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Stark, Carl Bernhard
Leonardo da Vinci: ein Vortrag — [Jena], 1858

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https://doi.org/10.11588/diglit.32330#0046
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dungsbildern gesührt, die wir unrichtig allegorische nenuen,
von ihm zu jenen mythologischen Werken, in denen eine Natur-
stimmung so trefflich erfaßt ist, wie in seiner Leda, seinem
Bacchus, seiner Pomona. Aber endlich mischt sich bei ihm jene
Kühnheit eines, das Seltsame, Schwerbegreifliche gerade lieben-
den Geistes mit der Weichheit, die in jedem Humor stch sindet,
nm seiner Hand die merkwürdigsten Verbindungen menschlicher
und Thiergestalt zu entlocken, ja ihn selbst zu politischen Saty-
ren in Thiergestalt zu veranlaffen. Noch ist er nicht Land-
schaftsmaler im engen Sinne, aber er hat den landschaft-
lichen Charakter trefflich behandelt.

Gehen wir von dem Gegenstand der Darstellung zur 2lrt
nnd Weise der Darstellung, so hat Leonardo der Zeich-
nung erst die stchere und gemäßigte anatomische Grundlage ge-
geben, er hat dem Gesicht und Händen erst ihr seineres Wesen
abgelauscht, die volle Freiheit der Körperbewegung nach inne-
rem Gesetz; er hat zuerst in Jtalien das Körperhaste in der
Lichtwirkung völlig dargestellt. Niemand hat vor ihm,
wenige nach ihm das allmälige Schwinden des Körpers an
seinen äußersten Umrissen so darzustellen gewußt. Und wie weiß
er die Schatten selbst die Lichtreslere zu mildern und umgekehrt
das volle Licht nur für einige wenige Punkte aufzusparen! Er
ist daher der italienische Künstler, der dem Oelmalen gerade
das entlockt hat, was wir früher als das Neue, nur hierin
Darstellbares erkanntrn.
 
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