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Steele, Richard
Herrn Richard Steelens Christlicher Held: oder: Beweis, daß keine andern Grundsätze, als die von der Religion hergenommen werden, einen großen Mann zu bilden fähig und hinlänglich sind — Leipzig, 1767 [VD18 14314606]

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https://doi.org/10.11588/diglit.28079#0064
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höhern Aussichten, beyzubringen. Diesem großen
Endzweck zu folge, waren Ärmuth und Demuth
ihre verachtete Rüstung. Die Betrachtung die-
ser Waffen ist demnach keine Ausschweifung von
unserm Vorhaben. Ein jeder stehet ein, mit was
für Nachtheil ein armer Mann auch die gemein-
sten Dinge unternimmt, weil er die ganze Welt
wider fich hat, und der Reiche, das ist, der Weise,
ihm widerspricht. Denn so gewiß Reichthum und
Vermögen seinem Besitzer, in allem was er sagt
oder thut, Beyfall undAnmukh giebt, so gewiß
ziehet Armuth dem Dürftigen, in allen seinen Un-
ternehmungen, Geringschätzung, Verachtung und
Vorurtheil zu. Der dürftige Mann kan weder
Hand noch Mund, noch Verstand zu seinem oder
seines Freundes Vortheil gebrauchen, sondern ist
mit einem Kranken in gleichen Umstanden; nur
mit dem Unterschiede, daß seine Kr ankheit anste-
ckend ist, die kein Mensch lindern noch heilen will;
oder wenn es ja jemand thut, so geschiehst es sel-
ten mit so viel Mitleiden, als Verachtung, und
mehr aus Prahlerey des Arztes, als aus Barm-
herzigkeit mit dem Kranken. Es ist dieses ein
Zustand, darinnen ein Mensch alle das Gute, das
er verdienet, unzugänglich, alles Elend aber un-
vermeidlich findet; und der arme Held wird so ge-
wiß verspottet werden, als der arme Schelm ge-
hangen wird. Unter diesem Druck spricht der ar-
me Mann mit Stocken, ist unentschlossen in seinen
Unternehmungen, und zaghaft in seinen Handlun-
gen. Er wird im Umgänge mit Menschen ver-
achtet,
 
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