Geleitwort
Nach den Codices Palatini germanici bilden die über 450 Codices aus der Bibliothek des
ehemaligen Zisterzienserklosters Salem am Bodensee die zweitbedeutendste historische
Sammlung der Universitätsbibliothek Heidelberg. Aus unserer heutigen Perspektive be-
sitzt der 1826 erfolgte Ankauf der Salemer Bibliothek mit ihren über 30.000 Drucken, 700
Inkunabeln und Hunderten von Handschriften durch die Universität Heidelberg nicht
weniger Symbolwert als die kurz zuvor (1816) erfolgte Rückkehr der deutschsprachigen
Palatina-Handschriften.
War für die Universität selbst der Übergang von der Kurpfalz an Baden im Jahr 1802 und
die damit einhergehende Verfassungsänderung die Voraussetzung für ihren Wiederauf-
stieg im 19. Jahrhundert, so erwuchs aus den genannten Zugewinnen für ihre Universi-
tätsbibliothek neues Prestige. Künftig kamen Juristen, Philologen und Kunsthistoriker
aus aller Welt, um den Heidelberger Sachsenspiegel und das Rolandslied aus der Palatina
oder das so genannte Petershausener Sakramentar aus der Salemer Provenienz zu erfor-
schen. Dabei ergänzen sich beide Sammlungen in geradezu komplementärer Weise. Wäh-
rend die deutschsprachigen Palatina-Handschriften auf die pfalzgräfliche Schlossbiblio-
thek zurückgehen, spiegelt sich in den überwiegend lateinischen Codices aus Salem die
Jahrhunderte andauernde Sammel- und Schreibtätigkeit der Zisterziensermönche vom
Bodensee. Wo sich die pfalzgräflichen Herren und Damen für weltliche Lyrik, Epik und
wissenschaftliche Fachliteratur interessierten, finden sich in der Salemer Bibliothek zahl-
reiche liturgische, theologische und philosophische Texte.
In Bezug auf ihre Katalogisierung hatten die Palatini lange einen beträchtlichen Vor-
sprung. Nachdem bereits vor über 100 Jahren Karl Bartsch (1887) und Jakob Wille (1903)
die Codices der Palatina erstmals komplett erschlossen hatten, hat das seit 1996 laufende
moderne Katalogisierungsunternehmen bereits drei Kataloge hervorgebracht und wird in
wenigen Jahren abgeschlossen sein.
Der bisher einzige Salemer Katalog von Wilfried Werner aus dem Jahr 2000 dagegen er-
schließt lediglich die 144 mittelalterlichen nichtliturgischen Handschriften. Daraus ergab
sich ein beträchtlicher Nachholbedarf. So ist es für die Universitätsbibliothek ein großes
Glück, dass es 2007 gelang, die Stiftung Kulturgut Baden-Württemberg für eine Projekt-
förderung zur Katalogisierung der frühneuzeitlichen Salemer Handschriften zu gewinnen,
und dass wir mit Dr. Uh Steiger einen so umfassend kompetenten Wissenschaftler mit
unserem Projekt betrauen konnten.
Wer in dem vorliegenden, 247 Handschriftenbeschreibungen umfassenden Katalog blät-
tert und liest, ahnt, wie anspruchsvoll die gestellte Aufgabe war. Der Bestand vereint
Texte aus vier Jahrhunderten und fast allen Wissenschaftsdisziplinen, vornehmlich aus der
Theologie, der Geschichte, der Philologie, der Jurisprudenz, den Naturwissenschaften
und der Medizin. Alle Texte und Autoren waren zu identifizieren und einzuordnen,
zahlreiche paläographische, chronologische und heraldische Probleme zu lösen. Die vor-
liegenden Katalogisate beruhen auf den aktuellen Richtlinien der Deutschen
Forschungsgemeinschaft zur Handschriftenkatalogisierung und erfüllen damit die höchs-
Nach den Codices Palatini germanici bilden die über 450 Codices aus der Bibliothek des
ehemaligen Zisterzienserklosters Salem am Bodensee die zweitbedeutendste historische
Sammlung der Universitätsbibliothek Heidelberg. Aus unserer heutigen Perspektive be-
sitzt der 1826 erfolgte Ankauf der Salemer Bibliothek mit ihren über 30.000 Drucken, 700
Inkunabeln und Hunderten von Handschriften durch die Universität Heidelberg nicht
weniger Symbolwert als die kurz zuvor (1816) erfolgte Rückkehr der deutschsprachigen
Palatina-Handschriften.
War für die Universität selbst der Übergang von der Kurpfalz an Baden im Jahr 1802 und
die damit einhergehende Verfassungsänderung die Voraussetzung für ihren Wiederauf-
stieg im 19. Jahrhundert, so erwuchs aus den genannten Zugewinnen für ihre Universi-
tätsbibliothek neues Prestige. Künftig kamen Juristen, Philologen und Kunsthistoriker
aus aller Welt, um den Heidelberger Sachsenspiegel und das Rolandslied aus der Palatina
oder das so genannte Petershausener Sakramentar aus der Salemer Provenienz zu erfor-
schen. Dabei ergänzen sich beide Sammlungen in geradezu komplementärer Weise. Wäh-
rend die deutschsprachigen Palatina-Handschriften auf die pfalzgräfliche Schlossbiblio-
thek zurückgehen, spiegelt sich in den überwiegend lateinischen Codices aus Salem die
Jahrhunderte andauernde Sammel- und Schreibtätigkeit der Zisterziensermönche vom
Bodensee. Wo sich die pfalzgräflichen Herren und Damen für weltliche Lyrik, Epik und
wissenschaftliche Fachliteratur interessierten, finden sich in der Salemer Bibliothek zahl-
reiche liturgische, theologische und philosophische Texte.
In Bezug auf ihre Katalogisierung hatten die Palatini lange einen beträchtlichen Vor-
sprung. Nachdem bereits vor über 100 Jahren Karl Bartsch (1887) und Jakob Wille (1903)
die Codices der Palatina erstmals komplett erschlossen hatten, hat das seit 1996 laufende
moderne Katalogisierungsunternehmen bereits drei Kataloge hervorgebracht und wird in
wenigen Jahren abgeschlossen sein.
Der bisher einzige Salemer Katalog von Wilfried Werner aus dem Jahr 2000 dagegen er-
schließt lediglich die 144 mittelalterlichen nichtliturgischen Handschriften. Daraus ergab
sich ein beträchtlicher Nachholbedarf. So ist es für die Universitätsbibliothek ein großes
Glück, dass es 2007 gelang, die Stiftung Kulturgut Baden-Württemberg für eine Projekt-
förderung zur Katalogisierung der frühneuzeitlichen Salemer Handschriften zu gewinnen,
und dass wir mit Dr. Uh Steiger einen so umfassend kompetenten Wissenschaftler mit
unserem Projekt betrauen konnten.
Wer in dem vorliegenden, 247 Handschriftenbeschreibungen umfassenden Katalog blät-
tert und liest, ahnt, wie anspruchsvoll die gestellte Aufgabe war. Der Bestand vereint
Texte aus vier Jahrhunderten und fast allen Wissenschaftsdisziplinen, vornehmlich aus der
Theologie, der Geschichte, der Philologie, der Jurisprudenz, den Naturwissenschaften
und der Medizin. Alle Texte und Autoren waren zu identifizieren und einzuordnen,
zahlreiche paläographische, chronologische und heraldische Probleme zu lösen. Die vor-
liegenden Katalogisate beruhen auf den aktuellen Richtlinien der Deutschen
Forschungsgemeinschaft zur Handschriftenkatalogisierung und erfüllen damit die höchs-