Vorrede.
ie Welt ist unter zweyerley Menschen ge-
theilet, unter Männer vom Witz, und
unter Männer von Geschähen, und diese
haben sie gänzlich in ihrer Gewalt. Aber vor so
mächtig sich die letztem auch halten, so haben sie
doch nur den kleinsten Antheil an der Regierung
des menschlichen Geschlechts; und ob sie gleich die
andern sowohl von der Gesellschaft, als von Eh-
renstellen ausschließen können, so werden diese doch
allezeit eine unwiderstehliche Herrschaft über uns
behaupten. Denn ihre Einbildungskraft ist so
feurig und lebhaft, daß sie in allem, was sie ge-
nießen oder besitzen, einen viel höhern Geschmack
haben, als der Geschmack trägerer Menschen ist.
Und diese feinere Empfindung der Dinge können
sie andern auf eine so vortheilhafte Art mittheilen,
daß sie ihnen alle Eindrücke, die sie wollen, geben
oder benehmen können. Denn wenn ein Mann,
der Witz und Verstand hat, spricht, so theilet er
feinen Zuhörern, durch eine geschickte Vorstellung
feiner Gedanken, alle die Glückseligkeit und das
Vergnügen mit, das er selbst empfindet, und be-
lebt unser trägeres Leben zur Freude, die wir nie
von uns selbst würden empfunden haben, so daß
wir um unser selbst willen seine Sklaven und An-
hänger werden. Aber wahrhaftig, sie bedienen
sich insgemein dieses liebenswürdigen Zwangs
mit der größten Tyranney, und, da es nur allzu-
sehr in ihrer Gewalt stehet, so richten sie unftre
Liebe, unfern Haß, unser Verlangen und unfern
Abscheu auf unrechte Gegenstände; so daß wir,
2 r wenn
ie Welt ist unter zweyerley Menschen ge-
theilet, unter Männer vom Witz, und
unter Männer von Geschähen, und diese
haben sie gänzlich in ihrer Gewalt. Aber vor so
mächtig sich die letztem auch halten, so haben sie
doch nur den kleinsten Antheil an der Regierung
des menschlichen Geschlechts; und ob sie gleich die
andern sowohl von der Gesellschaft, als von Eh-
renstellen ausschließen können, so werden diese doch
allezeit eine unwiderstehliche Herrschaft über uns
behaupten. Denn ihre Einbildungskraft ist so
feurig und lebhaft, daß sie in allem, was sie ge-
nießen oder besitzen, einen viel höhern Geschmack
haben, als der Geschmack trägerer Menschen ist.
Und diese feinere Empfindung der Dinge können
sie andern auf eine so vortheilhafte Art mittheilen,
daß sie ihnen alle Eindrücke, die sie wollen, geben
oder benehmen können. Denn wenn ein Mann,
der Witz und Verstand hat, spricht, so theilet er
feinen Zuhörern, durch eine geschickte Vorstellung
feiner Gedanken, alle die Glückseligkeit und das
Vergnügen mit, das er selbst empfindet, und be-
lebt unser trägeres Leben zur Freude, die wir nie
von uns selbst würden empfunden haben, so daß
wir um unser selbst willen seine Sklaven und An-
hänger werden. Aber wahrhaftig, sie bedienen
sich insgemein dieses liebenswürdigen Zwangs
mit der größten Tyranney, und, da es nur allzu-
sehr in ihrer Gewalt stehet, so richten sie unftre
Liebe, unfern Haß, unser Verlangen und unfern
Abscheu auf unrechte Gegenstände; so daß wir,
2 r wenn