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J. A. Stargardt <Berlin> [Hrsg.]
Katalog / J. A. Stargardt (Nr. 313): Berlin seit 200 Jahren: Kunst und Künstler ..., illustrierte Bücher ..., Menschen und Leben ..., Ansichten und Pläne ... ; [16., 17. und 18. Oktober 1930] — Berlin, 1930

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https://doi.org/10.11588/diglit.8356#0060
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V. Teil

Berliner Scherenschnitte und gemalte Silhouetten.

Der Berliner Scherenschnitt, insbesondere des 19. Jahrhunderts, spielt in der
Geschichte dieses Kunstzweiges eine überragende Rolle. Es wird oft noch viel zu
wenig gewürdigt, welche Kunstschätze hier auf Berliner Boden geschaffen wurden
und wie wenig Gleichwertiges -— in betracht kommt eigentlich nur Frankreich -—■
in ganz Europa entstand. Mit Stolz kann Berlin sich auf diesem Gebiete der führen-
den Rolle rühmen.

Die folgende Sammlung enthält besonders Originale, Manuskripte und Repro-
duktionen des in seinem Fache bedeutendsten Meisters Deutschlands und, hin-
sichtlich der Darstellung der von ihm gewählten Motive, der Welt: Karl Fröhlichs.
Als echtes Kind des Volkes und berliner Kind (geboren jedoch zu Stralsund), hervor-
gegangen aus einer armseligen Schusterwerkstatt, später Buchhandelslaufjunge,
schuf Fröhlich mit der vollendetsten Technik Darstellungen von Allem, was das
Herz des Volkes bewegt. Seine Schnitte und Bücher sind wie ein Volkslied. Sie
atmen überall die echte Seele des einfachen Menschen und wirken deshalb niemals
sentimental oder süsslich verlogen. Er übertrifft hierin oft sogar den Meister einer
anderen Technik, Ludwig Richter, dem er sonst am nächsten verwandt ist. Bei
seinen Lebzeiten viel zu wenig geachtet begann er erst jetzt in immer weiteren
Kreisen sich die Wertschätzung als eines unserer grossen und wahrhaft deutschen
Meister zu erringen.

517 Friedrich d. Grosse zu Pferde, nach links reitend, rechts ein kleiner
Busch. Gemalte Silhouette in ornamentaler, mit der Feder ge-
zeichneter Umrahmung, ca. 1780. Blattgrösse 9,3 X 12,5 cm. 60.—

Hervorragend schöner Schattenriss von miniaturartiger Feinheit.

518 Gemalte Silhouette Friedrichs des Grossen. Brustbild nach links,
in getuschtem Medaillon mit blauer Schleife, ca. 1800. 10,7 X
13,2 cm. 40 —

Charakteristischer Schattenriss.

519 Gemalte Silhouette Friedrich Wilhelms II. Brustbild nach links,
in getuschtem Medaillon mit blauer Schleife. 11,1x12,9 cm. 20.—

Schön ausgeführter Schattenriss.

519a Porträtsilhouette einer Dame. Originalscherenschnitt. aufgesetzt
auf ein Originalaquarell (Säule in Landschaft). Auf dem Sockel der
Säule 6 handschriftliche Zeilen einer Grabschrift auf die dargestellte
Dame, datiert ,,Le 29 Decembre 1788". Rechts in der Landschaft
ein Grabhügel und handschriftlich „ach herzlich hab ich dich geliebet!
Viel mehr als ich dir kund gemacht, Mehr als ich selbst vorhin ge-
dacht —". 11,5x13,5 cm. 60.—
Der Scherenschnitt dürfte D. Chodowiecki zuzuschreiben sein. Expl. aus
Sammlung Rosenberger.

519b Porträtsilhouette des Chemikers und Malers Emil Jakobsen gen.
Müller von der Havel (s. seine Bilder von Tegel, Nr. 272 a—f), Er-

J. A. STARGARDT/BERLIN W 35
 
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