[Eros, lachend und weinend]
Frauen um Goethe
290 Vulpius, Christiane, 1764—1816. 3 Autographen Goethes und
Christianes, die zusammengenommen, ein einzigartiges Do-
kument aus Goethes Privatleben darstellen.
1) und 2) Zwei eigenhändige Zahlungsanweisungen Goethes
mit Unterschrift. Breslau 12. IX. 1790. 1 u. % S. 8°.
3) Eigenhändige Quittung der Christiane Vulpius mit Unter-
schrift. Weimar 22. IX. 1790. % S. ^°. zusammen 750.—
Die erste der Anweisungen ist an die Fürstliche Kammer gerichtet
und gibt dieser auf, an seinen Sekretär Philipp Seidel 150 Th. zu
Lasten seines (Goethes) Gehaltsanspruchs auszuzahlen. Am unteren
Rande quittiert Seidel über die genannte Summe.
Die zweite Anweisung, mit Gemmensiegel und Adresse an Seidel,
verpflichtet diesen, 20 Th. an ,,D e m o i s e 11 e Vulpius“ aus-
zuzahlen.
Das dritte Schriftstück nun ist die Empfangsbestätigung
Christianens über diesen Betrag für Seidel. Die ausserordent-
liche Seltenheit von Autographen Christianens ist bekannt.
Goethes Stimmung zur Zeit der Niederschrift dieser Anweisungen
und sein Verhältnis zu Christianen werden am besten durch seinen
am Vortage, gleichfalls aus Breslau, an Herders gesandten Brief
beleuchtet, in dem es u. a. heisst:
,,. . . Es ist all und überall Lumperei und Lauserei, und ich habe
gewiss keine eigentlich vergnügte Stunde, bis ich mit Euch zu Nacht
gegessen und bei meinem Mädchen geschlafen habe. Wenn Ihr mich
lieb behaltet, wenige Gute mir geneigt bleiben, mein Mädchen treu ist,
mein Kind lebt, mein grosser Ofen gut heizt, so hab’ ich vorerst nichts
weiter zu wünschen . . .“
S. das Facsimile von 2) und 3) auf Seite 63.
291 Goethe, Ottilie von, geb. von Pogwisch, Goethes Schwieger-
tochter, 1796—1872. 15 E. Br. m. U. Weimar 26. I. u. (4. VI.)
1839, Wien 24. VIII. 1840 u. 26. IV. 1841, (Leipzig) u. a. 0.
o. 0. u. J. 2 S. 4° u. 20 S. 8°. x 75.—
An Henriette Keil, geb. Löhr, u. (4) ihren Gatten Job. Georg Keil
in Leipzig, mit denen Ottilie eng befreundet war.
Am aufgeschlossensten ist der Brief aus Wien vom 24. VIII. 1840.
,,. . . Ich habe mich nicht getäuscht, als ich Jahrelang daran arbeitete
wieder hieher zu kommen, denn das Leben gleitet leiser hier an mir
vorüber, — mich erfassen nicht so heftige Wellen dass sie mich an
Klippen werfen könnten, wo ich mir die noch nicht gesundete Brust
wieder verletzte . . . ich möchte immer hier bleiben, aber eigentlich
Schmerz wird mir doch nur die Trennung von einem Wiener
hier bereiten. Es ist ein Dr. Seligmann . . . Ich weis kaum
einen geistreicheren, originelleren Umgang, und wenn der Tag . . .
ihn auch ganz in Anspruch nimmt, so bin ich doch in den späteren
Abendstunden immer gewiss ihn zu sehen . . .
Ob ich [bei der Rückreise] über Leipzig gehe, weis ich noch nicht . . .
ganz schmerzlos wird es mir niemals sein, denn Sie wissen ja
wie lieb mir Kühne war, und wie verwebt in mein Leben . . .
