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Stark, Carl Bernhard
Leonardo da Vinci: ein Vortrag — [Jena], 1858

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https://doi.org/10.11588/diglit.32330#0047
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Leonardo's ganze Bedeutung sür die Entwickelung der mo-
dernen Kunstblüthe wird uns erst in der Fülle seiner Schüler,
in dem durchgreisenden Einslusse klar werden, den er auf einen
Rafael, Francesco Bartolomeo, Coreggio gehabt; endlich in
dem inneren Gegensatz zu Michel Angelo, der sie beide gleich-
sam die Gränzen bildender Kunst überhaupt umschreiben läßt.
Aber wie die eben erst sich öffnende Blüthenknospe einen ganz
besonders lieblichen Duft verbreüel, wie der Blick nicht genug
in sie sich vertiefen kann, wei! gleichsam etwas Unermeßliches in
ihrem Jnnern ruht, und wir so gar sehr geneigt sind, ihr vor
der in voller Herrlichkeit prangenden Rose einen subjectiven
Vorzug zu geben, so wird wer einmal in Leonardo's Bilder
tieser hineingeschaut hat, von einem ganz besonderen Zauber
an sie gefesselt; wo ein Bild seiner Schule, seines Geistes auf-
taucht in der Ueberfülle der Galerien, da wird es ihn hin-
ziehen, er wird es sosort von jedem andern Werk gleichzeitiger
Kunst unterscheiden; es ist immer eine Art Räthsel, das nie
der Verstand, das kunstgeübte Auge zunächst. sondern die Ver-
wandschaft eigener Stimmungen zu lösen vermag.
 
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