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Steele, Richard
Herrn Richard Steelens Christlicher Held: oder: Beweis, daß keine andern Grundsätze, als die von der Religion hergenommen werden, einen großen Mann zu bilden fähig und hinlänglich sind — Leipzig, 1767 [VD18 14314606]

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https://doi.org/10.11588/diglit.28079#0008
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Vorrede.

wenn wir uns selbst gelassen sind, die Wahrheit
vor uns entstellt finden, und jene, die uns än Ge-
schicklichkeit übertreffen, haben Dinge, die uns
von Natur finster und schrecklich Vorkommen, in
eine so schimmernde Verkleidung versteckt, daß sie
eine Art von Ruhm und Artigkeit auf gewisse
Laster geprägt, und uns halb überredet haben,
daß eine Hure dennoch eine Schönheit, und eia
Ehebrecher eben kein Bösewicht sey.
Diese Uebel werden von einer angemaßten
Herrschaft eines gebietenden Gelächters unter-
stützt, weil man den Umgang, ich weiß nicht, we-
gen was für einer Pedanterey des Wohlstandes,
auf gleichgültige, niedrige, oder wohl gar laster-
hafte Dinge einschränket, und alles, was ernst-
haft, gut, oder groß ist, allmählig aus der Welt
verbannet. Denn als Nachahmer derer, die wir
erwähnt haben, werfen sich täglich so viele Prä-
tendenten, Unheil zu stiften, auf, daß dasjenige,
was anfänglich nur eine Verschwörung schien,
nunmehro eine allgemeine Empörung wider die
Tugend wird. Und wenn diejenigen, welche
wirklich Verstand besitzen, voran gehen, so kan
schwerlich verhütet werden, daß ihnen nicht ein
Hause folge, der auch Verstand haben will, und
daher alle Mittel anwendet, es jenen gleich zu
thun, indem er einen Fchler durch einen andern
abhilft, und den Mangel des Verstandes durch
den Mangel der Gnade, und den Mangel der Ehre
durch den Mangel der Scham ersetzet.

So
 
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