Mein Sohn [Walther] lebt einsamer und ist düsterer wie je;
er arbeitet sich zu Tode ... Alma tanzt fröhlich in der Welt
umher . . .“
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Frauen um Goethe
290 Vulpius, Christiane, 1764—1816. 3 Autographen Goethes und
Christianes, die zusammengenommen, ein einzigartiges Do-
kument aus Goethes Privatleben darstellen.
1) und 2) Zwei eigenhändige Zahlungsanweisungen Goethes
mit Unterschrift. Breslau 12. IX. 1790. 1 u. % S. 8°.
3) Eigenhändige Quittung der Christiane Vulpius mit Unter-
schrift. Weimar 22. IX. 1790. % S. ^°. zusammen 750.—
Die erste der Anweisungen ist an die Fürstliche Kammer gerichtet
und gibt dieser auf, an seinen Sekretär Philipp Seidel 150 Th. zu
Lasten seines (Goethes) Gehaltsanspruchs auszuzahlen. Am unteren
Rande quittiert Seidel über die genannte Summe.
Die zweite Anweisung, mit Gemmensiegel und Adresse an Seidel,
verpflichtet diesen, 20 Th. an ,,D e m o i s e 11 e Vulpius“ aus-
zuzahlen.
Das dritte Schriftstück nun ist die Empfangsbestätigung
Christianens über diesen Betrag für Seidel. Die ausserordent-
liche Seltenheit von Autographen Christianens ist bekannt.
Goethes Stimmung zur Zeit der Niederschrift dieser Anweisungen
und sein Verhältnis zu Christianen werden am besten durch seinen
am Vortage, gleichfalls aus Breslau, an Herders gesandten Brief
beleuchtet, in dem es u. a. heisst:
,,. . . Es ist all und überall Lumperei und Lauserei, und ich habe
gewiss keine eigentlich vergnügte Stunde, bis ich mit Euch zu Nacht
gegessen und bei meinem Mädchen geschlafen habe. Wenn Ihr mich
lieb behaltet, wenige Gute mir geneigt bleiben, mein Mädchen treu ist,
mein Kind lebt, mein grosser Ofen gut heizt, so hab’ ich vorerst nichts
weiter zu wünschen . . .“
S. das Facsimile von 2) und 3) auf Seite 63.
291 Goethe, Ottilie von, geb. von Pogwisch, Goethes Schwieger-
tochter, 1796—1872. 15 E. Br. m. U. Weimar 26. I. u. (4. VI.)
1839, Wien 24. VIII. 1840 u. 26. IV. 1841, (Leipzig) u. a. 0.
o. 0. u. J. 2 S. 4° u. 20 S. 8°. x 75.—
An Henriette Keil, geb. Löhr, u. (4) ihren Gatten Job. Georg Keil
in Leipzig, mit denen Ottilie eng befreundet war.
Am aufgeschlossensten ist der Brief aus Wien vom 24. VIII. 1840.
,,. . . Ich habe mich nicht getäuscht, als ich Jahrelang daran arbeitete
wieder hieher zu kommen, denn das Leben gleitet leiser hier an mir
vorüber, — mich erfassen nicht so heftige Wellen dass sie mich an
Klippen werfen könnten, wo ich mir die noch nicht gesundete Brust
wieder verletzte . . . ich möchte immer hier bleiben, aber eigentlich
Schmerz wird mir doch nur die Trennung von einem Wiener
hier bereiten. Es ist ein Dr. Seligmann . . . Ich weis kaum
einen geistreicheren, originelleren Umgang, und wenn der Tag . . .
ihn auch ganz in Anspruch nimmt, so bin ich doch in den späteren
Abendstunden immer gewiss ihn zu sehen . . .
Ob ich [bei der Rückreise] über Leipzig gehe, weis ich noch nicht . . .
ganz schmerzlos wird es mir niemals sein, denn Sie wissen ja
wie lieb mir Kühne war, und wie verwebt in mein Leben . . .
Mein Sohn [Walther] lebt einsamer und ist düsterer wie je;
er arbeitet sich zu Tode ... Alma tanzt fröhlich in der Welt
umher . . .“
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