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Steinmann, Ernst; Michelangelo [Hrsg.]; Lewald, Theodor [Gefeierte Pers.]
Michelangelo im Spiegel seiner Zeit — Römische Forschungen der Bibliotheca Hertziana, Band 8: Leipzig: Poeschel & Trepte, 1930

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https://doi.org/10.11588/diglit.47058#0039
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KAPITEL III

CLAUDIO TOLOMEI • FRANCISCO DE HOLLANDA
LUIGI DEL RICCIO • DONATO GIANNOTTI
BATTISTA STROZZI -NICCOLO FRANCO
Von den drei großen päpstlichen Gönnern Michelangelos: Julius II., Clemens VII.
und Paul III., ist es Paul III. gewesen, der ihn am erfolgreichsten zu behandeln
verstand, der mit Festigkeit und Milde zugleich Michelangelos noch immer un-
gebändigtes Temperament zu zügeln wußte. Er ehrte überdies das Vermächtnis
Clemens VII., dem das unvergängliche Verdienst zugeschrieben werden muß,
Michelangelo zuerst die Malerei des Jüngsten Gerichtes an der Altarwand der
Sixtina in Vorschlag gebracht zu haben. Die Rovere-Erben wurden beschwich-
tigt, ein Breve nach dem anderen befestigte Michelangelos Stellung als oberster
Architekt, Bildhauer und Maler des Apostolischen Palastes. Ja, Paul III. suchte
persönlich den Meister in seiner Werkstatt am Macell de’Corvi auf: „Dreißig
Jahre habe ich den Wunsch gehabt, dir Aufgaben zu erteilen; nun, da ich Papst
geworden bin, werde ich ihn mir gewiß nicht versagen!“1 Unter der Regierung
Pauls III. (1534-1549) ist Michelangelo wieder jung geworden. Als Künstler hat
er neue gewaltige Aufgaben vollendet und begonnen, wie das Jüngste Gericht,
die Fresken in der Paolina, die Leitung am Bau der Peterskirche, als Mensch
verlebte er in diesen Jahren in den Freundschaftsverhältnissen zu Tomaso Cava-
lieri, zu Vittoria Colonna, zu Luigi del Riccio, zu Donato Giannotti - um nur
die erlesensten Namen aus diesem erlauchten Kreise zu nennen - die glück-
lichste Periode seines ganzen Lebens.
Sogar bei einem Gastmahl gegenwärtig schildert ihn uns in diesen Jahren Claudio
Tolomei, und wie er im Hause des Messer Agapito Belluomo die angeregte
Unterhaltung der Gäste so sehr genoß, daß er mit feiner Anspielung auf die nach
den zwölf Göttern benannten Gemächer im Hause des Lucullus erklärte, er habe
an diesem Abend zwar nicht in Apollo, aber mit Apollo gespeist2.
So hatte er auch in früheren Jahren einmal bei dem Capitano Cujo Dini in
Florenz in fröhlicher Gesellschaft gespeist, und die Mahlzeit sowohl, wie die
Unterhaltung sehr genossen. „Ich vergaß für eine kurze Zeit“, schrieb er an
Sebastiano del Piombo, „meine Melancholie oder vielmehr meine Narrheit“3.
Hätten es nicht Condivi, Vasari und Varchi ausdrücklich bezeugt, so würde die
1 Vasari VII, p. 206. Filippo Tarchiani hat in der Casa Buonarroti den Besuch Pauls III. in der Werkstatt Michel-
angelos in einem großen Gemälde dargestellt. Vgl. Steinmann, Porträtdarstellungen Michelangelos, p. 88, Taf. 89.
2 Claudio Tolomei an Giov. Battista Grimaldi am 26. Juli 1543. Aus den Lettere di C. T. (1554) wieder abgedruckt
bei Bottari, Raccolta di lettere V, p. 101.
’ Brief vom Mai 1525 aus Florenz bei Milanesi, Lettere, p. 446.

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