer Qualität überhaupt auf diesem Gebiete in Deutschland. Im 19. Jahr-
hundert aber stellte es einen der beiden grossen deutschen Aussenseiter, E. T.
A. Hoffmann. Der Berliner Menzel schuf in den Illustrationen zum Schlemihl und
zu Kugler die Grundlage für die gesamte neue Holzschnittillustration, nachdem
wiederum ein Berliner, Gubitz, den Holzschnitt nach langer Ruhezeit wieder-
erweckt hatte. Einer der Grossen neben Menzel, A. Schrödter, aus der Mark ge-
bürtig, wirkte ebenfalls auch in Berlin. Einen seiner vorzüglichsten Illustratoren,
Hosemann, verdankt das Kinderbuch unserer Stadt. Der grösste deutsche Kinder-
maler überhaupt aber, Pletsch, lebte in Berlin. Der Dritte im Bunde war mit
seinen Schefenschnittbüchern der Berliner K. Fröhlich. Als Karikaturisten be-
sassen wir W. Scholz. Auch der Berliner Schadow illustrierte Bücher. Und in das
Ende des 19. Jahrhunderts fällt zum Teil Zille.

Eine Anzahl zum Teil besonders wichtiger Illustrationswerke der Berliner
Künstler, darunter Seltenheiten ersten Ranges wie den Umschlag zum Kater Murr
enthält die folgende Sammlung.

413 Bartsch, G.: Springer, R., Das Buch des Deutschen Knaben. Mit
8 Tonlithographieen von Bartsch (darunter Illustr. zu Rübezahl),
6 Tafeln mit 35 Abb. zu Turnen, Gymnastik u. Schlittschuhlauf,

J. A. STARGARDT/BERLINW 35
 
Annotationen