S. Julius II.
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allen ein mächtiges Flügelpaar, frischer Lorbeer umkränzt die jugendliche Stirn
wie ein Diadem, und wenn wir ihr in die lichtvollen Augen sehen, dann meinen
wir, es könnte noch niemals ein Schmerzgedanke die reine Schönheit dieser Züge
verschleiert haben. Wie der Vogel seine Lieder singt, so glücklich und beglückend
dichtet sie Melodieen und Gesäuge, immer aus den: Endlichen in die Ewigkeit
hinüberschauend, immer vom Gdem der Gottheit angeweht.
Die gleichfalls auf goldenem Mosaikgrunde geinalten Darstellungen in
den Ecken erläutern ganz einfach die Medaillons. So bezieht sich das Urteil des
Nd. Stanza della Segnatura. Die Poesie.
Salomo als glorreichster Akt der Rechtsprechung aller Zeiten auf die Gerechtigkeit,
der Sündenfall ist eigentlich erst aller Anfang der Theologie, der Sieg Apollos
über Ucarsyas verherrlicht den Triumph der wahren Poesie, und jene merkwürdige
weibliche Gestalt, die sich forschend und staunend über den gestirnten Himmelskörper
beugt, soll wohl nur das Streben der Philosophie bedeuten, die Geheimnisse der
Natur und des Menschen unter ewige Gesetze zu bringen.
Die Priester und Propheten des Menschengeschlechtes, die Theologen, Dichter
und Philosophen konnte Raphael sehr wohl in idealer Gemeinschaft zusammen-
führen, nicht so die Juristen. Daher ließ er es unter der Gerechtigkeit, rechts und
links von: Fenster, bei zwei Teremonienbildern bewenden und setzte darüber die
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allen ein mächtiges Flügelpaar, frischer Lorbeer umkränzt die jugendliche Stirn
wie ein Diadem, und wenn wir ihr in die lichtvollen Augen sehen, dann meinen
wir, es könnte noch niemals ein Schmerzgedanke die reine Schönheit dieser Züge
verschleiert haben. Wie der Vogel seine Lieder singt, so glücklich und beglückend
dichtet sie Melodieen und Gesäuge, immer aus den: Endlichen in die Ewigkeit
hinüberschauend, immer vom Gdem der Gottheit angeweht.
Die gleichfalls auf goldenem Mosaikgrunde geinalten Darstellungen in
den Ecken erläutern ganz einfach die Medaillons. So bezieht sich das Urteil des
Nd. Stanza della Segnatura. Die Poesie.
Salomo als glorreichster Akt der Rechtsprechung aller Zeiten auf die Gerechtigkeit,
der Sündenfall ist eigentlich erst aller Anfang der Theologie, der Sieg Apollos
über Ucarsyas verherrlicht den Triumph der wahren Poesie, und jene merkwürdige
weibliche Gestalt, die sich forschend und staunend über den gestirnten Himmelskörper
beugt, soll wohl nur das Streben der Philosophie bedeuten, die Geheimnisse der
Natur und des Menschen unter ewige Gesetze zu bringen.
Die Priester und Propheten des Menschengeschlechtes, die Theologen, Dichter
und Philosophen konnte Raphael sehr wohl in idealer Gemeinschaft zusammen-
führen, nicht so die Juristen. Daher ließ er es unter der Gerechtigkeit, rechts und
links von: Fenster, bei zwei Teremonienbildern bewenden und setzte darüber die