Die alexandrinische Poesie. Die Epigrammatiker etc. 63
habe ja ein versteinertes Weib darzustellen1). Ein anderes von einem unbe-
kannten Verfassser auch auf eine Statue der Niobe nennt den Künstler Praxi-
teles., der der durch die Götter Versteinerten neues Leben gegeben; Ausonius
hat uns in einem an seine Nachbildung sich anschliessenden Distichon sicht-
lich die in dem Original auch einst gegebene Pointe mit erhalten, ,,sie lebe
zwar nur durch den Künstler, aber Sinn, Verstand habe er ihr nicht geben
können, den sie auch früher nicht bewiesen“ 2).
Auch die letzte Nachblüthe des griechischen Epos in ihrer nüchternen
Nachahmung und Ergänzung des Homer, wie sie Quin tos Smyrnaeos
darstellt, sowie in der übervollen, aufgeregten, künstlich gesteigerten Be-
handlung dionysischer Stoffe, wie sie in Nonnos uns erhalten ist, hat die
Niobesage nicht zur Seite liegen lassen. Quintos Smyrnaeos, welcher selbst
einst als Knabe Schafe geweidet im Gebiet von Smyrna, nahe am Hermos bei
einem Artemistempel, in einem Gartenbezirk der Eleutheria3 , auf mässiger
Berghohe, nimmt bei der Angabe eines gefallenen Helden auf troischer Seite
Veranlassung zu einer auf eigener Anschauung sichtbar beruhenden Schilde-
rung der Niobe am Sipylos, in seiner Ausdrucksweise zugleich an die oben
näher erläuterte homerische Darstellung4) sich anschliessend. Der Dulichier
Meges tödtet Bundesgenossen der Troer, von der kleinasiatischen Küste, von
Milet, Mykale, Panormos, aus dem Mäanderthal, endlich der thessalische
Polypoites den Sohn des Theiodamas (ein den Dryopern in Thessalien, wie
auf Rhodos angehöriger Name) und der Nymphe Neaera, Dresaeos5).
1) Anthol. gr. II. p. 500. η. XXVIII:
Λυίίτήνου Νιόβης όράας παναλη&έα μορφήν
ώς έτι μυρομένης πότμον έών τεκέων ;
έν δ' άρα και ψυχήν ουκ έλλαχε ; μη τάδε τέχνη
μέμφεο, ϋ-ηλυτέρην είκασε λαϊνέην.
ΐ) Anthol. gr. III. ρ. 214:
'Εκ ζωής με &εοΙ τεΰξαν λίδον' έκ δε λίϋοιο
ζωήν Πραξιτέλης έμπαλιν ειργάΰατο.
Auson. Epitaph. 28:
Vivebam, sum facta silex. Quae deinde polita
Praxitelis manibus vivo iterum Niobe.
Reddidit artificis manus omnia, vel sine sensu ;
hunc ego cum laesi numina non habui.
3) Έλευ&ερίας ένΐ κήποι Posthorn. XII. 312. Bezieht sich dieser Name nicht auf eine
bei Artemisien so häufige Freistatt?
4) II. XXIV. 602—620.
5) Posthorn. I. v. 291—305:
/Ιρηΰαΐον έδάμαΰΰεν άοήίφιλος ΙΙολυποίτης,
τον τέκε δια Νέαιρα περίφρονι Θειοδάμαντι
μιχ&εϊο έν λεχέεΰαιν ΰπαΐ Σιπύλω νιφόεντι,
ηχι &εοϊ Νιόβην λααν 9-έΰαν, ης έτι δάκρυ
habe ja ein versteinertes Weib darzustellen1). Ein anderes von einem unbe-
kannten Verfassser auch auf eine Statue der Niobe nennt den Künstler Praxi-
teles., der der durch die Götter Versteinerten neues Leben gegeben; Ausonius
hat uns in einem an seine Nachbildung sich anschliessenden Distichon sicht-
lich die in dem Original auch einst gegebene Pointe mit erhalten, ,,sie lebe
zwar nur durch den Künstler, aber Sinn, Verstand habe er ihr nicht geben
können, den sie auch früher nicht bewiesen“ 2).
Auch die letzte Nachblüthe des griechischen Epos in ihrer nüchternen
Nachahmung und Ergänzung des Homer, wie sie Quin tos Smyrnaeos
darstellt, sowie in der übervollen, aufgeregten, künstlich gesteigerten Be-
handlung dionysischer Stoffe, wie sie in Nonnos uns erhalten ist, hat die
Niobesage nicht zur Seite liegen lassen. Quintos Smyrnaeos, welcher selbst
einst als Knabe Schafe geweidet im Gebiet von Smyrna, nahe am Hermos bei
einem Artemistempel, in einem Gartenbezirk der Eleutheria3 , auf mässiger
Berghohe, nimmt bei der Angabe eines gefallenen Helden auf troischer Seite
Veranlassung zu einer auf eigener Anschauung sichtbar beruhenden Schilde-
rung der Niobe am Sipylos, in seiner Ausdrucksweise zugleich an die oben
näher erläuterte homerische Darstellung4) sich anschliessend. Der Dulichier
Meges tödtet Bundesgenossen der Troer, von der kleinasiatischen Küste, von
Milet, Mykale, Panormos, aus dem Mäanderthal, endlich der thessalische
Polypoites den Sohn des Theiodamas (ein den Dryopern in Thessalien, wie
auf Rhodos angehöriger Name) und der Nymphe Neaera, Dresaeos5).
1) Anthol. gr. II. p. 500. η. XXVIII:
Λυίίτήνου Νιόβης όράας παναλη&έα μορφήν
ώς έτι μυρομένης πότμον έών τεκέων ;
έν δ' άρα και ψυχήν ουκ έλλαχε ; μη τάδε τέχνη
μέμφεο, ϋ-ηλυτέρην είκασε λαϊνέην.
ΐ) Anthol. gr. III. ρ. 214:
'Εκ ζωής με &εοΙ τεΰξαν λίδον' έκ δε λίϋοιο
ζωήν Πραξιτέλης έμπαλιν ειργάΰατο.
Auson. Epitaph. 28:
Vivebam, sum facta silex. Quae deinde polita
Praxitelis manibus vivo iterum Niobe.
Reddidit artificis manus omnia, vel sine sensu ;
hunc ego cum laesi numina non habui.
3) Έλευ&ερίας ένΐ κήποι Posthorn. XII. 312. Bezieht sich dieser Name nicht auf eine
bei Artemisien so häufige Freistatt?
4) II. XXIV. 602—620.
5) Posthorn. I. v. 291—305:
/Ιρηΰαΐον έδάμαΰΰεν άοήίφιλος ΙΙολυποίτης,
τον τέκε δια Νέαιρα περίφρονι Θειοδάμαντι
μιχ&εϊο έν λεχέεΰαιν ΰπαΐ Σιπύλω νιφόεντι,
ηχι &εοϊ Νιόβην λααν 9-έΰαν, ης έτι δάκρυ