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Michelangelo; Steinmann, Ernst [Hrsg.]
Die Portraitdarstellungen des Michelangelo — Römische Forschungen der Bibliotheca Hertziana, Band 3: Leipzig: Klinkhardt & Biermann, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.47056#0089
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Esequienx), und derselbe Verlag gab in demselben Jahre auch die Leichenrede des Benedetto
Varchi heraus2). Gleichzeitig erschienen in der Stamperia ducale die Gedächtnisrede des
Lionardo Salviati3) und bei Sermatelli die Rede des Tarsia4) und die poetischen Verherr-
lichungen des Toten in lateinischer und italienischer Sprache, die Domenico Legati ge-
sammelt hatte5). Anton Francesco Grazzini genannt il Lasca verherrlichte diese Esequien
in einem Madrigal6) und Benvenuto Cellini schrieb eine besondere Abhandlung, in der
er sein Nichterscheinen bei den Esequien damit motivierte, daß den Malern und nicht
den Bildhauern der Platz rechts vom Luogotenente eingeräumt worden seiA
So reich also die literarischen Quellen fließen, die Michelangelos höchste Ehrung durch
die Vaterstadt der Nachwelt bezeugen, so dürftig ist alles, was sich an bildlichen Dar-
stellungen erhalten hat, die für unsere Vorstellung schließlich mehr bedeuten würden,
als alle Beschreibungen in Poesie und Prosa.
Mehr als drei Monate bis zum 18. Oktober 1564 blieben Gemälde und Statuen in
San Lorenzo ausgestellt, dann wurden sie ins Refektorium der Innocenti überführt8). Bei
dieser Gelegenheit wurden auch alle Historien abgeschätzt und ihre Gesamtzahl — große
und kleine — auf 25 angegeben. Einzelne Bilder wurden verschenkt, andere von den
Künstlern selbst zurückgekauft. Die Statuen waren schon damals fast alle zerbrochen.
Nur eine einzige erhielt Vincenzo Borghini, das Haupt der Akademie9), zugleich mit dem
Gemälde Zuccas — Julius III. und Michelangelo — zum Geschenk. Heute hat sich von
den Reliquien keine einzige mehr erhalten; es ist aber möglich, daß die wenigen Zeich-
nungen, die im folgenden zusammengestellt sind, sich noch durch Funde in den Kupfer-
stichkabinetten Europas ergänzen lassen.
TAFEL 72.
Entwurf für den Katafalk Michelangelos in San Lorenzo.
Sammlung Resta in der Ambrosiana in Mailand.
Beschriftungen: Oben in der Mitte: PER IL FUNERALE DI MIC. ANGEL. BUONAROTA.
Prima idea della pa- facciata p. il catafalco.
1) Esequie del divin Michelagnolo Buonarroti celebrate in Firenze dall’ Accademia de’ Pittori, Scultori et Architettori nella
Chiesa di S. Lorenzo il di 14 Luglio 1564. In Firenze appresso i Giunti 1564. Vasari hat dieses Opusculum seiner eigenen
Beschreibung zugrunde gelegt. Eine Neuausgabe dieses höchst selten gewordenen Buches veranstaltete G. Piccini im Jubiläums-
jahre 1875 in Florenz.
2) Orazione funerale di M. Benedetto Varchi. Firenze 1564. Dies Buch ist niemals neu aufgelegt worden und kommt
in der Originalausgabe häufiger vor.
3) Orazione di Lionardo Salviati nella morte di Michelagnolo Buonarroti. Firenze 1564. Diese äußerst seltene Rede,
die nicht auf der Höhe ihres Gegenstandes steht, wurde im Jahre 1575 neu gedruckt, aber mit starken Abkürzungen.
Vgl. Il primo Libro delle orazioni del Cavalier Lionardo Salviati. Nuovamente raccolte. Firenze. Giunti p. 37.
4) Tarsia, Orazione etc. Vgl. Passerini, Biliografia p. 137.
5) Poesie di diversi autori etc. Passerini p. 81. Einen Neudruck gab Magherini (p. 275) als Appendix seines Michelangiolo.
6) Le Rime burlesche ed. C. Verzone. Firenze 1882, p. 314.
7) Notizie lett. ed. ist dell’ Accademia Fiorentina. Firenze 1700, p. 190. Cellinis Discorso ist zuerst am Schluß der Leichen-
rede Tarsias abgedruckt. Wiederabdruck in: I trattati dell’oreficeria e della scultura ed. Carlo Milanesi. Firenze 1857,
p. 229—233. Vgl. auch Gotti I, 364.
8) Wir haben über diese Vorgänge genaue Berichte aus dem Libro di Ricordi del Proveditore 1563—1571, die Jacopo
Cavallucci publiziert hat. Vgl. Notizie storiche intorno alla R. Accademia delle arti del disegno in Firenze. Firenze 1873,
p. 49—51. Vgl. ebenhier p. 25, wo wir von einem Schreiben der größten Künstler Venedigs erfahren, das auf die »Opera
del Catafalco« Bezug nimmt.
9) Den Carteggio artistico des D. Vincenzo Borghini hat A. Lorenzoni im vergangenen Jahre in Florenz herauszugeben
begonnen und in der Einleitung ausführlich über diesen merkwürdigen Mann gehandelt, dessen literarische Tätigkeit ebenso
bedeutsam gewesen ist wie sein Wirken und Schaffen im Dienst der Medici als Prior des Spitals der Innocenti.

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